ADB:Haller, Rudolf von

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Artikel „Haller, Rudolf Emanuel von“ von Emil Blösch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 437–438, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Haller,_Rudolf_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 08:49 Uhr UTC)
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Haller: Rudolf Emanuel v. H. (1747–1833). Albrecht v. Haller’s zweiter Sohn wurde 1747 in Bern geboren, kam noch sehr jung in ein Handelshaus nach Paris, begründete, mit großem Unternehmungsgeist begabt, in Kurzem ein eigenes Bankhaus und besorgte als eifriger Anhänger der Revolution große Lieferungsgeschäfte für die republikanische Armee. Schon 1791 hatte er ein sehr bedeutendes Vermögen erworben; er begleitete den jüngeren Robespierre mit der Alpenarmee, wurde aber hier großartiger Unterschlagungen beschuldigt und mußte sich flüchten. Er wußte sich indeß zu rehabilitiren und wurde 1796 Schatzmeister des Generals Bonaparte in Italien. Auch diesmal wurde er verdächtigt und vor ein Kriegsgericht gestellt; allein wieder gelang es ihm seine Freilassung zu bewirken. Er wurde noch im gleichen Jahre helvetischer Gesandter bei der cisalpinischen Republik und unternahm auch in dieser Eigenschaft großartige Finanzspeculationen. Im Juli 1798 kam er nach Rom und leitete im Auftrag des französischen Directoriums die Brandschatzung des Kirchenstaats und die Beraubung des Papstes Pius VI., welchem er hierbei persönlich einen Diamantenring vom Finger gerissen haben soll. Nach Paris zurückgekehrt versuchte er von Neuem das Zutrauen des ersten Consuls durch eine Denkschrift zu gewinnen, erhielt aber keine größere öffentliche Anstellung mehr. Im J. 1816 machte er großen Bankerott, kehrte in die Schweiz zurück und starb in ziemlich dürftiger Lage in einer Dachkammer in Bern im J. 1833. – „Être un peu corsaire“ war zugestandener Maßen sein Grundsatz. Im J. 1794 gab er zu seiner Rechtfertigung heraus: „Lettres de E. H. ci-devant administrateur général des subsistances [438] de l’armée française d’Italie“, und hier berechnete er, die großen von ihm geleisteten Dienste aufzählend, die Summe dessen, was er einzig während des letzten Feldzugs in den französischen Staatsschatz abgeliefert, auf 3–400 Millionen.

Biographie des hommes vivans, 1817, III, 359. – Biographie universelle, Suppl. Tom. 66. p. 371 ss. – Lettres de E. H. etc. aux représentants du peuple et au comité du salut public. 1794. 48 Seiten. – Zu vergleichen auch: Précis historique de la vie et du pontificat de Pie VI par Blanchard.