ADB:Hegi, Franz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hegi, Franz“ von Johann Rudolf Rahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 282–283, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hegi,_Franz&oldid=- (Version vom 16. April 2024, 04:35 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Hegius, Alexander
Band 11 (1880), S. 282–283 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Hegi in der Wikipedia
Franz Hegi in Wikidata
GND-Nummer 118702742
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|11|282|283|Hegi, Franz|Johann Rudolf Rahn|ADB:Hegi, Franz}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118702742}}    

Hegi: Franz H., Kupferätzer und Radirer. Geboren zu Zürich im April 1774, gest. ebendaselbst am 14. März 1850. Kümmerliche Lebensverhältnisse und die Nothwendigkeit wiederholter Umsiedelungen zwangen die Eltern, den Knaben Franz der Obhut des städtischen Waisenhauses zu übergeben. Hier zeigte sich bald dessen hohe Begabung fürs Zeichnen; sie bestimmte die Behörde, den Sechszehnjährigen dem Kupferstecher Pfenninger in Zürich in die Lehre zu geben. Landschaften in Aquatinta ausgeführt, waren die hauptsächlichsten Arbeiten, durch welche H. bald seinen Meister übertraf. Später ging er nach Basel, wo er sich für den Kunstverleger Birrmann in der bisherigen Richtung bethätigte. Ein Hauptwerk, welches H. damals schuf, waren die großen Blätter zu der Voyage pittoresque [283] de Bâle à Bienne. Leider war es ihm nicht vergönnt, in großen Mittelpunkten des Auslandes sich zu höherer Künstlerbildung emporzuschwingen. Schon 1802 kehrte H. in seine Vaterstadt zurück. Wie sehr hier von Anfang an die Nothwendigkeit sich herausstellte, courante Arbeiten zum Broderwerb die Menge zu übernehmen, sie hinderte ihn nicht, sich mehr und mehr in derjenigen Richtung zu vervollkommnen, in der sich des Meisters Talent am eigenartigsten und vortheilhaftesten bewährte. Schon in früher Jugend, als H. mit seinen Eltern zu Freiburg im Uechtland weilte, soll er mit Vorliebe die hochmalerischen Parthien dieser an den steilen Saaneufern sich thürmenden Stadt gezeichnet haben. In der Behandlung ähnlicher Motive hat H. nachmals seine höchste Virtuosität entwickelt. Unermüdlich seine architektonischen Kenntnisse auszubilden, verband er mit diesen Bestrebungen eingehende Studien über das gesammte Gebiet der mittelalterlichen Kunst- und Culturgeschichte, in denen er, wiewol nur Autodidakt, sich bald zur Autorität erhob. In Bezug auf die Richtigkeit, mit der er seine Staffagen dem jeweiligen Charakter der Architekturen anzupassen verstand, übertraf er Domenico Quaglio. Daneben erfreuen seine Werke, besonders die aus der Blüthezeit, die zwischen 1809 und den Beginn der zwanziger Jahre fällt, durch eine poesievoll anheimelnde Stimmung und eine Virtuosität der Technik, die H. neben die bedeutendsten damaligen Radirer stellt. Den ersten Versuch in dieser Kunst hatte H. im J. 1804 gemacht. Von da an ist die Beschäftigung mit der Radirnadel seine Liebhaberei geworden. Die Zahl der Blätter, die er radirte, ist eine sehr große. Meist sind es Werke kleineren Formates, Illustrationen zu Almanachs und zürcherischen Neujahrsblättern, unter denen die mittelalterlichen Architekturen und Culturbilder, diese theils selbst erfunden, theils nach Compositionen Martin Usteri’s u. A. ausgeführt, das Beste sind. Von den Vignetten kleinsten Formats dürften die Bilder zu Heß’ Badenfahrt als Perlen Hegi’scher Kunst zu betrachten sein. Seine größte Radirung ist die Ansicht von S. Aposteln zu Köln in Boisserée’s Denkmalen der Baukunst am Niederrhein. Uebrigens fuhr H. fort, auch in Aquatinta Vorzügliches zu leisten. Osterwald beschäftigte ihn während eines Aufenthaltes in Paris (1822) mit einer Anzahl von Blättern zu der Voyage pittoresque en Sicile, durch deren meisterhafte Ausführung sich H. den ersten damaligen Technikern ebenbürtig erwies. Reizende Arbeiten in derselben Art verfertigte H. in großer Zahl für zürcherische Neujahrsblätter und für die Mittheilungen der dortigen antiquarischen Gesellschaft, so die Ansichten und Details von Kirche und Kreuzgang zum Großmünster, Werke, die den Hochbetagten noch als Meister treuer Auffassung und vorzüglichen Techniker zeigen. Als eifriger Artillerist soll H. mit dem Mechanikus Ori von Zürich der Erfinder eines ganz neuen, für militärische Aufnahmen sehr bequemen Spiegelinstrumentes geworden sein. 76 Jahre alt ist H. aus einem kummervollen Leben geschieden. Seine Handzeichnungen und eine nahezu vollständige Sammlung von Radirungen befinden sich im Besitze der Künstlergesellschaft in Zürich.

Vgl. Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich auf das J. 1851.