Zum Inhalt springen

ADB:Heggelin, Ignaz Valentin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Heggelin, Ignaz Valentin“ von Paul Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 281–282, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heggelin,_Ignaz_Valentin&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:43 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hegewisch, Franz
Nächster>>>
Hegi, Franz
Band 11 (1880), S. 281–282 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand August 2015, suchen)
Ignaz Valentin Heggelin in Wikidata
GND-Nummer 100367291
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|11|281|282|Heggelin, Ignaz Valentin|Paul Beck|ADB:Heggelin, Ignaz Valentin}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100367291}}    

Heggelin: Ignaz Valentin H., katholischer Weltpriester, geb. am 1. Jan. 1738 in dem in der Nähe des Bodensees gelegenen, damals fürstbischöflich konstanz’schen, jetzt badischen Städtchen Markdorf, gest. zu Warthausen den 1. Mai 1801. Seine Studien machte er auf dem Gymnasium zu Konstanz und hernach auf der Hochschule zu Freiburg, woselbst er schon 1761 nach zuvor [282] erhaltener Priesterweihe zum Präses des damaligen Domus sapientiae, einer neben der Universität bestehenden Erziehungsanstalt bestellt wurde. Er vertauschte aber das Lehramt bald, einem Herzenstriebe folgend mit der Seelsorge. Auf seinen Wunsch erhielt er 1764 die im Patronate der Universität Freiburg stehende und zum damaligen Bisthum Constanz gehörige Pfarrei in dem Dorfe Warthausen. Hier residirte zur Zeit der Ankunft Heggelin’s der geistreiche Graf Friedrich von Stadion, der ehemalige Großhofmeister und Staatsminister am kurmainzischen Hofe, mit seinem Hofrathe Georg Michael v. Laroche und dessen Gemahlin Sophie. In dieser großen Gemeinde, welche ihn fast anbetete und heute noch mit Ehren nennt, lebte und wirkte H. beinahe 37 Jahre, bis zu seinem Tode in einer wahrhaft musterhaften und segensreichen Weise, gleich ausgezeichnet als Prediger, Katechet, Erzieher, Schul- und Kinderfreund, als Tröster und Wohlthäter der Armen, Kranken und Betrübten, als Berather aller Bedrängten, als väterlicher Freund seiner Pfarrkinder, als Mentor für jüngere Geistliche und solche die es werden wollten, insbesondere als Gönner der Handwerkslehrlinge, welche er wol als die europäischen Sklaven bezeichnete. So kam es, daß der sonst so anspruchslose und bescheidene Mann schon zu einer Zeit, als der Stand der Weltgeistlichen gegenüber der damals namentlich in Oberschwaben zahlreich vertretenen Klostergeistlichkeit noch eine ziemlich untergeordnete Stellung einnahm, eine gewisse Bedeutung, auch in weiteren Kreisen erlangte. Er zählte u. A. Joh. Michael Sailer und Lavater zu seinen Freunden; mit der kirchlichen Richtung Sailer’s, welcher ihn öfters in seinem Pfarrsitze besuchte, hatte er vieles gemein; doch scheint er sich mehr dem Josephinismus zu nähern, wenn man u. A. seine Abneigung gegen das Brüderschaftswesen, die „Betschwesterei“, die sog. Benedictionen und gegen die Wiedereinführung der abgeschafften Feiertage sowie die Art und Weise in Betracht zieht, mit welcher er sich in die von Joseph II. (welchen er seinen deutschen Papst zu nennen pflegte) eingeführten Neuerungen zu finden wußte. Auch Lavater schenkte ihm die Ehre eines Besuches. Als H. Lavatern bei diesem Anlaß tadelte, daß er in seiner Predigt über die Nachtmahlsvergiftung an der heiligen Stätte, Ausdrücke gebraucht hätte, welche zur Rache aufzufordern schienen, und daß er noch dazu diese Predigt hätte drucken lassen, antwortete Lavater ihn umarmend: „Hätte ich einen Freund gehabt, wie Heggelin, so wäre keins von beiden geschehen.“ – Unermüdlich in seinem priesterlichen Berufe, hatte H. keine Zeit zu schriftstellerischen Arbeiten; gedruckt wurden – übrigens ohne seine Veranlassung – nur die „Hundert väterlichen Lehren für die wandernden Handwerksgesellen“, 1796; vom Centralschulbücherverlage in München 1836 neu aufgelegt, welche allen wandernden Gesellen als Vademecum auf den Weg mitgegeben zu werden verdienten. – Sailer hat seinem Freunde H. ein unvergängliches Denkmal gesetzt: „An Heggelin’s Freunde. Ein Denkmal des Verblichenen“. Herausgegeben von J. M. Sailer. Mit Heggelin’s Bildniß. München bei Jos. Lentner 1803 (auch in Sailer’s gesammelten Werken).