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ADB:Haberkorn, Peter

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Artikel „Haberkorn, Peter“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 268, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haberkorn,_Peter&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:10 Uhr UTC)
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Haberkorn: Peter H., eifriger Verfechter der lutherischen Orthodoxie im 17. Jahrh. – wahrscheinlich ein Abkömmling des alten fränkischen Adelsgeschlechts v. Haberkorn – war am 9. Mai 1604 zu Butzbach in der Wetterau als Sohn eines dortigen Schreinermeisters geboren. Da die Eltern frühzeitig starben, veranlaßte es der damalige Prediger zu Butzbach (nachheriger Superintendent zu Gießen) Joh. Dieterichs, daß der verwaiste Knabe nach Ulm zum Besuche des dortigen Gymnasiums geschickt wurde, dessen Rector der Bruder des Dieterichs war. Nach Beendigung der Gymnasialstudien besuchte H. seit 1626 die Universitäten Marburg, Leipzig und Straßburg und hielt sich dann schließlich noch, lediglich um die Streittheologie der Katholiken von diesen selbst zu erlernen, ein halbes Jahr in Köln auf. Im J. 1632 nach (dem damals im hessen-darmstädtischen Besitze befindlichen) Marburg zurückgekehrt machte er sich bald durch seinen mit großer Gelehrsamkeit gepaarten Feuereifer für das lutherische Dogma bemerklich, und erhielt infolge dessen 1633 die Stelle eines Hofpredigers zu Darmstadt. Hier erkannte Landgraf Georg II. die Bedeutung des Mannes und ernannte ihn daher im Januar 1643 zum Superintendenten in Gießen, sowie, als die hessen-darmstädtische lutherische Hochschule von Marburg nach Gießen zurückverlegt war, zum ordentlichen Professor der Theologie und der hebräischen Sprache an derselben. Von dieser Stellung aus lag nun H., um die Mauern Zions zu hüten, im ununterbrochenen Kampfe mit Papisten und Reformirten. So lange er lebte, galt daher die lutherische Kirche des Landes als wohlverwahrt. In den trostlosen synkretistischen Streitigkeiten, welche durch den Unionismus des großen Helmstädter Theologen Georg Calixt veranlaßt waren, spielte daher H. zwar eine hervorragende aber keine erfreuliche Rolle. In seinem Werke „Anti-Syncretismus“ führt H. aus, daß der Teufel selbst das Princip der die confessionellen Gegensätze mißachtenden Religionsmengerei sei. Wie zwischen Christus und Belial, Licht und Finsterniß, Wahrheit und Lüge, so sei auch zwischen lutherischer und reformirter Lehre keine Zusammenstimmung möglich. Haberkorn’s Theilnahme an dem Religionsgespräch zu Rheinfels mit (reformirten und) katholischen Theologen war durchaus erfolglos, weil der zum Uebertritt zum Katholicismus schon vor dem Beginne des Gesprächs entschlossene Landgraf Ernst von Hessen-Rotenburg (von welchem dasselbe veranstaltet war) durch seine das Colloquium betreffenden Dispositionen dasselbe zu einer leeren Formalität gemacht hatte. H. – nach dem Tode seines Schwiegervaters Feuerborn (1658) Professor primarius der Gießener Facultät – starb im April 1676.

Vgl. Strieders Hess. Gelehrten-Lexikon Bd. IX, S. 205–211, wo auch seine Schriften aufgezählt sind.