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ADB:Groddeck, Ernst Gottfried

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Artikel „Groddeck, Gottfried Ernst“ von Conrad Bursian in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 707–708, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Groddeck,_Ernst_Gottfried&oldid=- (Version vom 7. Oktober 2024, 23:19 Uhr UTC)
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Groddeck: Gottfried Ernst G., Philolog, geb. im J. 1762 in Danzig als Sohn des Orientalisten Benjamin G., besuchte das dortige Gymnasium und studirte dann in Göttingen, wo er dem von Heyne geleiteten philologischen Seminar als Mitglied angehörte. Hier löste er im J. 1785 eine von der theologischen Facultät der Universität gestellte Preisfrage über die Berechtigung des Selbstmordes durch eine Abhandlung, welche unter dem Titel: „Commentatio de morte voluntaria“ gedruckt wurde; 1786 veröffentlichte er ebendaselbst, bereits als Magister Artium, eine Untersuchung über Ursprung und Wesen der homerischen Hymnen nebst kritischen Bemerkungen zu einzelnen Stellen derselben („Commentatio de hymnorum Homericorum reliquiis“); aus derselben Zeit stammt eine im zweiten Stück der „Bibliothek der alten Litteratur und Kunst“ (Göttingen 1787) gedruckte Abhandlung über die Argonautica des Apollonius von Rhodos, welche sich mit den vom Dichter bei Abfassung dieses Gedichtes benutzten Quellen beschäftigt. 1787 wurde er von dem Fürsten Adam Kasimir Czartoryski als Lehrer der griechischen und römischen Litteratur für seinen jüngsten Sohn, den Prinzen Constantin, berufen und übernahm hier auch die [708] Leitung und Ordnung der reichhaltigen Bibliothek des Fürsten, eine Stellung, die er mit Unterbrechung einiger Jahre, welche er im Dienste des Fürsten Lubomirski zubrachte, bis zum J. 1804 einnahm, wo er zum Professor der griechischen und römischen Litteratur an der Universität Wilna ernannt wurde. Er war während dieser Zeit auch schriftstellerisch nicht unthätig gewesen: außer ein Paar weiteren Aufsätzen in der „Bibliothek der alten Litteratur und Kunst“ („Ueber das Local der Unterwelt beim Homer“ in Stück 8, 1791, und „Descriptio codicis insignis Varsoviensis Senecae tragoedias continentis cum lect. varietate ex Herc. furente“ in Stück 10, 1794) hatte er eine selbständige Schrift „Ueber die Vergleichung der alten, besonders griechischen mit der deutschen und neueren schönen Litteratur“, Berlin 1788 und zwei weitere, uns nicht zugängliche Schriften („Antiquarische Versuche“, erste Sammlung, Lemberg 1800, und „Ueber das Studium der Philologie“, ebendas. 1801) veröffentlicht. Seine Lehrthätigkeit in Wilna war eine äußerst erfolgreiche: die Studirenden hingen mit Begeisterung an dem geliebten Lehrer, der ebenso durch seine umfassende Gelehrsamkeit und seine tiefe sittliche Auffassung des classischen Alterthums, als durch seinen warmen Patriotismus und seine ganze liebenswürdige Persönlichkeit einen mächtigen Einfluß ausübte. Auch seine schriftstellerische Thätigkeit war seit seiner Berufung nach Wilna, abgesehen davon, daß er im Verein mit Kasimir Kontrym die Wilnaer polnische Litteraturzeitung redigirte, fast ausschließlich den Zwecken des akademischen Unterrichts gewidmet: zum Gebrauche bei den Vorlesungen veröffentlichte er Ausgaben der Trachinierinnen und des Philoktetes des Sophocles, des Orator, Laelius und Brutus des Cicero, einen Leitfaden für die römischen Alterthümer („Antiquitatum romanarum doctrina in usum lectionum academicarum adumbrata“, Wilna 1811) und einen Grundriß der griechischen Litteraturgeschichte („Historiae Graecorum litterariae elementa“, Wilna 1811): das letztere Werk, das in erweiterter Bearbeitung unter dem Titel „Initia historiae Graecorum litterariae“ (2 Bde., Wilna 1821 und 1823) erschienen ist, hat wegen der Uebersichtlichkeit der Darstellung und der treffenden Beurtheilung auch in weiteren Kreisen verdienten Beifall gefunden. Von den Programmen, die G. im Namen der Universität verfaßte, behandeln mehrere in scharfsinniger Weise Fragen aus dem Gebiet der scenischen Alterthümer der Griechen. G. starb am 13. August 1824 in Kiiowek im Gouvernement Minsk (Litthauen).

Vgl. A. Werner in der Allg. Encykl. d. W. u. K., S. I. Bd. 92, S. 30 f. und L. Chodzko in der Nouvelle biographie génerale, dir. par Hoefer, T. 22, p. 133.