ADB:Knorr von Rosenroth, Christian
Leopold I., zu dessen Vermählungsfeier K. ein „Chymisches [328] Prachtspiel“ unter dem Titel „Coniugium Phoebi et Palladis“ dichtete, erhob die Familie im J. 1677 in den Freiherrnstand. Unter seinen Schriften nimmt die „Cabbala denudata“ (Sulzbach 1677 und 1684 in zwei Theilen) eine hervorragende Stellung ein; Reimmann nennt sie eine wahrhaft herkulische und von keinem Christen bislang versuchte Arbeit, durch die er sich unvergänglichen Ruhm erworben. Seine Lieder gab noch zu seinen Lebzeiten ein ungenannter Freund heraus: „Neuer Helikon mit seinen neun Musen, d. i. geistliche Sittenlieder“, Nürnberg 1684 (2. Aufl. 1694); unter ihnen haben vor allen die beiden „Morgenglanz der Ewigkeit“ und „Höchster Formirer der löblichsten Dinge“ eine weite Verbreitung gefunden; Freylinghausen nahm in seine Gesangbücher 16 auf. – K. starb zu der von ihm vorausgesagten Stunde am 4. Mai 1689 oder nach Hörner (s. u.), der sich auf das Sulzbacher Kirchenbuch für seine Angabe beruft, am 8. Mai 1689, im 53. Lebensjahre.
Knorr: Christian K. von Rosenroth, gelehrter Kenner der Kabbala und Dichter geistlicher Lieder, wurde am 15. Juli 1636 zu Alt-Rauten, einem Dorfe bei Rauten im Fürstenthum Wohlau, geboren, woselbst sein Vater, Abraham K. von Rosenroth, Pastor war. Nachdem er die Schulen zu Fraustadt und Stettin besucht, studirte er zu Leipzig, wo er Magister wurde und zu Wittenberg und machte darauf eine größere gelehrte Reise durch Frankreich, England und Holland. In Amsterdam machte er die Bekanntschaft eines armenischen Fürsten, sowie die des berühmten Oberrabbiners Meier Stern aus Frankfurt a. M. und einiger gelehrten Engländer und ward durch diese in das Studium der orientalischen Sprachen, der Kabbala und der Alchymie eingeführt und gewann auf diesen Gebieten große Kenntnisse. Hinfort suchte er immer tiefer in das Geheimniß der Kabbala einzudringen und die gewonnenen Einsichten zu einer mystischen Schrifterklärung zu verwerthen. Durch diese Beschäftigungen gewann er das Vertrauen des im J. 1655 wegen seiner mystischen Richtung zur katholischen Kirche übergetretenen Pfalzgrafen Christian August zu Sulzbach, der ihn im J. 1668 zu seinem Geheimen Rath und Canzleidirector ernannte. In demselben Jahre heirathete er Anna Sophie, geb. Paumgart v. Holenstein; seiner Frau und Kindern zu Liebe dichtete er eine große Anzahl geistlicher Lieder, in denen sich in edler und ernster Weise seine mystische Richtung ausspricht. Kaiser- Wetzel, Hymnopoeographia, Bd. II, S. 43 ff.; Analecta hymnica, Bd. II, S. 444 ff. – (Hörner) Nachrichten von Liederdichtern des augsburgischen Gesangbuches, 2. Aufl., Schwabach 1775, S. 142 f. – Koch, Gesch. des Kirchenlieds u. s. f., 3. Aufl., Bd. IV, S. 28–31. – Winterfeld, Evang. Kirchengesang, II. S. 512 ff. – Goedeke, S. 472, Nr. 137; S. 491, S. 235.