Zum Inhalt springen

ADB:Herbst, Ferdinand Ignaz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Herbst, Ferdinand“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 48–50, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herbst,_Ferdinand_Ignaz&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 15:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Herbrot, Jakob
Band 12 (1880), S. 48–50 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ferdinand Ignaz Herbst in der Wikipedia
Ferdinand Ignaz Herbst in Wikidata
GND-Nummer 100164994
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|48|50|Herbst, Ferdinand|Franz Heinrich Reusch|ADB:Herbst, Ferdinand Ignaz}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100164994}}    

Herbst: Ferdinand H. (nach seinem Uebertritte zur katholischen Kirche nannte er sich Ferdinand Ignaz H.), Theologe, geb. am 20. Decbr. 1798 zu Meuselwitz in Sachsen-Altenburg, gest. am 11. Mai 1863 zu München. Er machte seine Gymnasialstudien in Altenburg, wo er mit dem Jenaer Kirchenhistoriker Karl Hase zusammen im Hause des Directors Matthiä wohnte und studirte 1818–22 Philosophie, Philologie und Theologie zu Leipzig, Jena und Erlangen. Er war ein eifriges Mitglied der Burschenschaft, wurde als solches 1821 mit Hase von Leipzig consilirt und schrieb zu Erlangen eine Vertheidigung der Burschenschaft, die 1823 [49] unter dem Titel „Ideale und Irrthümer des akademischen Lebens in unserer Zeit“ erschien. K. Hase gibt in seinen, auch unter dem Titel „Ideale und Irrthümer“ 1872 veröffentlichten Jugenderinnerungen anziehende Berichte über sein und Herbsts Studentenleben. Nach Vollendung seiner Studien wurde H. Hofmeister im Hause eines Bankiers zu Augsburg, im Frühjahr 1824 aber als früheres Mitglied des „Jünglingsbundes“ nach Altenburg abgeführt und zu vier Jahren Zuchthaus verurtheilt. Er wurde indeß schon im Frühjahr 1826 wieder freigelassen, lebte einige Zeit in Altenburg, wo er einen religiösen Roman, „Die Jugendfreunde“, schrieb, und ging dann nach München, um, wie früher in Erlangen, Schelling zu hören. Dort begann er die Herausgabe der „Bibliothek christlicher Denker“, worin er den Bekämpfern des modernen Unglaubens ein Denkmal setzen wollte: der erste Band, über Hamann und F. H. Jacobi, erschien 1830 zu Leipzig, der zweite, über Lavater und Joh. v. Müller, 1832 zu Ansbach. Am 2. Decbr. 1832 trat H. zur katholischen Kirche über; 1833 veröffentlichte er „Die Kirche und ihre Gegner in den letzten drei Jahrhunderten, eine katholisch-christliche Bekenntnißschrift“ und eine „Antwort auf das Sendschreiben eines Protestanten über die Kirche und ihre Gegner“. Bald nach seinem Uebertritt trat er in das Seminar zu Freising. Im August 1834 wurde er zum Priester geweiht und bald darauf zum Professor der Philosophie am Lyceum in Freising ernannt. („Die Philosophie und deren Studium. Zwei Vorträge am Lyceum zu Freising“, 1835). Da er es vorzog, in der Seelsorge zu wirken, wurde er 1837 Hülfsgeistlicher, 1839 Chorvicar an St. Cajetan in München, 1840 Schulrath für Oberbaiern, 1842 Pfarrer zu Giesing bei München; von 1848 bis zu seinem Tode war er Pfarrer in der Münchener Vorstadt Au. K. Hase sagt von ihm in der Vorrede zu seinem „Handbuch der protestantischen Polemik“: „Mein liebster Jugendfreund ist zur katholischen Kirche übergetreten und hat auch da eine würdige Bestimmung gefunden, jetzt hochverdient um Schulen und Wohlthätigkeitsanstalten. … Es ist mir ein tiefes Leid gewesen dieser Uebertritt, und doch haben wir es vermocht, über den Abgrund hin, der sich dadurch zwischen uns aufthat, so oft sichs fügte, einander die Hände zu reichen und zu drücken.“

Außer den schon genannten Schriften hat H. auch eine Reihe von praktisch-theologischen, erbaulichen und Jugendschriften veröffentlicht, u. a. „Das Priesterthum. 1. Bändchen: Gespräche über die christliche Liebe“, 1834; „Katholisches Exempelbuch oder die Lehre der Kirche in Beispielen aus der Geschichte des Reiches Gottes auf Erden und seines Gegensatzes in der Welt- und Menschengeschichte“, zwei Theile, 1839 (2. Aufl., durchgesehen von M. Stadlbauer, 1840; 3. Aufl. in 5 Abth., 1847); „Geistliche Schriften“, zwei Bändchen (1. Abendstunden, 2. Festpredigten), 1843. 44; „Die christlichen Schulbrüder des J. B. de la Salle“, 1844; „Robinson der Jüngere, für die kath. Jugend bearbeitet“, 1846 (2. Aufl. 1861); „Lebensbilder aus der Seelsorge“ (in Verbindung mit anderen Geistlichen herausgegeben), 2 Theile, 1848; „Lesebuch für Schule und Haus“, 1850 (2. Aufl. 1858); „Katholische Liebe und Treue. Christliche Lebensbilder für die reifere Jugend“, 1853; „Ausgewählte Denksprüche Jesu“, 1858. Anonym veröffentlichte er 1842: „Aus dem Leben eines Priesters“. (Die Aufsätze über „Die Verdienste der Mauriner um die Wissenschaft“ in der Tübinger theologischen Quartalschrift 1833. 34 sind nicht, wie mehrfach angegeben wird, von ihm, sondern von Prof. J. G. Herbst in Tübingen). – 1834–35 gab H. die religiöse Zeitschrift „Eos“ heraus, 1840–41 die „Gottesgabe. Sammlung zeitgemäßer Schriften und Berichte für Religion und Kirche“; 1833–41 redigirte er die zu Augsburg erscheinende „Sion“, erst allein, dann mit Anderen, 1851 die „Glockentöne, Sonntagsblatt für Katholiken mit besonderer Rücksicht auf Armenpflege“.

[50] S. Knoll, Dr. F. I. Herbst, ein Lebensbild, 1863. Rosenthal, Convertitenbilder, 1. Bd. 2. Abth. 2. Aufl., 1871, S. 61 ff. Kehrein, Lexikon der kath. Dichter etc. 1872, S. 149.