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ADB:Hamberg, Theodor

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Artikel „Hamberg, Theodor“ von Karl Friedrich Ledderhose in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 468–470, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hamberg,_Theodor&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 06:41 Uhr UTC)
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Hamberg: Theodor H., Missionar der evangelischen Missionsgesellschaft von Basel in China, wurde am 25. März 1819 in Stockholm geboren, starb am 13. Mai 1854 in Hongkong. Schon in der St. Maria-Schule zeigte er eine reiche Begabung, so daß Professor Fryxell ihn zu bestimmen suchte, in das Gymnasium zu treten. Aber da sein Vater bereits 1830 gestorben war und die Mutter die Mittel nicht besaß, ihn studiren zu lassen, so mußte er einen Beruf wählen, der ihn bald versorgte. Er durchlief die Handelsschule und fand alsdann bei einem der größten Exportgeschäfte Stockholms eine günstige Anstellung. [469] Von seiner Kindheit an hatte er, wie er selber erzählt, eine ernste Richtung von seiner frommen Mutter genährt, die ihn frühe beten lehrte. Beim herannahenden Jünglingsalter aber gerieth er durch Gesellschaften nicht blos in Zweifel an den göttlichen Wahrheiten, sondern auch in ein leichtes Leben, daneben trieb er jedoch allerlei Studien, namentlich in Sprachen, wozu er besondere Lust fühlte. Als er die Schrift des Engländers Addison „Evidences“ las, überzeugte er sich von der Echtheit der Bibel; auch die Predigten des englischen Geistlichen Scott machten einen tiefen Eindruck auf sein Herz, und namentlich ein junger Theologe Rosenius, mit dem er bekannt wurde, gewann einen nachhaltigen Einfluß auf den empfänglichen jungen Kaufmann. „Hier hörte ich das Evangelium rein und einfach“, erzählt er, „voll Unruhe und Betrübniß kam ich zum Frieden mit Gott durch unsern Erlöser.“ Von dieser Zeit an war und blieb er entschiedener Christ. Der Gedanke, Verkündiger des Evangeliums unter den Heiden zu werden, wurde schon frühe in ihm geweckt durch die Broschüre: „Die evangelische Missionsgesellschaft zu Basel im J. 1842“. Zwei Freunde, die er kennen lernte, Pastor Fjellstedt und Keyser, vermittelten seine Aufnahme in das Missionshaus. Ein begabter Jüngling von schönem Aeußeren, mit vielen Kenntnissen ausgestattet, namentlich außer seiner Muttersprache im Deutschen, Französischen und Englischen daheim, war er für das Missionshaus ein willkommener Zögling. Zudem hatte er sich im Lateinischen, Griechischen und sogar im Portugiesischen umgesehen. Schon nach zwei Jahren, von 1844–46, konnte er als innerlich und geistig tüchtig zum Berufe eines Missionars entlassen werden. Man hatte für ihn das große Missionsgebiet von China gewählt. Es war ihm alsbald ausgemacht, daß, wenn er auf die Chinesen gesegnet einwirken wolle, er sich ihrer Sprache bemächtigen müsse. Man hatte ihm dies als ein Ding der Unmöglichkeit vorgestellt. Er ergriff das Studium dieser schwierigen Sprache mit Eifer und nachdem er den grammatischen Grund gelegt hatte, wandte er sich sofort der Umgangssprache zu. Er legte sich ein Wörterbuch des Hacka-Dialectes an und vervollständigte es. Für die Hacka-Mission ist diese seine Arbeit ein wahrer Schatz. Ein Kenner sagt von ihm: „Es war eine Lust, ihn chinesisch predigen und reden zu hören. Seine Rede floß so lieblich, so leicht, so rein dahin!“ H. äußerte einmal zu einem seiner Mitarbeiter: „Das Christenthum ist mir Leben, und ich gehe darauf aus, Leben zu wecken.“ Und das gelang ihm. Es entstand eine Gemeinde von 150 Seelen im Innern des Landes, wie überhaupt die Hacka-Mission hauptsächlich sein Werk ist. Er ging freilich durch manche Noth. Als er in Pukak arbeitete, machte er einst mit seiner Frau schwere Tage und Nächte durch. Eine Räuberbande hatte im Sinne, in sein Haus einzubrechen, aber ihr Plan wurde vereitelt. Beim Kriege zwischen Pukak und den benachbarten Dörfern dröhnten die Kanonen in der Nähe seines Hauses und Kugeln fielen in dasselbe. Er kam mit dem Schrecken davon. Als der Krieg zwischen dem Insurgentenkaiser Hung Siu thsen und der chinesischen Regierung ausbrach, faßte er den Vorsatz, sich auf den Weg zu machen und den Insurgentenführer, der manche christliche Ideen in sich aufgenommen hatte, für das wahre Christenthum zu gewinnen. Er legte seine Gedanken dem Comité von Basel vor und dieses ging darauf ein, freilich mit der entschiedenen Ermahnung, auch den leisesten Schein der Einmischung in die Politik zu vermeiden. Während man nun in Basel darüber berieth, war der ausgezeichnete Missionar von dem Herrn in die Hütten aufgenommen, wo es keinen Krieg, sondern nur Friede gibt. Er hatte noch nach den Angaben eines bekehrten Verwandten des Insurgentenkaisers Namens Fung interessante Mittheilungen über diesen Führer im Missionsmagazin, 1854, S. 146, und 1861, S. 283, gemacht, die sehr lesenswerth sind. Seine Gesundheit [470] war schon im Jahre vorher durch seine schweren Erlebnisse erschüttert, es war ein Herzleiden. Im Jahre nachher erkrankte er bedenklich an der Ruhr. Aerztliche Hülfe fehlte nicht auf der Insel Hongkong, auf der er jetzt lebte. Beschäftigte er sich mit dem Zustande der Seele nach dem Tode überhaupt, als einem Lieblingsgegenstande seines Nachdenkens, so war dies besonders jetzt in der Sterbensnoth der Fall. Ein Mal äußerte er: „Man sagt, das Sterben sei ein Gehen, um den Heiland zu sehen, aber man möchte so gerne wissen, ob man ihn auch gleich sehen darf, denn dann möchte man lieber heute noch sterben.“ Unter dem herzlichen Gebete des englischen Bischofs für den Sterbenden gab er am 13. Mai 1854 seinen Geist auf. Mit H. ging viel für die chinesische Mission verloren.

Näheres über ihn im evang. Heidenboten vom J. 1854 Nr. 10.