ADB:Heyd, Ludwig
Ambrosius Volland“ (Stuttg. 1828) näher ausführte, drangen seine archivalischen Forschungen bereits in die Sphäre des Fürsten, dessen Biographie er später zu seiner Lebensaufgabe machte. Wie bei dem Kanzler, so galt es bei dessen Herrn, dem Herzog Ulrich von Württemberg, den späteren Traditionen und den theils auf diese, theils auf die eigene Phantasie basirten Schilderungen eines beliebten Dichters (W. Hauffs im Lichtenstein), welche sich beim Publikum schon allzu sehr festgesetzt hatten, die Resultate quellenmäßiger Untersuchung an die Seite zu stellen. Nachdem H. aus Anlaß einer Jubelfestfeier die Einzelschilderung der „Schlacht bei Laufen den 12. und 13. Mai 1534“ (Stuttg. [346] 1834) mit einem werthvollen Anhang historischer Lieder gewissermaßen als Probe vorausgeschickt, folgten im J. 1841 die zwei ersten Bände des Hauptwerks: „Ulrich, Herzog zu Württemberg“ (Tübingen, Fues); den dritten hinterließ H. bei seinem frühen Tode unvollendet, Karl Pfaff gab ihn 1844 ergänzt heraus. H. vereinigte darin in seltenem Maße wissenschaftliche Haltung und volksthümlichen Ton, ohne dabei ins Manierirte zu verfallen; Meister in der Kunst mit wenig Strichen zu zeichnen, liebte er es doch noch mehr, die Lebensbilder aus den Kreisen des Hofs und der Gelehrten, der Bürgerschaft und des Landvolks mit allem Detail, das die Quellen an die Hand gaben, breit und voll auszumalen, sodaß der Leser eine lebendige Anschauung von den Zuständen Württembergs in dem gährungsvollen Zeitalter der Bauernkriege und der Reformation durch alle Schichten der Bevölkerung hin gewinnt. Manche Nebenausbeute seiner Studien, für deren Entfaltung der Rahmen des Buchs zu knapp wurde, legte H. in den Württembergischen Jahrbüchern, in den Studien der evangelischen Geistlichkeit Württembergs und in der Tübinger Zeitschrift für Theologie nieder. Die meisten dieser Einzelskizzen haben Staats- und Kirchenmänner des engeren Vaterlandes, wie Joh. Wieland, Peter Jacobi, Conr. Holzinger, oder sonst Württembergisches zum Gegenstand; doch nehmen die über Blaurer, Schnepf und Schwenkfeld, besonders aber die über Melanchthon und Tübingen 1512–1518 (auch besonders erschienen Tüb. 1839) mehr als partikulargeschichtliches Interesse in Anspruch.
Heyd: Ludwig Friedrich H., geb. am 19. Februar 1792 zu Bissingen an der Enz (Württemberg) als Sohn des dortigen herzoglichen Holzfactors und Raths Carl Ferdinand H., studirte Theologie im Stift zu Tübingen und nachdem er an derselben Anstalt das Amt eines Repetenten und Unterbibliothekars bekleidet hatte, fand er seine definitive Anstellung im Kirchendienst zuerst als Diaconus (1820), hierauf als Stadtpfarrer (1824) in dem blos eine Stunde von seinem Geburtsort entfernten Markgröningen, wo er am 6. März 1842 starb. Seine gelehrten Studien galten ursprünglich der Archäologie und der vergleichenden Sprachkunde; die jetzt vergessenen „Etymologischen Versuche“ (Tüb. 1824) geben Proben davon. In der Folge jedoch wandten sich dieselben der heimathlichen Geschichte zu. Die alterthümliche Stadt, in der er wirkte, und das dort vor Zeiten begüterte Grafengeschlecht nahm zunächst die Aufmerksamkeit des angehenden Historikers in Anspruch („Geschichte der Grafen von Gröningen“ und „Geschichte der vormaligen Oberamtsstadt Markgröningen“, beide Stuttg. 1829). Aber schon die Beschäftigung mit dem genannten Grafengeschlecht führte ihn über die Localgeschichte hinaus, da dasselbe mit dem späteren württembergischen Regentenhaus nahe zusammenhängt, und indem H. das Lebensbild von einem der berühmteren Markgröninger Stadtkinder in dem Buche: „Der württembergische Kanzler- Familien-Notizen. Die erwähnten Journal-Abhandlungen finden sich 1) Württ. Jahrbb., Jahrg. 1836, H. 1, S. 165 ff., Jahrg. 1837, H. 1, S. 152 ff., Jahrg. 1839, H. 2, S. 445 ff.; 2) Studien der ev. Geistl. Württ. Bd. I, H. 2, 1828, S. 242 ff., H. 3, 1829, S. 192 ff., Bd. III, H. 1, 1831, S. 180 ff., Bd. IV, 1832, H. 1, S. 177 ff., H. 2, S. 163 ff.; 3) Tübinger Zeitschr. für Theologie, Jahrg. 1838, H. 4, S. 1 ff., Jahrg. 1839, H. 1, S. 1 ff.