Zum Inhalt springen

ADB:Helmont, Johann Baptist von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Helmont, Johann Baptist von“ von Hugo Delff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 703–707, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Helmont,_Johann_Baptist_von&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 05:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Helmold von Bosau
Nächster>>>
Helmreich, Paul
Band 11 (1880), S. 703–707 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johan Baptista van Helmont in der Wikipedia
Johan Baptista van Helmont in Wikidata
GND-Nummer 119142953
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|11|703|707|Helmont, Johann Baptist von|Hugo Delff|ADB:Helmont, Johann Baptist von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119142953}}    

Helmont: Johann Baptist von H., Herr von Merode, Royenbroch, Orschot, Pellines u. s. w. aus einem alten niederländischen Adelsgeschlecht ward 1577 in Brüssel geboren und starb den 30. Decbr. 1644. Schon 1580 ward ihm sein Vater bei Gelegenheit der niederländischen Unruhen durch den Tod entrissen. Er erhielt durch die Sorgfalt seiner Mutter eine vortreffliche Erziehung, und hatte es dieser, nächst seinem Genie zu danken, daß er schon 1594, siebzehn Jahr alt, den Universitätscursus in Löwen absolvirt hatte. Seine Lehrer trugen ihm den Magistergrad an, den er jedoch aus Bescheidenheit ablehnte. Von Gemüth aufs höchste gewissenhaft, unterwarf er sich einer strengen Selbstprüfung, deren Resultat war, daß er „zwar durch Wortkram aufgeblasen, aber arm an wirklichem Wissen sei“. Wohl hielt er auf Zureden seiner Lehrer Thom. Fyenius, Girard von Villars, Stornius, anfangs in Leyden Vorlesungen über Chirurgie; doch konnte ihn dies nicht befriedigen. In seiner Natur war vieles von dem, was sich in trefflicher historischer Conception in dem Eingangsmonolog des Goethe’schen Faust ausspricht. Auch H. ergab sich der Magie; er hörte darüber bei dem Jesuiten del Rio; dann beschäftigte er sich mit der Mathematik und Astronomie, wobei die neuen Theorien des Copernikus einen lebhaften Eindruck auf ihn machten. Die stoische Philosophie war durch Justus Lipsius erneuert worden; auch dieser widmete er sich eine Zeit lang. Schließlich wurde er über dieses Studium durch ein Traumgesicht belehrt. Es schien ihm, er sei eine ungeheure leere Blase geworden, die von der Erde bis zum Himmel reiche. Oben über derselben schwebe ein Sarg, unten sei ein Abgrund von Finsterniß. So gab er es auf und gerieth nun an die Mystiker. Er lernte die Schriften des Kempis und Taulers kennen und diese waren es, die seinem Geist eine eigenthümliche sich nie verlierende Richtung gaben, wie sie auch in seinen Schriften sich ausgesprochen findet. Zugleich auch machte er die nicht minder folgenreiche Bekanntschaft der Paracelsischen Schriften, denen er eine bleibende Anregung verdankte, so daß er von nun an in die Reihe der Jatrochemiker, einer der Bedeutendsten, eintrat. Zwar polemisirt er später häufig gegen den Paracelsus, findet sich jedoch in allen Hauptrichtungen mit ihm einig und dürfte überhaupt, die kritische Selbständigkeit seines Geistes mag noch so respectabel gehalten werden, gegenüber dem gebietenden Genius Hohenheims im Wesentlichen der Theorie wenig oder nichts Neues von dauernder und allgemeiner Bedeutung aufgebracht haben. Er studierte darauf alle Aerzte aus den Quellen von Hippokrates bis Hohenheim oder Paracelsus, schlug inzwischen ein einträgliches Kanonikat aus, das ihm angeboten war, falls er der Theologie sich widmen wolle, war eine Zeitlang praktischer Arzt, gab dies wieder auf, erwarb sich [704] 1599 den medicinischen Doctorgrad und begab sich endlich 1602 nach dem Vorbilde Hohenheims auf Reisen. Dabei machte er die Bekanntschaft eines vagabundirenden Chemikers, der ihm viele Handgriffe zeigte und ihn zu eigenen Versuchen anregte. Dieselben gelangen so trefflich, daß er sich bald in den Besitz einer Menge der kostbarsten Präparate gesetzt fand und auf diese gestützt seine Praxis wieder aufnahm. Sein ärztlicher Ruf breitete sich aus und von fernher liefen Anfragen ein, von fürstlichen wie von Privatpersonen. 1604 finden wir ihn in London, wo er der Königin Elisabeth vorgestellt wurde. Nach seiner Rückkehr heirathete er ein frommes und edles Fräulein und ließ sich nun mit seiner jungen Gattin bleibend in Vilvorden bei Brüssel nieder, wo er die nächste Zeit mehrere Jahre hindurch auf das eifrigste der Anatomie und Chemie oblag und alle gesellschaftlichen Störungen von sich fernhielt. Da er von Haus aus wohlhabend war, brauchte er in der Ausübung seiner Kunst seinen Wohlthätigkeitssinn nicht zu beschränken. Vorwiegend widmete er sich den Armen und von den Begüterten nahm er nur freiwillige Gaben, die nach dem Maß der Anerkennung gemessen waren. Besonders glücklich war er in der Cur der Epilepsie, Tobsucht, Syphilis, des Blasensteins und der Wassersucht. Er rühmt sich allein mehr als zweitausend Wassersüchtige geheilt zu haben. Aus seiner Ehe erwuchsen ihm drei Söhne und eine Tochter. Zwei Söhne verlor er in der Folge an der Pest, wie er angibt, durch Schuld der falschen und seiner Vorschrift zuwiderlaufenden Behandlung, der sie in dem Spital unterzogen wurden; der jüngste Sohn, der ihm noch blieb, war der spätere Philosoph Franz Merkurius. Um dieselbe Zeit, da er von solchen schweren Schicksalsschlägen betroffen war, ward ihm von einem Feind heimlich ein schleichendes Gift beigebracht. Glücklicher Weise gestand der Verbrecher auf seinem Todtenbette, von Gewissensbissen gefoltert, und H. konnte nun die ihm nicht unbekannten Gegenmittel anwenden. 1642 litt er schwer an einem Fieber und genas nur kümmerlich; er war überhaupt von schwächlicher Constitution und das Operieren mit Chemikalien und im Rauch des Kohlenfeuers konnte nicht dazu beigetragen haben, seine Kräfte zu heben. Am Neujahrsabend 1642–43 wäre er beinahe durch Kohlendunst erstickt. Endlich nach so vielen Todesboten zog er sich 1644 eine Erkältung zu, an deren Folgen er den 30. Decbr. desselben Jahres bei vollem Bewußtsein verschied, nachdem er schon vierundzwanzig Stunden vorher seinen Tod angekündigt hatte. Auf seinem Todtenbette beauftragte er seinen Sohn Mercurius mit der Herausgabe seiner nachgelassenen Schriften. Bei seinem Leben waren erschienen: „Dagereat ef de niuwe opkompft der Geneeskonst in verborgene Grond-Regeln der Nature“. Leiden 1615 – „De Febribus“. Paris 1643 – „De ortu medicinae“. 1643 – „Tumulus Pestis.“ 1643. Die von seinem Sohn besorgte Ausgabe seiner gesammelten Schriften erschien lateinisch in Amsterdam bei Elzevir. Eine Gesammtausgabe erschien 1683 zu Sulzbach in deutscher Uebersetzung mit den niederländischen Varianten, besorgt, unter Mitwirkung von Merkurius Helmont, durch Knorr von Rosenroth – durch allzuwörtliche Uebertragung etwas schwerfällig und schwerverständlich. Das Studium der Tauler’schen und anderer mystischen Schriften hatte, wie bereits erwähnt, den tiefgreifendsten Einfluß auf die Denkart Helmonts; er lebte sich ganz in diesen Ideen- und Gefühlskreis hinein, verwandelte sich in ihn und machte sich seine Kategorien geläufig und natürlich. Auf der anderen Seite war er doch im Ganzen ein nüchterner und kritischer Beobachter der Naturerscheinungen und behauptete auch sein selbständiges Urtheil gegenüber den hergebrachten Theorien der Alchymisten und Paracelsisten. Manche seiner Ansichten und Scharfblicke auf dem Gebiet der Physik und Physiologie möchten den Gesichtskreis seiner Zeit bedeutend überschreiten. Diese beiden in ihm vereinigten Richtungen scheinen sich zu widersprechen; allein abgesehen davon, daß doch seine Naturbetrachtung [705] immer noch auf dem Grund der neuplatonischen Naturphilosophie, als einem Zweig an dem ganzen Baum des mystischen Systems ruhte und in ihrem Geiste fortschritt, sind auch beide Richtungen nur auf einen Grundtrieb zurückzuführen, welcher bei H. dahinging, selbst zu erleben und zu erfahren, sich mit dem Lebendigen und den Sachen selbst zu berühren und unmittelbar aus den Quellen zu schöpfen. Daher tadelt er auch das viele Studiren in Büchern, die bloße Büchergelehrsamkeit. Er verspricht sich einen neuen Aufschwung aller Wissenschaft und Tugend, wenn man von dem prahlerischen Bücherlesen, das nur eitel Müssiggang sei, sich abwenden und sich an die Dinge selbst machen, die Hand selbst ans Werk legen werde. Ganz besonders unzufrieden ist er mit den künstlichen Methoden, sowohl in der Naturwissenschaft als in der Theologie und Philosophie. In der Naturlehre tadelt er die allzugroße Anwendung der Mathematik; denn diese mache sich ganz künstliche und der Natur widersprechende Bilder, wie, wenn sie die Linie aus Punkten zusammensetzt u. s. f.; die Naturlehre aber habe die Dinge anzusehen, wie sie sind, und nicht wie sie dem Nachsinnen von Maßen und Stellungen dienen können. Wie alle die großen Denker und besonders die Naturphilosophen des 16. und 17. Jahrhunderts, die Erneuerer des Platonismus, war auch er ein Gegner des Aristoteles. In der Naturlehre ist ihm Aristoteles das Prototyp jener Leute, die die Natur nicht aus ihr selbst, sondern aus allgemeinen und abgezogenen Begriffen, die vom Hörensagen oder flüchtigem Ansehn hergenommen sind, oder aus vorgefaßten Meinungen und Schematen beurtheilen – und er versäumt keine Gelegenheit, die sich ihm bietet, die Unwissenheit des Aristoteles und die Unnatur seiner Ansichten zu zeigen. Aber auch der Logik des Aristoteles spricht er jeglichen Werth ab; sie sei für die Erkenntniß gänzlich unnütz, vielleicht bringe sie einen äußerlichen aber ganz entbehrlichen Nutzen in Bezug auf die Ordnung, d. h. die Disposition der Gedanken (die ja noch verschieden ist von dem natürlichen Zusammenhang, in dem dieselben sich an einander reihen und verbinden), was aber die Wahrheit, um die es sich doch eben handle, betrifft, so führe jene durch ihre Syllogismen mehr von derselben ab, als zu ihr hin, sie sei ohnmächtig in Bezug auf Invention, ja sie verwirre die Erkenntniß, und eine Wissenschaft, die auf ihrem Wege fortschreite und an sie ihre Resultate binde, sei völlig verwerflich. Diese Ansicht Helmonts hängt zusammen mit den allgemeinen Grundsätzen, die er sich aus dem System der Mystik angeeignet hatte. Er unterschied demgemäß zwischen intellectus und ratio, oder, wie wir ungefähr sagen würden, zwischen dem intuitiven und dem discursiven Denken, oder zwischen der synthetischen Vernunft- und der reflexiven, analytischen Verstandesthätigkeit und sprach der letzteren jeglichen allgemeinen Werth ab. Ja sie, die ratio ist das Brandmal, das uns aufgedrückt ist zum Gedächtniß unsres Falles und Elends. Denn erst mit dem Sündenfall bildete sich eine sinnliche oder natürliche Seele als Mittlerin zwischen der ewigen unsterblichen Seele, d. h. dem Intellekt, und dem Lebensgeist. Vor dem Fall hatte jene ewige Seele den Lebensgeist unmittelbar erfüllt und daher war der Mensch auch leiblich unsterblich gewesen. Als aber die leibliche und natürliche Lebenssphäre des Menschen sich verfinsterte, da zog sie sich zurück und es bildete sich die natürliche Seele, deren eigenste Funktion, als gleichsam der irdische Schatten des Intellekts und seines inneren Thuns, eben das discursive Denken ist. Dieses ist ganz excentrisch und handelt nur mit einem aus der Vorstellung von außen abstrahirten Bilde. Dagegen erhebt sich der Intellekt zu den Wesenheiten selbst, ja er ist mit ihnen eines und identisch, Wissen und Sein sind hier unmittelbar eines. Wenn die Seele, sagt er, Gedanken hat von sich selbst oder von etwas anderm, als wenn sie es selbst wäre, ohne daß ein Unterschied zwischen Denkendem und Gedachtem ist, wie auch ohne Verknüpfung, Absehen auf Zeit und [706] Raum u. s. w., so geht ein solcher Gedanke aus dem Intellekt hervor. Auch sagt er: „Sobald die Seele etwas Fremdes sich erdenkt, so muß sie entweder ihre Einfältigkeit aufgeben, oder sie muß sich in das Ding verwandeln, also daß das Wesen des betreffenden Dinges das Wesen an sich bleibt und doch so wesentlich im Intellekt ist, wie ein Apfel in dem Apfelkern.“ H. rühmt sich selbst mystischer Verzückungen; er will die Wonne derselben zweimal zu verschiedenen Zeiten genossen haben, in denen er sich ganz im reinen Intellekt empfand und wenn auch nur in blitzartigen Momenten (ἐν στίγμῃ χϱόνου) den höchsten Silberblick des Daseins aufnahm. Da sah er in das Wesen der Gottheit und in die reine Lauterkeit der Dinge. Auch hatte er Träume und Offenbarungen und lag Gott eifrig im Gebet an um unmittelbare Erleuchtung. Dieser Weg schien ihm der beste, das Innerste der Dinge und die Tiefen der eignen Seele sich zu erschließen. Ein Mann von lebhafter Phantasie pflegte er, mit einem Problem beschäftigt, sich in der Einbildungskraft ein Bild des betreffenden Gegenstandes zu formen, bis es zu einer fast visionären Anschaulichkeit gefördert war. Dann schlief er damit ein und im Traum kehrte es ihm wieder und ward ihm hier in seiner Art und seinen Verbindungen deutlicher. Auf diese Weise fand er sich in der Auffindung der Wahrheit oft wunderbar gefördert. Ein solcher Mann mußte freilich wohl auch den magischen Theorien seiner Zeit mit Vorliebe zugethan sein. So bemerken wir in der That denn bei ihm eine große Neigung, auch in der Physiologie selbst auf magische Wirkungen actiones in distans zu rekurriren; bei der Erklärung der Verdauung, der Befruchtung zieht er solche herbei. Heilmittel, die durch bloße Berührung wirken; sympathetische Curen werden eingehender erörtert und erklärt. Insbesondere soll die menschliche Seele, d. h. die ewige Seele, der Intellekt, in dem neben dem intuitiven Erkennen auch Wille und Liebe in eines verschmolzen sind, zu den wunderbarsten Wirkungen auf den eigenen Körper wie auf fremde und selbst in die Ferne hin fähig sein. Warum, sagt er, erschrecken wir vor dem Worte Magie, da die ganze Natur magisch ist und keine andere Kraft zu wirken hat, die nicht von Einbildung ihrer Form und zwar magischer Weise hervorgebracht wird. Daß ganze wirkende Naturleben ist ihm nur Eine universelle Imagination. In der Physik ist ihm das Wasser der allgemeine Grundstoff der Dinge. Dazu kommt als eine wirkende und regierende Kraft der „Archeus“. Derselbe ist nicht blind noch leer, sondern er trägt in sich die Idee oder das Bild, das er nun von innen aus im Stoffe ausarbeitet und entfaltet. Das Bild ist also nicht etwas, das die bildende Kraft vor sich hat, nach dem sie arbeitet, auf daß wie auf ein Endziel, einen Zweck sie es absieht, sondern es ist die eigene innere Bestimmtheit, der innere Charakter dieser Kraft selbst. Im Weben der Natur ist keine Aeußerlichkeit und Anderheit, all’ ihr Wirken ist ursprünglich, genial. Daher wendet sich auch H. gegen die vierte Ursache des Aristoteles, die Finalursache; dergleichen gebe es in der Natur der Dinge nicht. Im organischen und speciell im menschlichen Leibe ferner hat jedes Glied seinen eigenen besonderen Archeus, sein besonderes Organisationsprincip; in allen und über allen jedoch waltet der allgemeine Archeus. Krankheit entsteht, wenn der Archeus eines Gliedes ein falsches Bild aufnimmt, wozu er jedesmal durch ein Fremdes, daß in die Säfte des Körpers eindringt oder diese von außen berührt und afficirt, erregt wird. Es muß somit unterschieden werden die Krankheit selbst, welche also nur eine falsche Einbildung des Archeus ist, und die äußere Ursache, auf die jene als Reaktion folgt. Die Cur hat sich darauf zu richten, vor allem die fremde und unordentliche Tendenz des Archeus zu corrigiren, eventuell auch die gelegenheitmachende Ursache zu entfernen. Von allgemeinen Heilgrundsätzen, dem similia similibus sowohl, wie dem contraria contrariis will H. nichts wissen. Er hat [707] überhaupt nicht den speculativen Centralblick Hohenheims und hält sich mehr an die Erscheinung. Bei der Krankheit will er auch noch von dem Wesen derselben ihre Wirkungen gesondert wissen, die theils direct, theils indirect sein können; er ist natürlich ein Gegner des symptomatischen Verfahrens. Ebenso ist er gegen die Aderlässe und Purganzen, gegen die Mixturen, empfiehlt simplicia und specifica Arcana, welche die Idea morbosa tilgen, ohne jedoch darum andere Mittel zu verachten, die mehr durch ihre materiellen Bestandtheile wirken und vorzüglich dazu dienen, die gelegenheitmachende Ursache auszutreiben; auch eifert er gegen die Trennung der Chirurgie von der Medicin und weist in Hinsicht darauf auf gewisse Hautübel und Geschwüre hin, deren Behandlung nur unter Berücksichtigung ihres inneren Grundes von Erfolg sein könne. In der Physiologie und speciellen Pathologie trägt er manche feine Gedanken und Beobachtungen vor, die das Richtige oder vieles später auf Grund genauester Kenntniß Behauptete nahe berühren. Dies findet sich besonders in dem, was er über die Verhältnisse der Verdauung und Verdauungsorgane, über Magen, Milz, Leber, Magensaft, Galle und deren centrale Bedeutung für den Gesammtorganismus erklärt und erörtert. Auch in der Chemie wird namentlich in seinen Erklärungen über das „Gas“ d. h. einen trockenen luftartigen Hauch, der sich in der Kälte entwickelt und sich nicht in tropfbare Flüssigkeit verwandeln läßt, ihm ein wesentlich bedingender Einfluß auf die bahnbrechenden Ideen eines Stahl zugeschrieben.

Rixner und Siber, Leben und Lehrmeinungen berühmter Physiker. Heft 7: J. B. Helmont. Einzelnes und die Lehren nach den Werken Helmont’s.