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ADB:Helmreich, Paul

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Artikel „Helmreich, Paul“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 707–708, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Helmreich,_Paul&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 09:56 Uhr UTC)
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Helmreich: Paul H., lutherischer Theolog und Schriftsteller, geboren im J. 1579 zu Wien. Sein Vater, ein evangelischer Bürger und Gürtlermeister zu Nürnberg, hatte sich 1577 mit seiner Familie nach Wien begeben, wo der junge H. aus Mangel einer evangelischen Schule das Collegium der Jesuiten besuchte, die ihn dann auch nach dem frühzeitigen Tode der Eltern zur Annahme der katholischen Religion überredeten, auch später, nachdem er Baccalaureus und Magister der Philosophie geworden, zum Eintritt in ihre Gesellschaft, dies jedoch vergebens, aufforderten. Dagegen wählte H., 17 Jahre alt, den Dominikaner-Orden. Seine Geschicklichkeit in den mathematischen Wissenschaften führte ihn auf mehrere Jahre nach Bamberg, in dessen Seminar er mit vielem Ruhme Mathematik und Astronomie, sowie nach München, in dessen Klöstern er Rhetorik und Logik unterrichtete. Nach Wien zurückgekehrt, erhielt er die theologische Doctorwürde und der damals vielvermögende Kardinal Clesel bediente sich seiner auch in weltlichen Geschäften. Als dessen Einfluß aber sank, ging H. nach Salzburg, wo er Hofprediger des Bischofs Dietrich von Rattenau wurde, trat daselbst in den Benediktinerorden und erhielt die Administration der Decanei Kirchberg, sowie die Verwaltung zweier anderer Pfarreien, jedoch ohne deren Präbenden, dafür aber die Erlaubniß, verbotene evangelische Bücher zu lesen. Diese Erlaubniß, von der er ausgedehnten Gebrauch machte, wurde für ihn, nachdem er bereits 1614 zu Nürnberg und dann zu St. Pölten mit lutherischen Predigern Religionsgespräche geführt hatte, die Veranlassung, 1618 zu Jena von der katholischen Kirche zur evangelischen überzutreten. In Jena jedoch konnte er sich mit den Theologen nicht vertragen und war man ihm vorzüglich deshalb abgeneigt und ließ ihn, so sehr er es auch wünschte, nicht predigen, weil er sich nicht verheirathen wollte. Er ging deshalb wieder von Jena weg und nach vielen Irrfahrten, die ihn in höchst dürftigen Umständen nach Nürnberg, Weimar und Anspach führten, finden wir ihn 1622 zu Wittenberg, wo ihm am 16. Januar 1623 die theologische Facultät ein Testimonium zu Handen der Churfürstl. [708] sächsischen Wittwe Sophie ertheilte. Durch deren Vermittlung wurde er endlich 1624 Pfarrer zu Luscau bei Grimma und 1627 zum Superintendenten zu Grimma befördert, woselbst er am 3. Juli (unrichtig: 30. Juni) 1631 starb. Auf welche „ungewöhnliche“ Weise H. endlich doch noch am 15. Juli 1628 „non sine ludibrio hominum“ sich verheirathete, wolle man selbst bei Reichard Back, Expositio Psalmorum p. 338 nachlesen. H. war ein sehr fleißiger und gelehrter Mann, wie seine vielen theils lateinischen, theils deutschen Schriften, die allerdings zum größten Theile nur als Spiegel der damaligen theologischen Zeit von Werth sind, ausweisen. Zu den auch jetzt noch lesbaren gehören die in deutscher Sprache verfaßten: „Clypeus Christianismi“ 1625 und „Speculum connubiale“ 1628.

Memoria Antistitum sacr. Grimmensium (Grimmae 1720). S. 13–15. G. Th. Strobel, Miscellaneen V, 233–255. Jöcher II, 1474.