ADB:Hansiz, Marcus

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Artikel „Hansiz, Marcus“ von Karl Werner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 541–542, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hansiz,_Marcus&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 00:22 Uhr UTC)
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Hansiz: Marcus H., geb. am 25. April 1683 bei Völkermarkt in Kärnthen, gest. zu Wien am 5. Septbr. 1766, trat schon in seinem fünfzehnten Lebensjahre in den Jesuitenorden. Er lehrte drei Jahre Philosophie in Graz, und weiter, ausschließlich mit Geschichte sich beschäftigend, in Wien, Neustadt, Klagenfurt, Rom. Sein Aufenthalt in Italien brachte ihn mit Muratori, Maffei und anderen wissenschaftlich hervorragenden Männern in Berührung, und trug nicht wenig zur Erweiterung seines geistigen Gesichtskreises, sowie zur Belebung seines litterarischen Unternehmungsgeistes bei. Auf den Rath des gelehrten Bernard Gentilotti faßte er den Plan zu einer deutschen Kirchengeschichte, welche für Deutschland das werden sollte, was in Ughelli’s Italia sacra für die kirchliche Geschichte Italiens, in St. Marthe’s Gallia christiana für jene Frankreichs schon geleistet vorlag. Er begann sein Unternehmen nach vorausgegangener sorgfältiger Sammlung zahlreicher Materialien mit einer Geschichte der Kirchen von Lorch und Passau („Metropolis Laureacensis cum Episcopatu Pataviensi chronologice proposita“, Augsburg 1727, Fol.), worauf als zweiter Band die Geschichte [542] des Erzbisthums Salzburg folgte („Archiepiscopatus Salisburgensis chronologice propositus“, Augsburg 1729, Fol.). H. setzte in diesem Werke die Ankunft des heiligen Rupertus in Baiern um ein Jahrhundert später an, als die bis dahin bestandene Salzburger Tradition festhielt, und rief hiedurch mehrere Gegenschriften hervor, welche er seinerseits zu widerlegen bemüht war (Aufzählung der hieher gehörigen Controversschriften bei Backer II, S. 284). Während der Jahre 1731–1754 sammelte er Materialien für die Geschichte der Bisthümer Wien, Neustadt, Seckau, Gurk und Lavant, und arbeitete zugleich an einer Geschichte des Bisthums Regensburg, ohne jedoch zur Veröffentlichung dieser Arbeiten zu kommen, mit Ausnahme eines Prodromus zur Geschichte des Regensburger Bisthums, welcher den beiden vorausgegangenen Publicationen sich als dritter Band seiner Germania sacra anschloß („De episcopatu Ratisbonensi prodromus, seu informatio summaria de sede antiqua Ratisbonensi, innovans omnia, nec non Salisburgensem et Frisingensem plenius illustrans“, Wien 1754. Ueber den litterarischen Streit, in welchen er durch diese Publication mit den Stiftsherren von St. Emmeran verwickelt wurde siehe Backer II, S. 285). Der größere Theil seiner Collectaneen kam zur Zeit der Josephinischen Klosteraufhebung in den Besitz der kaiserl. Wiener Hofbibliothek. Die Urschrift der Historia Episcopatus Neostadiensis lieferte er in Folge einer mit dem Fürstabt Gerbert von St. Blasien angeknüpften Freundschaftsverbindung in dieses berühmte Kloster ab, in welchem, wie er ahnte, sein Unternehmen neu aufleben und weiter geführt werden sollte (siehe s. v. Ambr. Eichhorn, Trudb. Neugart, Ussermann). Seine Forschungen blieben auch für die Profangeschichte nicht ohne Gewinn; nach seinem Tode erschienen, aber noch durch ihn selber zum Drucke befördert „Analecta seu collectanea pro historia Carinthiae concinnanda“ (Klagenfurt 1782 in 8°; neugedruckt mit einer Fortsetzung aus des Verfassers handschriftlichen Collectaneen, Nürnberg 1793), welche brauchbare Materialien für die ältere Geschichte Kärnthens bis zu Anfang des neunten Jahrhunderts enthielten. Hansizens Leistungen auf dem Gebiete der deutschen Kirchengeschichte haben ihm einen unvergänglichen Namen gesichert; er half die ersten Unterlagen einer quellenmäßigen kritischen Erforschung derselben schaffen, und legte die Grundsteine zu einem Unternehmen, welches, wenn auch unvollendet geblieben, für immer eine mächtige Anregung zur Erneuerung, Weiterführung, Vervollkommnung und Vervollständigung des von ihm Begonnenen geworden ist. Den von ihm veröffentlichten Theilen seines Unternehmens gebührt das Lob ausgebreiteter Gelehrsamkeit und solider Sachkunde in Verbindung mit kritischem Sinne und unbefangenem Wahrheitssinne; nebstdem stand ihm auch die Gabe einer ansprechenden Darstellung zu Gebote, welche, wenn auch den sachlichen Werth seiner Leistungen nicht erhöhend, doch von der sicheren Beherrschung des Stoffes Zeugniß gibt und ihn zu einem wirklichen Historiker befähigt erscheinen läßt.

Vgl. Walch, Bibl. theol. III, 314; Meusel, Lex.; Adelung zu Jöcher; Hall. Enclycl.; J. Pletz in der Wiener theol. Zeitschr. 1834. I. S. 13 ff.; Rettberg, Kirchengesch. Deutschl. I, S. 2 ff.