Zum Inhalt springen

ADB:Herbst, Johann Andreas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Herbst, Johann Andreas“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 50, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herbst,_Johann_Andreas&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 10:43 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 12 (1880), S. 50 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Andreas Herbst in der Wikipedia
Johann Andreas Herbst in Wikidata
GND-Nummer 123936993
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|50|50|Herbst, Johann Andreas|Robert Eitner|ADB:Herbst, Johann Andreas}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=123936993}}    

Herbst: Johann Andreas H., auch Autumnus genannt, gehörte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts unter die angesehensten Musiker. Nach seinem 1635 gestochenen Bilde, als Musikdirector in Frankfurt am Main, war er 1588 in Nürnberg geboren. Dort wird er auch seine wissenschaftliche Bildung sich erworben haben, die sich noch um 1613 nur nebenbei auf Musik erstreckte. Unsere bedeutenden Musiker der älteren Zeit waren meist Studirte, welche als Lehrer an höheren Schulanstalten ihren Lebenslauf begannen und erst später Musikdirectoren und Capellmeister wurden, nachdem sie sich einen Ruf als Komponist erworben hatten. So auch H., obgleich man ihm die Thätigkeit im Lehrfache nicht direct nachweisen kann; aber in seiner im Jahre 1613 in Nürnberg herausgegebenen ersten Sammlung deutscher Lieder zu 5 Stimmen (Exemplar auf der königl. Bibliothek zu Berlin) spricht er in der Dedication an die Herzöge von Württemberg über seine musikalischen Leistungen in einem sehr bescheidenen Tone: er möchte dieselben nicht denen der bekannten Musiker gleichgestellt sehen, sondern nur als einen Versuch in der Composition. Danach möchte man also schließen, daß er damals noch nicht Musiker vom Fache war. Dennoch beweist der auf der Rückseite des Titelblattes befindliche Canon zu 4 Stimmen, daß H. in den Künsten des strengen Contrapunktes wohl erfahren ist. Ums J. 1619 bezeichnet er sich dann aber auf dem Titel eines Hochzeitsgesanges (königl. Bibliothek zu Berlin) als einen Musiker in Nürnberg und auf einem Gesange zum neuen Jahre, den Bürgermeistern in Frankfurt a. M. 1621 gewidmet, lesen wir, daß er die Stellung eines Capellmeisters beim Landgrafen zu Darmstadt angetreten hat (Exemplar ebendas.). Auf einem anderen Neujahrsgesange aus dem J. 1637 ersehen wir, daß er städtischer Kapellmeister in Nürnberg geworden ist. Hier scheint er sich mehr der Lehrthätigkeit im Musikfache gewidmet zu haben, denn seit 1642 gab er eine Reihe theoretischer Werke heraus, die in wiederholten Auflagen bis 1653 erschienen, während von Compositionen nur noch eine Reihe mehrstimmiger Kirchenlieder bekannt sind, deren v. Winterfeld im 2. Bande seines evangelischen Kirchengesanges (Beilg. S. 5 ff.) vier veröffentlicht und andere vier Schöberlein im Schatz des liturgischen Chor- und Gemeindegesangs. Um 1653 war er städtischer Kapellmeister in Frankfurt a. M. und lebte noch um 1660. Seine Verdienste sind weniger in seinen Compositionen zu suchen, als in seinem regen und strebsamen Wirken für die Kunst, hier als Lehrer, dort als Dirigent. Ueber seine Lehrthätigkeit gibt ein Artikel in den Monatsheften für Musikgeschichte 1878 S. 100 Auskunft (die in den Lexika’s angegebenen von den obigen abweichenden Daten beruhen auf Irrthümern).