ADB:Heins, Valentin

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Artikel „Heins, Valentin“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 650–651, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heins,_Valentin&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 09:46 Uhr UTC)
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Heins: Valentin H., Arithmeticus, geboren zu Hamburg am 15. Mai 1637, eines fleißigen Leinwebers strebsamer Sohn. – Was ein Haken werden will, krümmt sich bei Zeiten; der eifrige Jünger der vier Species hatte schon im 14. Lebensjahre so viel Zahlenkenntnisse gesammelt, daß er sich das tägliche Brot durch gründliches Unterrichten im kaufmännischen Rechnen erwerben konnte. Eigentlich aber steuerte er der Theologie zu, weshalb er neben der Mathematik auch die classischen Sprachen autodidaktisch erlernte, und im J. 1658 die Universität Leipzig besuchte; auch in Jena studirte er, mußte aber schon im Jahre 1659 beim Mangel genügender Stipendia als halbfertiger Theolog nach Hamburg zur Rechnungskunst zurückkehren, welcher er sodann zeitlebens treu blieb. Seit er im J. 1670 bestallter Rechnenmeister der St. Michaeliskirchenschule und daneben Buchhalter der afrikanischen Handelsgesellschaft in Hamburg geworden war, galt er als eine infallible Autorität in Rechnungssachen, deren verzwickteste Fälle ihm zu wahren Lustexempeln wurden. Glücklich pries sich der Kaufmannslehrling, der sich seiner Unterweisung erfreuen durfte. Und wer solcher Auszeichnung nicht genoß, der studirte desto eifriger die Lehrbücher des großen Meisters. Seit dem J. 1686 edirte er nämlich eine Reihe classischer Werke der höheren Rechnungskunst, die sich (1693) für Eingeweihte zu wahren „mercatorisch-arithmetischen Delicien“ steigerten, worauf 1694 sein unsterbliches Hauptwerk folgte, das „Tyrocinium Mercatorio-Arithmeticum“, die Grundlegung der kaufmännischen Rechnung, ein unzählige Male neu aufgelegtes, nachgedrucktes und von auswärtigen Concurrenten geplündertes, in allen Schulen Hamburgs und Umgegend eingeführtes Rechnenbuch, das im Laufe der Zeit von vielen Generationen angehender Kaufleute erfolgreich benutzt wurde. Auch in der decorativen Schönschreibekunst leistete H. Großes, wie einige gedruckte Anleitungen zur Formation einzügiger Initialen darthun. An seinen theologischen Jugendtraum mahnte nur entfernt der Besitz seiner kleinen Pfründe als Domvicar, übrigens war er voll und ganz der Rechnungskünstler wie er sein soll. Noch erlebte der allgemein [651] verehrte Mann die Freude, einen Sohn unter seinen 15 Kindern als fertig gewordenen Theologen, nämlich als ordinirten Prediger zu begrüßen, dann segnete er diese Welt mit allen ihren Lebens- und Rechnungsproblemen am 17. Novbr. 1704. Als Mitglied der kunstübenden mathematischen Societät in Hamburg führte er den Beinamen „der Hoffende“. Bekannter aber war und blieb er unter seinem ehrlichen Tauf- und Familiennamen. Denn noch nach 150 Jahren gebrauchte man denselben sprüchwörtlich als autoritative Betheuerung einer Rechnungsrichtigkeit, indem man sagte: „3 mal 3 thut 9 nach Valentin H.“ – oder gar gereimt: „3 von 4 bleibt Eins, nach Valentin Heins“.

Hamb. Schriftstellerlexikon, Bd. III. S. 153 und die daselbst S. 155 genannten Quellen.