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ADB:Heinlin, Johann Jakob

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Artikel „Heinlin, Johann Jakob“ von Julius August Wagenmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 371, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinlin,_Johann_Jakob&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 19:07 Uhr UTC)
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Heinlin: Johann Jakob H. (Heinlein, Hainlin), lutherischer Theolog und Mathematiker des 17. Jahrhunderts, geb. am 21. Dec. 1588 zu Calw[1] im Herzogthum Würtemberg, gest. am 4. Sept. 1660 als Prälat in Bebenhausen. Er erhielt seine Bildung in den würtembergischen Klosterschulen Hirschau und Bebenhausen, studirte in Tübingen Theologie, wurde 1607 Magister, später Repetent am dortigen Stift, 1613 Diaconus in Biettigheim, 1621 Pfarrer in Ober-Riexingen, wo er die Bekanntschaft Joh. Keplers machte und von ihm tiefer in die Mathematik eingeführt wurde. – Nachdem er noch mehrere geistliche Stellen bekleidet (1624 in Herrenberg, 1635 in Böblingen, 1638 in Derendingen), eine Zeit lang auch nach W. Schickard’s Tod mathematische Vorlesungen in Tübingen gehalten, aber auch in den Nöthen des dreißigjährigen Kriegs allerlei Schweres erduldet: wurde er 1650 von Herzog Eberhard III. zum Abt von Adelberg und Informator des Prinzen Johann Friedrich, 1654 aber zum Abt von Bebenhausen und General-Superintendenten ernannt, als Nachfolger des ihm von Jugend auf nahe befreundeten Joh. Val. Andreä, mit dem er zur Wiederaufrichtung des würtembergischen Kirchenwesens zusammen wirkte. Außer polemischen Schriften gegen die römische Kirche beschäftigte er sich besonders mit biblischer Chronologie und ist hierhin ein Vorläufer J. A. Bengel’s geworden: er schrieb eine „Clavis chronologiae sacrae“ 1642 und „Sol temporum s. chronologia mystica“ 1646, sowie „Propositiones chronol.“ und „Vindiciae pro chronol. mystica“ 1653, aber auch eine „Synopsis mathematicae universalis“ Tübingen 1653, 63, 79. Verdienstlicher noch ist seine Mitarbeit an den sogenannten Würtembergischen Summarien, einer kurzgefaßten Erklärung sämmtlicher Bücher der heil. Schrift zum Zweck des Vorlesens in den sonntäglichen Vesperlectionen, abgefaßt auf Befehl des Herzogs Eberhard III. von Jerem. Rebstock, Abt in Blaubeurren, J. J. Heinlin, der die Propheten und das Neue Testament, J. C. Zeller, der das Uebrige bearbeitete. Das ganze erschien Stuttgart 1659–72, 2. Ausg. 1709, 3. Ausg. 1721; eine neue Ausgabe, veranstaltet von bairischen Geistlichen, Nürnberg, Raw, 1859 ff.

Quellen für seine Lebensgeschichte sind besonders zwei Leichenreden: „Laudatio suprema“ vom M. Hessenthaler. Tübingen 1660. 4 und in dessen „Suada octennis“ P. I, p. 193 ff.; und von B. Raith unter dem Titel: „Infulata virtus viri et solida eruditione et rara morum innocentia conspicui Dr. J. J. H.“ Tübingen 1661. 4. Außerdem Fischlin, Mem. theol. Wirtenb.; Jöcher.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 371. Z. 4 v. o. statt Calw l. Bernhausen (Biogr. jetzt: Schmoller im Württ Ev. Kirchenbl. 1888, Nr. 51). [Bd. 28, S. 807]