Zum Inhalt springen

ADB:Houwald, Ernst Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Houwald, Ernst Christoph Freiherr von“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 212–213, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Houwald,_Ernst_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 07:21 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Hovaeus, Antonius
Band 13 (1881), S. 212–213 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ernst von Houwald in der Wikipedia
Ernst von Houwald in Wikidata
GND-Nummer 118707280
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|212|213|Houwald, Ernst Christoph Freiherr von|Joseph Kürschner|ADB:Houwald, Ernst Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118707280}}    

Houwald: Ernst Christoph Freiherr von H., Dichter, geb. am 28. Nov. 1778 zu Straupitz, † am 28. Jan. 1845 zu Lübben. Der Sohn des Landgerichtspräsidenten und Besitzers der Standesherrschaft Straupitz, verlebte H. seine Jugend auf diesem Besitzthum seiner Familie, umgeben von dem seltsamen, eigenartigen Zauber des Spreewaldes. Privatlehrer leiteten seine früheste Ausbildung und kaum 18 Jahre alt regte sich in ihm die dichterische Productionskraft, so daß er nicht nur kleine ansprechende Lieder, sondern auch ein fünfaktiges Trauerspiel „Der Tod des schwedischen Generals Lilienhöck“ in Anlehnung an Schiller’s Geschichte des 30jährigen Kriegs verfaßte. Das J. 1793 trennte ihn von der Heimath und er vertauschte das waldumrauschte Straupitz mit dem nüchternen Halle, wo er das Pädagogium bezog. Der Vorsteher dieses Instituts, Niemeyer, wurde ihm ein treuer guter Lehrer, der dem einstigen Zögling auch ins weitere Leben hinaus Liebe und Freundschaft bewahrte. Aber zugleich fand H. auch in Halle einen dem Alter nach ihm nahe stehenden Freund in Contessa, mit dem ihn bald die innigsten Beziehungen verbanden. Seit 1799 studirte H. auf der Halleschen Universität Kameralwissenschafen, erwarb sich drei Jahre später von dem Vermögen, das ihm sein Vater hinterlassen hatte das Landgut Craupe, wurde Landesdeputirter der Niederlausitzer Stände und heirathete 1806 die Tochter des Oberamtsregierungsrathes von Haberkorn. Durch diese Ehe wurde er Besitzer des Gutes Sellendorf, ohne dadurch besonders günstig pecuniär gestellt zu werden, denn die üblen Zeitläufte entwertheten das Grundeigenthum nur zu sehr und zwangen ihn schließlich Craupe zu verkaufen und Sellendorf zu[WS 1] verpachten. Von 1816–1824 lebte Contessa im Hause Houwald’s, der durch diesen litterarisch erfahrenen Freund Anregung erfuhr. Inzwischen war H. 1821 auch von den Ständen der Niederlausitz zum Landsyndikus ernannt worden und lebte seitdem in Neuhaus bei Lübben, wo ihn 1845 plötzlich und unerwartet der Tod abrief. H. war zunächst unter den Namen Ernst oder Waludho in Zeitschriften und Gedichtsammlungen mit poetischen Beiträgen litterarisch aufgetreten; diesen Kleinigkeiten folgten 1817 die von W. Contessa herausgegebenen Erzählungen „Romantische Akkorde“, die in den „Erzählungen“ (1819) eine Fortsetzung fanden. Mehr aber als durch diese Erzählungen und eine Reihe höchst anmuthiger und liebenswürdiger Kinderschriften, wie das „Buch für Kinder gebildeter Stände“ (Leipzig 1819–24, 3 Bde. 1849), „Bilder für die Jugend“ (Berl. 1828, 2 Bde. Neue Aufl. 1849), „Abendunterhaltungen für Kinder“ (ebd. 1833) erhielt Houwald’s Name einen guten, jetzt freilich fast ganz verhallten Klang durch verschiedene Dramen, die ihrer Zeit das Publikum in seltener Weise für sich einzunehmen wußten, aber nachmals von einer geistreichen und durchaus [213] berechtigten Kritik ziemlich erbarmungslos ihres strahlenden Ruhmeskranzes entkleidet wurden. Namentlich waren es Tieck und Börne, deren Federn die dramatischen Leistungen Houwald’s auf ihren natürlichen Werth gegenüber den übertriebenen Lobpreisungen eines thränenseligen Publikums zurückführten. Die Schicksalsidee fand durch H. bereits eine sehr verwässerte und verweichlichte Verwendung, die grell absticht von der mächtigen Wirkung, welche sie bei Zach. Werner hervorbringt. Nicht mit Unrecht hat ein bilderreicher Litterarhistoriker von H. in Bezug auf dessen Dramen „Das Bild“, „Der Leuchtthurm“, „Die Freistatt“, „Die Heimkehr“, „Die Freunde“ u. A. gesagt: er sei unser dramatischer Matthisson, zu unkräftig um andere Gestalten zu schaffen, als solche die Glasbläserei des Gefühls aus zierlichen Fäden für weibliche Nipptische zurechtspinnt. Die genannten und sonstigen Werke Houwald’s liegen gesammelt vor in den fünf Bänden von „E. v. Houwald’s sämmtlichen Werken“ (Neue Aufl. Leipzig 1858–66), denen Friedrich Adami eine eingehende Biographie des Dichters vorausschickt, die freilich auch in zu einseitiger Weise die dichterische Produktion des als Menschen so tadellosen Dramatikers lobt und preist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zn