ADB:Gurlt, Ernst

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gurlt, Ernst“ von Otto Hamann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 644–645, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gurlt,_Ernst&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 11:52 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Gurlitt, Louis
Nächster>>>
Gurlt, Ernst Julius
Band 49 (1904), S. 644–645 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst Friedrich Gurlt in der Wikipedia
Ernst Friedrich Gurlt in Wikidata
GND-Nummer 116930837
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|49|644|645|Gurlt, Ernst|Otto Hamann|ADB:Gurlt, Ernst}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116930837}}    

Gurlt: Ernst Friedrich G., bedeutender Veterinäranatom, geboren zu Drentkau in Schlesien am 13. October 1794 als Sohn eines Amtmannes des Grafen v. Schweinitz. Auf verschiedenen Dorfschulen und durch Privatunterricht vorgebildet, trat er 1809 in die Lehre beim Apotheker der Stadt Lüben. Während der Lehrzeit, in der er viel Ungemach zu erdulden hatte und zu allen möglichen Arbeiten herangezogen wurde, eignete er sich neben gründlichen Kenntnissen in der Pharmacie auch solche in der Botanik an, die ihm später sehr zu statten kamen. Im Herbst des Kriegsjahres 1813 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst. Als Apotheker wurde er dem Feldlazareth auf dem Bürgerwerder zu Breslau überwiesen. Vom Typhus, der als eine Folge des Krieges ausbrach, ergriffen, lag er sechs Wochen krank. Kaum genesen, entschloß er sich, Michaelis 1814, Medicin zu studiren. Er wurde ohne Maturitätszeugniß immatriculirt, da dieses allen im Heere Gedienten erlassen wurde. Die alten Sprachen eignete er sich später an. Ostern 1815, nach der Rückkehr Napoleon’s von Elba, trat er in Düsseldorf als Chirurg bei einem fliegenden Feldlazareth ein, mit dem er bis nach Paris und Le Mans kam. Nach Beendigung des Krieges 1816 verließ er das Militär, um in Breslau weiter zu studiren. Er wurde schon im Herbst desselben Jahres vom Anatomen Otto zum Gehülfen ernannt; in dieser Stellung blieb er bis zu seiner Promotion 1819. Während seiner Approbation als praktischer Arzt im Wintersemester [645] 1819–1820 erhielt er die Repetitorstelle für Anatomie an der Berliner Thierarzneischule und begann sofort seine Lehrthätigkeit. Hier schrieb er sein „Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haus-Säugethiere“ 1822 und schuf so die erste wissenschaftliche deutsche Veterinäranatomie. Im Sommer 1821 unternahm er eine größere wissenschaftliche Reise, 1824 bestand er die Physikatsprüfung; 1825 zum Oberlehrer ernannt, erhielt er 1827 den Titel Professor. Seine Vorlesungen erstreckten sich in den Jahren 1824–1869 über die Gebiete der normalen und pathologischen Anatomie, Physiologie, Zoologie und Botanik. Dabei leitete er die Präparierübungen, Sectionen und botanischen Excursionen. Trotz der Vielseitigkeit der Aufgaben, die G. bewältigte, fand er noch Zeit zur Schaffung eines Museums, das durch ihn zu einem der ersten und reichhaltigsten wurde. Tausende von Präparaten stammen aus seiner Hand und die Sammlung der Mißbildungen gilt für unerreicht. 1849 wurde G. zum technischen Director der Thierarzneischule, 1850 zum Geheimen Medicinalrath ernannt. 1868 feierte G. das 50jährige Dienstjubiläum, 1870 trat er in den Ruhestand. Er war Mitglied gelehrter Gesellschaften und Ritter vieler Orden. – Von seinen wissenschaftlichen Werken seien hervorgehoben das „Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Haus-Säugethiere“, 1831/32 ; „Lehrbuch der vergleichenden Physiologie der Haus-Säugethiere“, 1837; mit Hertwig „Chirurgische Anatomie und Operationslehre für Thierärzte“, 1847; „Die thierischen Mißbildungen“, 1877; mit Hertwig begründete er das „Magazin für die gesammte Thierheilkunde“, 1835 ff., das eine sehr große Anzahl Abhandlungen aus seiner Hand enthält. G. besaß eine gewaltige Arbeitskraft, so daß er neben seiner Thätigkeit als Lehrer, Schriftsteller und Examinator auch in verschiedenen Commissionen thätig war. So sehen wir ihn bei den Ausgaben der preußischen Pharmakopoe betheiligt. G. war eine ernste, verschlossene Natur, jedem geselligen Verkehr abgeneigt, ein Mann von eiserner Pflichttreue, der ein beliebter Lehrer und College war, trotz mancher Eigenthümlichkeit im täglichen Leben. Seit 1824 verheirathet, hinterließ er drei Söhne und eine Tochter; er starb am 13. August 1882.

Ernst Friedrich Gurlt † (Nekrolog): Archiv f. wiss. u. prakt. Thierheilkunde, Bd. 8, 1882. – Nekrolog in: Deutsche Zeitschr. f. Thiermedicin u. vergl. Pathol., Bd. 9, 1883. – Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte. Herausgegeben von Aug. Hirsch.