ADB:Hammerstein-Equord, Hans Freiherr von

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Artikel „Hammerstein, Hans Freiherr von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 491–492, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hammerstein-Equord,_Hans_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 16:14 Uhr UTC)
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Hammerstein: Hans Georg Freiherr v. H., aus dem Hause Equord, westfälischer General-Lieutenant, am 17. September 1771 geboren, bezog 1790 die Universität Göttingen, wurde aber hier, wie anderwärts, relegirt und führte ein unstetes, durch Liebeshändel und Zweikämpfe gewürztes Leben, welches ihn – den Lutheraner – u. a. für längere Zeit als spanischen Mönch verkleidet, in das Kloster Iburg brachte, während eine von ihm entführte verheirathete Dame im unfern gelegenen Kloster Gertrudenberg bei Osnabrück sich aufhielt. Im J. 1799 trat er in das k. k. Szekler Husarenregiment, machte die Feldzüge in Deutschland bis zum Frieden von Luneville mit, nahm dann seinen Abschied und setzte den früher von ihm geführten Lebenswandel fort, nur ab und zu ernsteren Studien sich widmend. Monate lang durchwanderte er, unbekannt, als fahrender Sänger, mit der Mandoline im Arme, Italien, durch den Zauber [492] seiner Erscheinung sich überall gastliche Aufnahme verschaffend. Der Eintritt in die Dienste des Königs Jerome von Westfalen, welcher sein Landesherr geworden war, machte diesem Abschnitte seines Lebens ein Ende. Am 29. Februar 1808 wurde er zum Eskadronschef im ersten Chevauxlegers-Regimente ernannt und führte dieses im Herbst desselben Jahres als Oberst nach Spanien. Napoleon wollte das Regiment anfänglich, weil es zu schwach eintraf, zurückschicken; H. wußte aber bei ihm durchzusetzen, daß er bleiben durfte. Er rechtfertigte diese Vergünstigung bald, namentlich durch ein glänzendes Gefecht am 21. April 1809, in dem er eine weit überlegene Abtheilung feindlicher Infanterie, welche auf einem mit Mauerwerk umgebenen Felde stand, niederritt. Mit seinem Regimente meist in der Avantgarde, nahm er an den ferneren Ereignissen des Feldzuges dieses Jahres Theil und wurde dann zu Jerome berufen, welcher ihn zu den verschiedensten Geschäften verwendete und durch die höchsten Beweise seines Vertrauens und seiner Zuneigung auszeichnete. 1812 in Rußland führte er, jetzt General, die Avantgarde des westfälischen Armeecorps, focht tapfer, wo dieses auf dem Schlachtfelde erschien und bildete, als die Katastrophe eintrat, meist aus Officieren und Unterofficieren der westfälischen Reiterregimenter, eine geschlossene Truppe, welche er, selbst vielfach Beweise der glänzendsten Tapferkeit ablegend, wenn auch sehr zusammengeschmolzen glücklich über die Grenze brachte. Er führte dann die Trümmern des westfälischen Armeecorps in die Heimath zurück und erhielt im Frühjahr 1813 das Commando der nach Sachsen gesandten Truppen. Als aber sein Bruder William (s. d.) nach Oesterreich übertrat, wurde er, damals nicht bei der Armee anwesend, weil man den Verband der westfälischen Regimenter, ihnen mißtrauend, auseinander gerissen hatte, verhaftet und erst durch die Ereignisse des J. 1814 aus den französischen Gefängnissen befreit. Sein Wunsch, im Feldzuge von 1815 für die deutsche Sache zu fechten, wie er der fremden gedient hatte, blieb unerfüllt. Er ging nun nach Equord, in der Nähe von Hildesheim, seinen zumeist durch sein eigenes Verschulden heruntergekommenen Grundbesitz zu bewirthschaften, gerieth aber in Concurs und starb in beschränkten Verhältnissen und fast vollständig gelähmt am 9. December 1841 zu Hildesheim. Außer „Beiträge zur Geschichte der Grafen und Freiherren von Hammerstein“, Göttingen 1806, schrieb er verschiedene Abhandlungen über Alterthum und Geschichte, welche zumeist im hannoverschen vaterländischen Archiv abgedruckt sind; die Aufzeichnungen, welche er über sein wechselvolles Leben hinterlassen hat, sind nicht veröffentlicht. Varnhagen von Ense sagt in seinen Denkwürdigkeiten, Bd. VI. S. 121, von ihm: „Seine großen Geistes- und Gemüthsgaben, seine Gesinnung und seine Willenskraft waren ein besseres Loos werth, von dem nur einigermaßen begünstigt er unfehlbar unter den ausgezeichnetesten Helden der deutschen Sache geglänzt haben würde“.