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ADB:Hegius, Alexander

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Artikel „Hegius, Alexander“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 283–285, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hegius,_Alexander&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 12:43 Uhr UTC)
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Hegius: Alexander (Sander) H., berühmter Schulmann, geb. wahrscheinlich 1433 auf dem Schulzenhofe Heek (jetziger Kreis Ahaus in Westfalen), † in Deventer am 7. December 1498. – Er besuchte die Schule in Zwoll und bewährte sein Leben hindurch die von den dortigen trefflichen Meistern empfangenen Lehren, leitete 1469–73 die Schule in Wesel, kam 1474 nach Emmerich, und in demselben Jahre nach Deventer. Hier, wo er bis zum Ende seines Lebens, Berufungen nach anderen Orten ablehnend, blieb, entfaltete er eine so große Wirksamkeit im Dienste des Humanismus, daß die bedeutenden Männer der folgenden Jahrzehnte sich gerne, wenn auch mit Unrecht, rühmten, [284] Schüler des H. zu sein. Jedenfalls haben Erasmus, Herm. Busch, Joh. Caesarius, G. Listrius, Murmellius, Mutian u. A. seine Schule besucht und das Verdienst des Lehrers dankbar anerkannt, besonders auch Joh. Butzbach (oben III. S. 663), der eine sehr pietätsvolle Schilderung des Meisters entwirft und Zeugnisse berühmter Zeitgenossen über ihn zusammenstellt. H. war kein universaler Gelehrter, aber ein stets eifriger und lernbegieriger Mann, der sich eine gründliche Kenntniß der lateinischen Classiker verschaffte und sich Mühe gab, in das Griechische einzudringen. Seine Briefe an Rud. Agricola zeigen eine unverdrossene Mühe und zugleich die geringen Hülfsmittel, die ihm zu Gebote standen. Seine Schriften sind nach seinem Tode von seinem Schüler Jakob Fabri, der sich nur dadurch ein litterarisches Verdienst erworben hat, herausgegeben worden; sie enthalten kleine Gedichte, philosophische Abhandlungen, zerstreute grammatische Bemerkungen, deutsche Uebersetzungen lateinischer Ausdrücke und einzelne Briefe. Sie zeigen eine für jene erste Zeit des Humanismus bedeutsame Kenntniß der lateinischen Sprache, Gewandtheit im Ausdruck, wenn auch ein seltsames Gefallen an Wortspielen und eine oberflächliche der griechischen Sprache, deren Nutzen er in Gedichten preist, und in seltsamen Sätzen die Nothwendigkeit derselben zum Verständniß einzelner lateinischer Ausdrücke, einzelner bei dem Gottesdienste gebräuchlichen Worte begründet; erst durch das Griechische, ruft er aus, wissen wir, daß wir baptizati sind. Hebräische Bücher sind ihm dagegen prorsus ignoti. Zwei Commentare, welche Butzbach als von H. herrührend erwähnt, zum doctrinale des Alexander und zu den damals so beliebten Dichtungen des Battista Mantovano scheinen nicht erhalten zu sein, aber schon die Wahl der letzteren zeigt die fromme Richtung des Verfassers. Dieselbe tritt auch in den Gedichten hervor, die sich mit Vorliebe an die Jungfrau Maria wenden, außerdem Geburt, Passion und Auferstehung Jesu besingen und manche Heiligen, z. B. Andreas und Agathe feiern. Zum würdigen Preise dieser und ähnlicher Gegenstände wählt der Dichter antike Metren und verfehlt nicht, seine Leser mit diesen bekannt zu machen. Auch einige Zeitgenossen feierte er in Liedern und die Stadt Deventer, welcher er selbst so großen Ruhm verschaffte; er freut sich, daß seine Genossen, besonders auch die Adelichen, Hermann v. Busche, Rudolf v. Langen die Barbarei aus Deutschland vertreiben. Er polemisirt gegen diejenigen, welche „Prognostiken“ schreiben und sich die Fähigkeit beimessen, für sich und Andere die Zukunft vorherzusehen; und wenn er die vielfachen Uebel beklagt, von denen die Menschheit heimgesucht werde, so vergißt er neben Krankheiten und Krieg nicht, die Münzverschlechterung hervorzuheben; er bekämpft Trägheit und Elend, preist die Gerechtigkeit und empfiehlt die Pflege der Studien als würdigste Beschäftigung. Aber sein Hauptverdienst besteht nicht in diesen schriftstellerischen Arbeiten, sondern in seiner pädagogischen Wirksamkeit, in seinem energischen und glücklichen Kampfe gegen die mittelalterlichen Lehrbücher, in seinem beständigen Hinweise auf die Classiker, als auf die einzige Quelle des richtigen lateinischen Ausdrucks. „Er war eine jener geborenen Lehrernaturen“, sagt Otto Jahn, „welche unwillkürlich durch ihr Wesen, Erscheinung, Behaben und Leben belehren, bilden und erziehen, die in den verschiedensten Schülern die geistige und sittliche Kraft wecken und stärken, auf jeden seiner Art gemäß einwirken und in dieser Thätigkeit ihre volle Befriedigung finden.“ Er war seinen Schülern auch Vorbild und Muster strenger Moral. Ursprünglich einer heitern Lebensauffassung, welche das Vergnügen als begehrenswerth erklärte, ergeben, wurde er je älter, desto ernster und strenger, beachtete nur die Litteratur, welche zur Erzeugung frommer Gesinnung diente, und nahm in den letzten Jahren seines Lebens das priesterliche Gewand. Niemals aber ermüdete er in freundlicher Förderung seiner Schüler und in Unterstützung der Armen, so daß er sein beträchtliches [285] Vermögen an Dürftige vertheilte und bei seinem Tode nichts als Kleidungsstücke und Bücher hinterließ.

Vgl. außer den Opuscula des Alex. Hegius, Daventriae 1503, die neueren Arbeiten: Molhuysen in: Overysselscher Almanak, Deventer 1853, S. 37 bis 66; Krafft und Crecelius, Mittheilungen über Alex. Hegius und seine Schüler in Ztschr. des berg. Geschichtsvereins VII. (1871) S. 213–286; Dieselben, Beiträge zur Gesch. des Hum. Elberfeld 1875, S. 1–14, und Dillenburger, Alex. Hegius und Rud. v. Langen in Ztschr. f. d. Gymn.-Wesen N. F. IV. S. 481–502.