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ADB:Elsevier

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Artikel „Elsevier“ von Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 62–66, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Elsevier&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 04:08 Uhr UTC)
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Elsevier. Der Name einer sehr berühmten Buchdruckerfamilie, die entweder in Lüttich oder Löwen ihren Stammsitz hatte, wenn ihre Abstammung sich nicht gar aus Spanien nachweisen läßt. Was ihren Namen betrifft, so scheint er nicht der ursprüngliche gewesen zu sein und nur ins Holländische übersetzt; wenigstens fällt es auf, daß sich der Name in „Els, d. h. Erle und „Vuur“: Feuer zerlegen läßt, worauf auch das bei einigen von ihnen gedruckten Büchern befindliche Buchdruckerzeichen sich beziehen wird, nämlich ein angezündeter kleiner Holzstoß oder ein Baum, von einer Weinrebe umrankt. Die Schreibung „Elzevier“ ist unrichtig. Wenn auch die griechischen und hebräischen Ausgaben der Elseviere denjenigen der Etienne’s nachstehen, so werden doch die Elseviere, was die Auswahl der Bücher und die Kenntniß ihres Geschäftes betrifft, den Etienne’s nichts nachzugeben haben; ja sie möchten sie an Feinheit und Zierlichkeit ihrer Typen noch weit übertreffen.

Als Begründer des ganzen Geschäftes muß Ludwig E., welcher zu Löwen im J. 1540 geboren war, angesehen werden. Im J. 1563 verheirathete er sich mit Maria Duverdyn, mit welcher er sieben Söhne (Matthys, Ludwig, Aegidius, Joost, Arnold, Bonaventura und einen jung gestorbenen siebenten) und zwei Töchter (Marie und Elisabeth) zeugte. Er war Buchbinder und Buchhändler, denn bis gegen 1580 war er wahrscheinlich zu Antwerpen, Wesel, Douay und Löwen in dieser Branche thätig, doch trat er im September des genannten Jahres in die Dienste der Universität zu Leiden ein, und zwar als Universitätspedell (nach Anderen 1586). Ob er überhaupt wirklich auch Buchdrucker gewesen war, scheint zweifelhaft, denn es findet sich kein bei ihm erschienenes Buch, welches seinen Namen auch als Buchdrucker trüge, sondern die Drucker sind immer andere. Den Buchhandel jedoch trieb er neben seinem Amte, denn man weiß, daß er im J. 1582 mit Christoph Plantin ein Geschäft machte, indem er für 1270 Gulden Bücher von jenem bezog. Seine gewöhnliche Devise war: ein Adler auf einem Stein sitzend, der in seinen Klauen ein Bündel von sieben Pfeilen hält, mit der Unterschrift: Concordia res parvae crescunt. Aber auch unter seinem Namen erschienen Bücher in anderen Städten, welches darauf schließen läßt, daß er auch anderwärts Niederlagen hatte. Das erste Buch, welches seinen Namen trägt, war: J. Drusii Ebraicarum quaestionum, sive quaestionum ac Responsionum libri duo, videlicet, secundus ac tertius. In [63] academia Lugdunensi MDLXXXIII“, 8. Am Ende: „Veneunt Lugduni Batavorum apud Ludovicum Elsevirium, è regione scholae novae“. Vom J. 1583–1593 ist gar nichts über ihn bekannt geworden, dann wurde er 1594 Bürger zu Leiden und associirte sich 1597 mit dem dortigen Universitätsbuchdrucker Johann Paets. Er starb den 4. Februar 1617 und wurde bei seiner Frau, welche den 3. Dec. 1613 gestorben war, auf dem St. Peterskirchhof zu Leiden begraben. Sein Bruder Nicolaus E. hatte bis 1594 in Leiden gedruckt, allein seine Wittwe Catharina van Opstal übertrug das Geschäft noch in demselben Jahre nach Löwen.

Matthys E., der erste Sohn von Ludwig und Maria Duverdyn, wurde wahrscheinlich 1564 zu Antwerpen geboren und kam mit seinem Vater im J. 1580 nach Leiden, wo er 1594 Bürger und 1607 durch Fürsprache von Scaliger Pedell an der Hochschule wurde, welches Amt er bis 1616 bekleidete; in diesem Jahre ward er seines Amtes entsetzt, weil durch seine Nachlässigkeit ein großer Brand entstanden war, welcher einen großen Theil des Universitätsgebäudes verzehrte. Er bekam indessen seine Stelle wieder, und bekleidete sie danach bis zu seinem am 6. Dec. 1640 erfolgten Tode. Nach seines Vaters Tod associirte er sich mit seinem Bruder Bonaventura. Er war dreimal verheirathet: 1) mit Barbara Lopes (1591), von welcher er drei Söhne hatte: Abraham, Isaak und Jacob; 2) mit Maria van Ceulen, mit welcher er einen Sohn Ludolph zeugte (1624) und 3) mit Elisabeth Jans de Smit (1626), welche Ehe kinderlos blieb. Es sind nur zwei Werke bekannt, welche seinen Namen tragen. – Ludwig E. war der zweite Sohn von Ludwig und Maria Duverdyn und war um 1566 oder 1567 zu Antwerpen geboren. Er hörte zu Leiden Collegien, während sein Vater an der Universität angestellt war, und wurde 1599 unter die Zahl der Buchhändler im Haag aufgenommen. Er war kein Buchdrucker, doch kennt man vier Werke, welche seinen Namen als Herausgeber tragen. Bonaventura und Abraham haben sein Geschäft nach seinem Tode fortgesetzt. – Aegidius E., der dritte Sohn von Ludwig und Maria Duverdyn, wurde zu Wesel geboren, das Jahr seiner Geburt ist unbekannt, doch kam er 1580 mit seinem Vater nach Leiden und wurde 1599 Buchhändler im Haag, publicirte hier die „Navigatio Joh. Huigens de Linschoten mit der Unterschrift: „Hagae Comitis officina Alberti Henrici, impensis authoris et Cornelii Nicolei prostantque apud Aegidium Elsevirium“, 1599. Das Geschäft im Haag gab er bald auf, zog nach Leiden zurück und lebte hier als Kaufmann von 1603–1651, in welchem Jahre er am 1. Juli starb. – Joost E., der vierte Sohn von Ludwig und Maria Duverdyn, ward zu Douay geboren, Zeit unbestimmt, und war Buchhändler zu Utrecht, wo er am 30. September 1600 den Bürgereid leistete. Gedruckt scheint er nie etwas zu haben, wenigstens ist kein Buch bekannt, welches seinen Namen trägt. Er starb 1617, nachdem er im J. 1598 mit Margaretha van der Woert getraut war, mit der er vier Kinder hatte: Ludwig, Peter, Barbara und Maria. – Arnold E., der fünfte Sohn von Ludwig und Maria Duverdyn, war wahrscheinlich 1575 zu Douay geboren, er wurde Maler und starb 1648 zu Rotterdam. – Bonaventura E., der sechste Sohn von Ludwig und Maria Duverdyn, wird gewöhnlich für den Sohn von Matthys E. gehalten, war zu Leiden 1583 geboren, der gelehrte Bonaventura Vulcanius war sein Taufpathe. Im J. 1601 wurde er Buchhändler, machte 1606 eine Reise nach Italien, kam 1608 nach Paris und kehrte im folgenden Jahre nach Leiden zurück. Von 1618–1624 war er Matthys’ Compagnon und in dem letzteren Jahre verband er sich mit dessen Sohne Abraham, erkaufte 1625 von Isaak E. die Universitätsdruckerei sowie die orientalische Buchdruckerei des berühmten Thomas Erpenius, worauf beide im J. 1626 zu Universitätsbuchdruckern ernannt wurden. Im J. 1625 vermählte er sich mit Sara van Ceulen und hatte vier Söhne: Daniel, Peter, [64] Bonaventura und Wilhelm. Er starb am 17. September 1652 und wurde auf dem Peterskirchhofe zu Leiden begraben. Die meisten Bücher für das Geschäft der beiden wurden in Leiden gedruckt, nur zwei Werke von Galiläi wurden auf ihre Rechnung durch David Hautt zu Straßburg (1635) gedruckt, jedoch sehr schlecht, und doch sind es gerade diese beiden Werke, welchen die ganze Familie ihren Ruf verdankt. Da aber auch Abraham einige Zeit vor Bonaventura gestorben war, so wurde unterm 16. April 1653 der ganze Verlag öffentlich versteigert. (Catalogus variorum et insignium in quavis facultate, materia et lingua, librorum Bonaventurae et Abrahami Elsevir, quorum auctio habebitur Lugduni Batavorum in officina defunctorum ad diem 16 Aprillis stylo novo 1653. Lugd. Bat. ex typ. Elsev. 4.) Unter den berühmten Drucken dieser Gemeinschaft die berühmtesten sind die unter dem Namen: „Respublicae variae“ bekannten, welche sich durch Ausstattung und Druck besonders auszeichnen und den Ruhm dieser Druckerfamilie hauptsächlich mitbegründet haben. Das Privilegium dafür erhielten sie von den Generalstaaten unterm 15. Mai 1626. Der siebente Sohn Ludwigs starb schon sehr frühe (geb. 1585, † vor 1612).

Abraham E., Sohn von Matthys und Barbara Lopes, ward am 4. April 1592 zu Leiden geboren und vermählt am 21. Mai 1621 mit Catharina van Waesbergen, Tochter des bekannten Buchdruckers Johann van Waesbergen. Er hatte drei Söhne (Johannes, Abraham und Isaak) und zwei Töchter. Nachdem er erst eine eigene Druckerei gehabt hatte, verband er sich mit seinem obengenannten Oheim Bonaventura für den Buchhandel und die Buchdruckerei. Er starb den 14. August 1652. – Isaak E. war der zweite Sohn von Matthys und Barbara Lopez, am 11. März 1596 zu Leiden geboren, hatte bereits 1616 eine eigene Buchdruckerei, wurde am 9. Mai 1626 als Buchdrucker der Akademie angestellt, nachdem er die bekannte orientalische Druckerei von Erpenius übernommen hatte. Sein Corrector war Eusebius Meisner (geb. zu Basel 1592), welcher später in die Dienste von Bonaventura und Abraham trat. Doch verkaufte Isaak sein Geschäft noch in demselben Jahre (1626) an seinen Bruder Abraham und seinen Oheim Bonaventura und verließ Leiden, um sich in Rotterdam niederzulassen; im J. 1644 zog er nach Wessenaer bei Leiden, 1648 nach Delft, wo er am 8. Oct. 1651 starb. Das erste Buch, welches er druckte, war: „Opera Constantini Porphyrogenetae“, 1617. Sein Druckerzeichen war der bekannte Baum mit der Devise: „Non solus“. – Jacob E., der dritte Sohn von Matthys und Barbara Lopes, war zu Leiden 1597 geboren und etablirte sich 1621 im Haag als Buchhändler, doch scheint er nicht lange den Buchhandel getrieben zu haben, da nur auf einem einzigen Buche sein Name vorkommt (Les tables de sinus d’Albert Girard“ 1626 und 1629), welches von einem seiner Verwandten gedruckt worden war. Dem Abraham und Bonaventura E. kaufte er ihr Geschäft in Winkel op de Zael ab; 1636 aber legte er sein Geschäft ganz nieder, war 1636–39 Privatrendant, trat aber dann 1652 als Hauptmann in den Dienst der Generalstaaten. Das Jahr seines Todes ist unbekannt. Er hinterließ drei Kinder, Abraham, Jacob und Sarah. – Ludwig E., der erste Sohn von Joost und Margaretha van der Woert, war wahrscheinlich 1604 zu Utrecht geboren, verlor sehr frühe seinen Vater, studirte zu Leiden Philosophie und wohnte hier bei seinem Oheim Matthys. Später widmete er sich bei seinem Oheim Bonaventura dem Buchhandel und der Buchdruckerei und ließ sich 1636 in Amsterdam nieder. Er soll 1649 einen Compagnon gehabt haben, ob es nun sein Bruder Peter gewesen oder ein anderer, ist nicht bekannt. Sicher ist, daß er sich im J. 1654 mit Daniel E., dem Sohn von Bonaventura, associirte, nachdem er vorher öfters Reisen nach Italien etc. gemacht hatte. Er starb wahrscheinlich im Mai 1670 zu Amsterdam. Der Name seiner Frau ist [65] nicht bekannt. Die Devise von Ludwig und Daniel E. war: „Ne extra Oleas“, unter einem Olivenbaum eine Minerva, die eine Hand erhoben, in der andern den Schild.

Daniel E., Sohn von Bonaventura und Sara van Ceulen, wurde am 14. August 1628 zu Leiden getauft, studirte einige Jahre zu Paris, ward nach dem Tode seines Vaters 1652 mit Johann E. als akademischer Buchdrucker angestellt und war mit demselben bis 1654 associirt; zog dann nach Amsterdam und verband sich dort mit Ludwig E. Er war verheirathet mit Anna Beerninck und zeugte mit derselben drei Söhne: Bonaventura, Daniel und Ludwig. Er starb zu Amsterdam den 13. Oct. 1680 und wurde in der St. Paulskirche zu Leiden begraben. Seine Wittwe setzte nach seinem Tode das Geschäft noch ein Jahr fort.

Johann E., Sohn von Abraham und Catharina von Waaebergen, wurde am 22. Febr. 1622 geboren. Ehe er den Buchhandel übernahm, war er in andern auswärtigen Geschäften thätig, so im J. 1638 in Paris, doch kehrte er nach dem Tode seines Vaters in sein Vaterland zurück, indem er zugleich mit seinem Neffen Daniel, Sohn von Bonaventura E., als akademischer Buchdrucker angestellt wurde. Im J. 1658 fand seine Buchdruckerei eine große Ausdehnung und seine Drucke wurden zu den besten Arbeiten in Europa gezählt, doch machte sein am 8. Juni 1661 erfolgter Tod seinen weitgehenden Unternehmungen ein Ende. Seine Wittwe, Eva van Alphen, welche ihm zwei Söhne, Daniel und Abraham, und zwei Töchter, Maria Catharina und Maria, geboren hatte, setzte die Druckerei bis zum Jahre 1681 unter der Firma: „Wittwe und Erben Johanns E.“ fort; worauf ihr Sohn Abraham II. das Geschäft übernahm, der, obgleich Advocat, sich in diesem Jahre in die Zunft der Buchdrucker aufnehmen ließ und Universitätsbuchdrucker wurde; doch übergab seine Mutter ihm erst im J. 1694 die alte Erpenische orientalische Buchdruckerei. Er kümmerte sich jedoch sehr wenig um das Geschäft, namentlich als er Schöffe zu Leiden (1710) geworden war. Infolge dessen starb er in sehr zerrütteten Umständen (1712) mit Hinterlassung einer einzigen Tochter, Eva Maria. Im J. 1713 wurde seine Officin in öffentlicher Auction, Alles in Allem zum geringen Preis von 2000 Gulden, versteigert.

Peter E., Sohn von Peter E. und Anna Dirks van der Mast, wurde zu Rotterdam geboren und am 8. Mai 1643 getauft. Er war Jurist und als solcher Stadtrath von Utrecht, zugleich beschäftigte er sich mit dem Buchhandel. Er war auch Verfasser von vier schmutzigen Gedichten, welche jedoch vermuthlich zu Amsterdam von den Pressen Daniels E. gedruckt wurden und unter den Titeln erschienen: „Scheele Griet of de gestrafte wellust“, Amsterdam 1662. 8; „De gestoorde vreught“, Amsterdam 1664. 8; „De springende doctor“, Amsterdam 1666. 8; „De broekdragende vrouw“, Amsterdam 1666. 8. Auch soll er der Verfasser von „Apolloos Snaaren, mits gaders veelderhande Lof-en verjaardichten, Snakerijtjes enz.“, Amsterdam 1664. 12 gewesen sein. 1692 erschien noch von ihm: „Mélanges de Colomiés“, Utrecht chez Pierre Elsevier. Anno 1692. 12. Er starb im J. 1696 zu Utrecht und hinterließ aus zwei Ehen vier Kinder.

Adry, Notice sur les imprimeurs de la famille des Elseviers faisant partie de l’introduction au catalogue raisonné de toutes les éditions qu’ils ont données, Paris 1806. 8; Bérard, Essai bibl. sur les éditions des Elseviers, Paris 1822. 8; A. de Reume, Recherches hist. généalog. et bibliogr. sur les Elseviers, Brüssel 1847. 8; Uitkomsten van een onderzoek omtrent des Elseviers, meer bepaaldelijk met opzigt tot derzelver Genealogie. Een noodige voorarbeid tot de geschiedenis der Elseviersche drukpers. [66] Door Jhr. J. C. Rammelman Elsevier, Utrecht 1845. 8; Aperçu sur les erreurs de la bibliographie spéciale des Elseviers et de leurs annexes, avec quelques découvertes curieuses sur la typographie Hollandaise et Belge du XVIIème siècle par Ch. M(otteley), Paris 1847. 8; Corrections et additions par Ch. M. Pieters, Paris 1849. 8; M. L. Jacob, Over het geslacht der Elseviers, Haag 1839. 8; Pieters, Annales de l’impr. Elsevir. Ed. II. Gent 1855, gr. 8; De la Faye, Catalogue des Républiques, Paris 1845, Ed. II. 16; Van der Aa, Biographisch Woordenboek der Nederlanden, Bd. 4 etc.