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ADB:Haccius, Georg

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Artikel „Haccius, Georg“ von Carl Bertheau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 288–289, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haccius,_Georg&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:51 Uhr UTC)
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Haccius: Georg H., ursprünglich Hacke, war am 30. August 1626 zu Utleben oder Uthleben geboren, einem damals zum fürstlich schwarzburgischen Amte Heringen, jetzt zum preußischen Kreise Sangerhausen gehörigen, an der Helme zwischen Nordhausen und Heringen belegenen Dorfe, in welchem sein Vater, Wilhelm H. († 1673), 51 Jahre als Prediger stand. Er studirte zu Jena Theologie, war dann seit Ostern 1645 Hauslehrer beim Rathsherrn und Richter Rehtmeier in Minden und setzte darauf seine Studien in Rostock fort. Von hier aus wurde er im J. 1648 als Conrector zurück nach Minden berufen, wo er sich im J. 1654 mit Kath. Elisabeth Heise verheirathete und darauf im J. 1661 Prediger an der St. Marienkirche wurde. Im November 1666 erwarb er sich zu Rinteln die Würde eines Licentiaten der Theologie. In Minden hatte er Streitigkeiten mit dem dortigen Commandanten, deren Ursache aus den dem Unterzeichneten zugänglichen Nachrichten über H. nicht zu erkennen ist; der Commandant setzte ihn in Arrest, und er wurde erst nach 22 Wochen aus demselben befreit, nachdem seine Frau sich persönlich zum Kurfürsten nach Berlin begeben hatte und von diesem dem Commandanten wiederholt der Befehl zugegangen war, ihn freizulassen; kurz darauf entging er den Nachstellungen eines gemeinen Soldaten auf offener Straße nur wie durch ein Wunder. Hamburger Oberalten (d. h. Kirchenälteste), die zu einer Hochzeit in Minden waren, wurden auf seine ausgezeichneten Kanzelgaben aufmerksam und veranlaßten es, daß er am 15. November 1669 an die St. Marien-Magdalenen-Kirche in Hamburg gewählt wurde. Dem Hamburger Ministerium war er zwar hinsichtlich der Lehre verdächtig, weil er in Rinteln, dessen Facultät für synkretistisch galt, seinen Licentiaten gemacht und hauptsächlich, weil er in einem im J. 1665 herauszgegebenen Werke, „Deliciae Marianae“ genannt, sich über die Jungfrau Maria so ausgedrückt hatte, daß z. B. auch Spener gesagt hatte, er könne nicht begreifen, wie einem evangelischen Theologen solche Worte in den Sinn kommen, geschweige wie er sie vertheidigen könne. Doch wußte H. sich in dem Colloquium, das das Hamburger Ministerium mit ihm anstellte, vom Verdachte der Heterodoxie zu reinigen und ward recipirt. Im J. 1670 ward er zugleich Pastor am Spinnhause in Hamburg. Als er dann im J. 1672 in den Zusätzen zu einer zweiten Auflage seiner „Deliciae Marianae“ die früher gebrauchten unvorsichtigen Ausdrücke in einem gewissen Sinne vertheidigte, kam es zu heftigen Streitigkeiten zwischen ihm und dem Ministerium, welche, nachdem man beiderseits Gutachten von Universitäten eingeholt und in mehreren Schriften den eigenen Standpunkt vertheidigt hatte, damit endigten, daß der Rath ferneren Streit untersagte. Als H. später sich dahin aussprach, daß einige mißverständliche Ausdrücke ihm selbst nicht mehr gefielen, wurde nun auch von Wittenberg aus seine Rechtgläubigkeit nicht mehr bezweifelt. Inzwischen galt er in Hamburg als Prediger ungemein viel; und so kam es, daß er im J. 1680 am 7. März zum ersten Hauptpastor an der St. Michaelis-Kirche gewählt wurde, nachdem diese Gemeinde zu einer selbständigen Parochie erhoben war. Auch in dieser Stellung hatte er mancherlei Streitigkeiten mit seinen Collegen, welche [289] jedoch nicht die Lehre betrafen und bei welchen ihn wol nicht hauptsächlich die Schuld trifft. Seine Predigten wurden immer gern gehört; nach den gedruckt vorliegenden zu urtheilen, waren sie in der Form höchst eigenthümlich; durch mehr oder weniger geistreiche Bilder, die er nach allen Seiten ausführte, suchte er zu fesseln; an Kraft und Beredsamkeit fehlte es seiner Rede sicher nicht. Am 15. Febr. 1684 ernannte ihn der Kurfürst von Brandenburg zum Consistorialrath in Minden; doch starb er, ehe er diesem Rufe folgen konnte, nach kurzer Krankheit am 12. April 1684. Ueber seine letzten Streitigkeiten, in Folge deren er auch wol seine Stellung verlassen wollte, hat er einen handschriftlichen Bericht hinterlassen.

Moller, Cimbria litterata II, S. 265 ff. Nic. Wilckens, Hamburger Ehrentempel, S. 449 ff. u. 712 ff. Lexikon der hamburg. Schriftsteller III. S. 39 ff.