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ADB:Herberger, Theodor

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Artikel „Herberger, Theodor“ von Wilhelm Vogt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 27–28, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herberger,_Theodor&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:51 Uhr UTC)
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Band 12 (1880), S. 27–28 (Quelle).
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Herberger: Theodor H., Archivar in Augsburg, wurde am 15. Februar 1811 zu Ottobeuren in Schwaben geboren. Trotz der kärglichen Verhältnisse, mit denen er von Jugend an zu kämpfen hatte, setzte er es doch durch, die wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Nachdem er 1829 das Gymnasium zu Kempten absolvirt hatte, trieb er an der Universität München philosophische und geschichtliche Studien, deren Fortsetzung ihm nur dadurch möglich war, daß er vom Frühjahr 1832 an im Hause des Grafen Joseph Tauffkirchen-Hohenburg als Erzieher sich seinen Unterhalt verschaffte. 1834 gab er diese Stellung wieder auf, um ungestört sich weiter bilden zu können und dann seit 1838 den Versuch zu wagen, durch schriftftellerische Production sich eine Lebensstellung zu erringen. In jener Zeit mag er wol das Drama „Lykurg in Delphi“ geschrieben haben, von den übrigen Arbeiten ist nichts bekannt. Als ein Erfolg dieser Bemühung ist es anzusehen, daß die Stadt Augsburg am 1. December 1843 ihm die Verwaltung ihres seit langer Zeit sehr vernachlässigten Archivs übertrug, ein Verdienst, das sich hauptsächlich der 1. Bürgermeister Carron du Val erwarb, indem er die dringende Nothwendigkeit erkannte, diese Schatzkammer in die Hände eines wissenschaftlich gebildeten Mannes zu legen und diese Maßregel der vorgesetzten Behörde gegenüber verfocht. Denn diese regte die Frage an, ob nicht die Geschäfte eines Archivars durch einen „Registratur- oder Canzleigehilfen“ nebenbei besorgt werden könnten, indem sie hervorhob, daß „die Remunerirung von Geschichtsforschern [28] außer dem Bereich des Communaletats liegt.“ Auf diesem für ihn ganz wie geschaffenen Arbeitsfeld entfaltete H. eine anerkennenswerthe Thätigkeit. Seinem Eifer gelang es bald, sich die Herrschaft über die im Archiv niedergelegten Schätze anzueignen, und soweit es sich um Augsburger Geschichte handelte, „ein lebendiges Nachschlagelexicon“ zu werden, was der Wissenschaft sogar weit über die Grenzen Deutschlands hinaus zu gute kam. Er selbst veröffentlichte eine Reihe von Abhandlungen, zumeist in den Jahresheften des historischen Vereins von Schwaben und Neuburg. Wenn er zu umfassenderen Darstellungen, die er vorhatte, wie ein Augsburger Urkundenbuch, die Reformationsgeschichte Augsburgs etc., trotz großartiger Vorarbeiten nicht gekommen ist, so war daran nicht sein Bienenfleiß Schuld, von dem heute noch eine Unzahl im Archiv aufgestapelter Excerpte, Urkundensammlungen, Regesten und fast vollendeter Abhandlungen zeugt, sondern eine ihm eigne Befangenheit und Schüchternheit gepaart mit einer gewissen unruhigen Hast, die sich von Nebenbeobachtungen und seitwärts einschlagenden Fragen von der Hauptarbeit abziehen ließ, eine Erscheinung, die bei Historikern nicht einmal zu den Seltenheiten gehört. So verflog denn rascher als dienlich war das erste Feuer und damit der Muth und die Entschlossenheit, den Weg bis zum Ende zu gehen. Daher kam es auch, daß es fast immer der energischen Einsprache und Förderung seiner ihn wegen seines ehrenhaften Characters und großen Wissens verehrenden Freunde bedurfte, die zuweilen sogar zur List ihre Zuflucht nehmen mußten, um es dahin zu bringen, daß selbst fertige Arbeiten im Druck erschienen. Unter diesen zeichnen sich besonders diejenigen aus, welche sich auf die Kunst- und Gewerbegeschichte Augsburgs beziehen. Seiner Anregung verdankt auch Augsburg zumeist sein stattliches Museum. Die k. Akademie der Wissenschaften hat ihn in die Reihe ihrer Mitglieder aufgenommen, eine wohlverdiente Anerkennung seiner gewissenhaften Thätigkeit, um derentwillen er sowol in Augsburg als bei der Gelehrtenwelt in hoher Achtung stand. Sonst war ihm das Schicksal nicht zu günstig, und wer weiß, wie viel ihm die Noth des Lebens an der vollen Ausführung seiner Pläne Abbruch that. Andauernde Nachtarbeiten führten Schlaflosigkeit und ein schweres Gehirnleiden herbei, bis er dieser Qual am 5. December 1870 erlag. Von seinen historischen Abhandlungen und Publikationen sind zu nennen: „7 Briefe von Luther, Melanchthon und Gustav Horn an Augsburg“. 1846, „Die S. Jakobs-Pfründe in A.“ 1848 (?), „Konrad Peutinger in seinem Verhältniß zum Kaiser Maximilian I.“ 1849/50, „Kaiser Ludwig der Bayer und die treue Stadt A.“ 1851/52, „Augsburg und seine frühere Industrie“. 1852, „Die in neuester Zeit im Kreise Schwaben und Neuburg aufgefundenen kleineren Alterthümer, ferner: ein Holzschnitzwerk aus dem Ende des XV. Jahrhunderts Christus als Welterlöser.“ 1855/56, „Das Batfeld und Burgfeld in der Pfarrei Ehingen“. 1857, „Die ältesten Glasgemälde im Dome zu Augsburg“. 1860, „Sebastian Schertlin von Burtenbach und seine an A. geschriebenen Briefe“. 1852.

Sein Nekrolog: 35. Jahresbericht des hist. Kreisvereins im Regierungsbezirk von Schwaben und Neuburg, erschienen 1872.