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ADB:Haeser, Heinrich

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Artikel „Haeser, Heinrich“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 53–54, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haeser,_Heinrich&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 03:39 Uhr UTC)
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Haeser: Heinrich H., Arzt und Professor der Medicin, wurde am 15. October 1811 in Rom geboren, wo zu jener Zeit sein Vater, herzoglich weimarischer Musikdirector, sich aufhielt. In Weimar erzogen und vorgebildet studirte H. seit 1830 Medicin in Jena, erlangte 1834 mit der Inauguralabhandlung „De influentia epidemica“ die Doctorwürde, einer Arbeit, die noch ganz von dem Geist der Naturphilosophie zeugt, unter deren Bann damals ein großer Theil der Mediciner stand, von dem sich H. jedoch später allmählich zu emancipiren lernte. Nachdem er auf einer längeren wissenschaftlichen Reise verschiedene deutsche und österreichische Universitäten besucht hatte, prakticirte er kurze Zeit in dem weimarischen Städtchen Auma als Arzt, habilitirte sich aber bereits 1836 in Jena als Docent, wo er gleichzeitig mehrere Jahre lang die Stelle eines Secundararztes der Poliklinik bekleidete. 1839 zum außerordentlichen Professor befördert, begann er 1840 die Herausgabe eines „Archivs für die gesammte Medicin“, einer Zeitschrift, die jedoch schon 1849 zu erscheinen aufhören mußte; ebenso hatte das von H. begonnene „Repertorium der gesammten Medicin“ nur eine zweijährige Lebensdauer, von 1840–42. 1846 wurde H. zum ordentlichen Professor ernannt. Infolge ungünstiger äußerer Verhältnisse verließ H. 1849 Jena, um sich nach Leipzig zu begeben und hier eine medicinische Zeitschrift ins Leben zu rufen, folgte jedoch noch in demselben Jahre einem Ruf nach Greifswald und siedelte schließlich 1862 in gleicher Eigenschaft, zugleich mit dem Charakter als Geheimer Medicinalrath, [54] nach Breslau über, wo er bis zu seinem an den Folgen eines chronischen Unterleibsleidens am 13. September 1885 eingetretenen Lebensende wirkte.

Haeser’s Hauptruhmestitel, zugleich das Werk seines Lebens, bleibt das dreibändige große „Lehrbuch der Geschichte der Medicin“ (3. Aufl. Jena 1875 bis 1882). In seiner ersten Auflage (Jena 1845) nur einen mäßigen Octavband umfassend, erfuhr es bereits in 2. Auflage (1853–65) eine Erweiterung zu zwei umfangreichen Bänden, und hätte H. das Glück gehabt, noch ein Jahrzehnt länger zu wirken, so würde er sicher seinem Werk noch neben der Verbesserung mancher Irrthümer und der Ausfüllung der Lücken auch einen voluminöseren Umfang und größere Gleichmäßigkeit der Bearbeitung in den einzelnen Capiteln haben geben können. Was das Werk so außerordentlich werthvoll gemacht und ihm den Ehrentitel einer „medicinisch-historischen Bibel“ verschafft hat, ist die Thatsache, daß zugleich mit der pragmatischen Geschichtsdarstellung reichhaltige biographisch-bibliographische Mittheilungen, litterarische Angaben und Nachweise aller Art, Auszüge aus den Hauptautoren der Medicin etc. verknüpft worden sind und damit ein Idealwerk geschaffen wurde, wie es vorher in der medicinischen Geschichte, speciell in der deutschen Litteratur, nicht vorhanden war; denn in dem classischen Sprengel’schen Versuch – abgesehen davon, daß dieser mittlerweile veraltet war – sind litterarische Notizen ziemlich dürftig vertreten. Gegenüber der genannten Leistung Haeser’s treten alle übrigen Publicationen von ihm – und ihre Zahl ist nicht klein –, selbst seine „Historisch-pathologischen Untersuchungen“ (2 Bde., Dresden und Leipzig 1839–41), die ihn als Historiker und Epidemiographen legitimirten, seine kleinere „Geschichte der christlichen Krankenpflege“ (Berlin 1857), seine Veröffentlichungen zur praktischen Medicin völlig in den Hintergrund. Aus dem großen Geschichtswerk veranstaltete H. noch kurz vor seinem Tode einen wohlgelungenen Auszug u. d. T.: „Grundriß der Geschichte der Medicin“ (Jena 1884), das mit Recht von Puschmann gelegentlich einer Kritik als das beste Schulbuch der medicinischen Geschichte bezeichnet wurde. Ein Verdienst erwarb sich H. noch durch die Herausgabe vom „Buch der Bündth-Erzney von Heinrich v. Pfolsprundt, Bruder des deutschen Ordens aus dem Jahre 1460“ (zusammen mit seinem Collegen Middeldorpf, Berlin 1868).