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ADB:Hamma, Matthias

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Artikel „Hamma, Matthias“ von Franz Xaver von Linsenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 478–479, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hamma,_Matthias&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 07:23 Uhr UTC)
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Band 10 (1879), S. 478–479 (Quelle).
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Hamma: Matthias G.[WS 1], ist geboren zu Friedingen im oberen Donauthal den 17. Dec. 1845, besuchte die Gymnasien zu Rottweil und Ehingen, studirte 1866–70 in dem für Ausbildung der katholischen Theologen bestimmten Wilhelmsstift zu Tübingen Philosophie und Theologie, erwarb, nachdem er zweimal die von der philosophischen Facultät gestellte Preisaufgabe mit großer Anerkennung gelöst, das philosophische Doctorat, trat hierauf in das Priesterseminar zu Rottenburg und wurde 1871 nach seiner Priesterweihe zunächst als Vicar in Ravensburg für die Seelsorge verwendet, bis er am 23. Juni 1872 als Repetent an das Wilhelmsstift zu Tübingen gerufen wurde, wo ihm nun die Leitung der philosophischen Studien der Zöglinge des Instituts übertragen wurde. Zugleich machte er von der dem Repetenten als solchen eingeräumten venia legendi Gebrauch und hielt Vorlesungen über die Grundprobleme der Metaphysik und die Anthropologie des h. Augustinus. Jedoch wurde er aus dieser vielversprechenden Thätigkeit durch einen frühen Tod abgerufen; er starb zu Tübingen den 11. Novbr. 1874 und wurde in seiner Vaterstadt Friedingen begraben. Litterarisch hatte er sich durch einige kleinere Arbeiten in der Tübinger Theologischen Quartalschrift und im Bonner Theol. Litteraturblatt bekannt gemacht; nach seinem Tode wurde von Freundeshand herausgegeben „Geschichte und Grundfragen der Metaphysik“, 1876. Was H. einen Platz in der Gelehrtenwelt verschaffte, das war sein Ringen nach geistiger Selbstständigkeit und das Bestreben, philosophische Forschung und theologischen Glauben in Harmonie zu bringen, ohne die Rechte des Denkens und der voraussetzungslosen Forschung preiszugeben. Die Lehre, daß die Philosophie die Magd der Theologie sein müsse, nahm er nur in bestimmter Beschränkung an, forderte vielmehr im Anschlusse an Joh. Kuhn für die Philosophie eine Selbständigkeit und Voraussetzungslosigkeit in ihrem eigensten Gebiete, weil sie nur so der Theologie wahrhaft die Dienste leisten könne, welche diese von ihr erwartet. „Geradeso wie das Dienen das Leben oder ein Vertrag die Existenz, resp. Leistungsfähigkeit des Contrahenten, so setzt die speculative christliche Theologie die Selbstständigkeit sowol der christlichen Lehre als der Philosophie voraus.“ Wird verlangt, daß die Philosophie sich am Dogma orientiren müsse, so ist nach H. diese Orientirung eine den wissenschaftlichen Forschungen nachfolgende, niemals vorausgehende, eine negative nicht positive; nur so läßt sich eine Harmonie der echten Philosophie mit der christlichen Lehre herstellen. In rein philosophischen Fragen [479] geht H. von Kant aus nach der Richtung Herbart’s hin; ganz besonders aber lag ihm an, die in den katholischen Schulen neuestens wieder mit Vorzug gelehrte aristotelisch-scholastische Psychologie als unzulänglich zu erweisen und aus der platonisch-augustinischen Speculation neue Fermente für Weiterbildung der Seelenlehre zu gewinnen. Die Anläufe, welche H. nach verschiedenen Seiten genommen, sind durchaus bemerkenswerth, und so früh auch vor der Zeit der Reife sein Schaffen endete, so hat er doch Schüler an sich gezogen, in denen seine Ideen fortleben.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. wohl Druckfehler für „H.“