ADB:Gudermann, Christoph

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Artikel „Gudermann, Christoph“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 87–88, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gudermann,_Christoph&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 12:09 Uhr UTC)
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Gudermann: Christoph G., Mathematiker, geb. am 28. März 1798 zu Winneburg bei Hildesheim, † am 25. Sept. 1852 zu Münster, woselbst er seit 1832 außerordentlicher, seit 1839 ordentlicher Professor der Mathematik an der theologischen und philosophischen Akademie war, nach einer vorangegangenen Lehrthätigkeit am Gymnasium zu Cleve seit 1823. Ein tiefer Denker bearbeitete er der Hauptsache nach zwei Gebiete der Mathematik: die Geometrie der Kugel und die Theorie der hyperbolischen und elliptischen Functionen. Seine „analytische Sphärik“ 1830 öffnete ihm die Universitätslaufbahn; das „Lehrbuch der niederen Sphärik“ folgte 1836; Abhandlungen über ähnliche Gegenstände erschienen in Crelle’s Journal von 1834–52 (Bd. IX, XXV, XXXIII, XXXVIII, XLIII). Ueberall lag der Gedanke zu Grunde, das eigentliche Zeichnungsfeld der auf eine Oberfläche beschränkten Figuren sei die Kugel, während die Ebene nur als specieller Fall derselben erscheine; eine Geometrie der Kugel sei daher weitaus wichtiger als die Planimetrie und müsse deshalb zum Mindesten in ebenbürtiger [88] Behandlung mit jener gelehrt werden. Die Theorie der elliptischen Functionen bereicherte G. gleichfalls durch bedeutsame Arbeiten, welche aber durch die unselige Gewohnheit des Verfassers überall neue Namen und neue Bezeichnungen einführen zu wollen das größere mathematische Publikum geradezu abstießen. Die Theorie der Potentialfunctionen 1832, der Modularfunctionen und Modularintegrale 1844 fanden außerhalb des engen Kreises von Gudermann’s nächsten Schülern wenige Leser, und so sehr diese Nächsten dem Lehrer anhingen, so verbitterte doch die Nichtanerkennung sein Gemüth und lähmte vielleicht thatsächlich seine Schaffungskraft. Erst die jüngste Zeit hat Gudermann’s Bezeichnungen und mit denselben seine Leistungen zu Ehren gebracht.

Vgl. Neuer Nekrolog d. Deutschen, Jahrg. 1852 S. 940.