ADB:Hennings, Johann Friedrich

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Artikel „Hennings, Johann Friedrich“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 195–196, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hennings,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 06:27 Uhr UTC)
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Hennings: Johann Friedrich H., Genre- und Landschaftsmaler, geboren am 16. October 1838 zu Bremen, † am 29. Juni 1899 in München, lernte bei Oswald Achenbach in Düsseldorf und nahm, nachdem er Italien bereist hatte, seinen Wohnsitz zu München. Bei aller Naturwahrheit tragen seine Bilder doch idealen, aber durch einen etwas decorativen Charakter versetzten Beigeschmack. Er liebte Abendstimmungen und Mondnächte in sehr harmonischer Färbung; als Staffage erscheinen Herren und Damen, Reiter und Jäger häufig in Rocococostümen. Seine Bilder behandelten in beiläufiger Reihenfolge 1863: eine Heuernte bei Rosenheim; Mühle im Walde; 1864: Badende Kinder (Motiv aus dem Amperthal bei Pähl); 1865: Morgen am Gardasee bei Torbole; 1866: Mondnacht bei Verona, den Marienplatz in München, Salzburg bei Nacht; 1868: das Schloß Nymphenburg nächst München, und eine Partie aus dem Schloßpark daselbst; Mondnacht an der Donau bei Regensburg; 1871: der große Canal in Venedig mit Ausblick auf S. Maria della Salute; 1873: ein Winter-Motiv bei Passau von der Innseite; Blankenese an der Elbe (als Holzschnitt in Nr. 24 Ueber Land und Meer 1873, 29. Bd., S. 460); 1874: Mondnacht in einem alten Park mit springenden Wassern; venetianische Gondelfahrt; 1875: Abend im Park; Aufbruch zur Jagd (mit Motiv von der Solitude bei Stuttgart); 1877: zwei Scenen aus dem Münchener Hofgarten: eine ballspielende Rococogesellschaft vor dem Dianen-Tempel; Schwanthalers Märchen-Brunnen mit modernem Publicum vor demselben; 1878: Federballspiel; Sommerabend in Leopoldskron; Kahnfahrt auf dem Obersee; 1879: Abfahrt des Dampfers am Lido in Venedig: Herbstabend im Park; 1880: im Lustgarten zu Nymphenburg; eine Atelierscene; lesendes Mädchen; aus Venedig; Reifspiel auf blumiger Frühlingwiese; 1881: schalkhafte Mädchen necken den „Vor dem Schloßportal“ eingeschlafenen dicken Portier; Jagdschlößchen im Frühling mit zwei Reitern; die „Riva degli Schiavoni“ zu Venedig; bunte „Gesellschaft unter den Bäumen des Wirthshauses Zum rothen Hahn“; 1882: „Der entflohene Liebling“ – ein Papagei, welcher von einer schönen Dame mit Zucker vergeblich gelockt wird; ein auf der Jagd im „Wirthshaus zum goldenen Löwen“ abgestiegener Fürst unterhält sich huldreich mit den dortigen bürgerlichen Gästen (vgl. Lützow’s Zeitschrift 1882. XVII, 306); „Frühlingslandschaft“ aus den Gärten der Isola Bella im Lago Maggiore (Gartenlaube 1885, S. 308 u. 309); [196] 1883: fröhliche Soldaten, lautenirend, singend und trinkend, in Gesellschaft von jungen Mädchen „Beim Wirth zum Schwarzen Adler“ (als Holzschnitt in Vom Fels zum Meer 1884. März); 1885: Mondnacht bei Salzburg mit der Staffage eines Fackelzugs; „Abend an der Salzach“ mit einer heiteren Volksscene im Costüm des vorigen Jahrhunderts (vgl. Lützow’s Zeitschrift XVIII, 308, u. Holzschnitt in Nr. 37 d. Deutsch. Illustr. Ztg. 1886); „Der König kommt!“ Ludwig II. in glänzender Equipage fährt eine Allee entlang, wobei das Fackellicht des Vorreiters mit dem Mondlicht in Wechselwirkung gebracht ist. In noch höherem Grade bewährte H. seine Bravour in der Darstellung von Doppellicht mit seinem „Kanal in Amsterdam“ (1883); das Spiel des Mondlichts in seiner Blässe und die röthlichen Gasflammen in den regungslos liegenden Wassern des zwischen langgestreckten Straßenzeilen sich hinziehenden Kanals ist mit größter Wahrheit wiedergegeben. Ein gleich effectvolles, phantastisches Capriccio war die „Einladung des steinernen Gastes“ (Gartenlaube 1885, S. 869). Dann kam H. mit einer „Frühmesse in der alten Stiftskirche zu Berchtesgaden“ (1887), oder mit einem Schwäne fütternden Dämchen wieder in ein ruhigeres Tempo. Eine Reihe von vornehmen, theilweise berittenen Damen und Herren zeigt ein „Rendezvous vor dem Schlosse“ mit den Insassen einer vierspännigen Carosse. Dann rasten wieder Lichtenstein-Kürassiere „Beim Wirth zur goldenen Sonne“ (Photographische Union); gelegentlich tafeln auch die Stadt-Honoratioren von „Tittmoning an der Salzach“ aus Anlaß einer landesherrlichen Geburtstagsfeier, wobei die städtischen Musikanten aufspielen (Nr. 35 Ueber Land u. Meer 1889. 62. Bd., S. 733). Man sieht, der Künstler liebt Ueberraschungen, führt uns überall hin in gute, gemüthliche, behagliche Gesellschaft, wo man sich gleich zu Hause fühlt. Dann brachte H. auch einen „Festmorgen auf dem Friedhof“ mit einem Motiv aus dem am Ammersee gelegenen Widdersberg (Ueber Land u. Meer 1888. Bd. 59, S. 93); eine Einkehr „Auf der Alm“ (ebendas. 1889, Nr. 43, S. 893), ein „Blindekuhspiel“ (ebendas. 1889. Bd. 62, S. 953), oder einen „Wasserfall aus der Ramsau“ (1890). Er wiederholte sich nicht, fand immer neue Stoffe, sei es mit einer „Wald-Idylle“ (Ueber Land u. Meer. Bd. 63, S. 16), einer „Hirschjagd“ (in Nr. 13 d. Festzeitung für das VII. Deutsche Turnfest 1896), einer lustigen Scene aus dem durch seine Wasserkünste bekannten Hellbrunnerpark bei Salzburg (ebendas. 1892. S. 540), oder einer „Wallfahrt bei Grünfink“ (ebendas. 1892. Nr. 44). Am häufigsten costümirte er seine Staffagen im Stil des vorvorigen Säculums, wozu er natürlich die entsprechende Architektur und landschaftliche Umgebung stimmte, doch holte er seine Stoffe auch aus der neuesten Zeit, von dem „Brunnenbuberl“ (einer neueren Münchener Wasserkunst), aus Seefeld u. s. w. Sein aus fast 300 Oelstudien, Handzeichnungen, Aquarellen und Bleistiftskizzen bestehender Nachlaß wurde mit vielen alterthümlichen Möbeln, Costümen, Waffen, Teppichen und Raritäten am 22. November 1899 durch G. Mößel versteigert.

Ein gleichnamiger Maler, J. Ferd. Hennings, starb am 20. Juni 1895 zu München, 66 Jahre alt.

Vgl. Fr. v. Bötticher, 1895. I, 498. – Singer, 1896. II, 150. – Bettelheim, Jahrbuch 1900, S. 129.