Zum Inhalt springen

ADB:Hoym, Ludwig Gebhard Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hoym, Ludwig Gebhard von“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 218–219, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hoym,_Ludwig_Gebhard_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 15:14 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 13 (1881), S. 218–219 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludwig Gebhard von Hoym (1631–1711) in der Wikipedia
Ludwig Gebhard von Hoym in Wikidata
GND-Nummer 137638248
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|218|219|Hoym, Ludwig Gebhard von|Heinrich Theodor Flathe|ADB:Hoym, Ludwig Gebhard Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137638248}}    

Hoym: Ludwig Gebhard v. H., aus der sogenannten jüngeren sächsischen Linie dieses alten Geschlechts, geb. am 17. November 1631, kursächsischer Kammerdirector und Geheimerath, 1684 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, mißbrauchte [219] die Gunst des Kurfürsten Johann Georg IV. und seiner Favoritin v. Neidschutz, um sich aufs schamloseste zu bereichern, wurde daher nach des Kurfürsten Tod auf den Königstein gefangen gesetzt, bis er 1696 gegen Zahlung von 200000 Thalern die Niederschlagung seines Prozesses erreichte und selbst wieder als Kammerpräsident angestellt wurde; † am 2. Januar 1711.

Vgl. G. Helbig, Im Neuen Reich, 1873 Nr. 39.

Adolf Magnus H., des Vorigen Sohn, geb. am 6. Mai 1668, 1711 während des Vicariats nebst seinen drei Brüdern in den Reichsgrafenstand erhoben, 1699 vermählt mit Anna Constanze v. Brockdorff, von der er sich 1700 scheiden mußte, um sie unter dem Namen einer Gräfin Cosel dem Kurfürsten Friedrich August I. als Maitresse zu überlassen, wurde 1703 Director des neu errichteten Generalacciscollegiums und 1706 Cabinetsminister des Domestiquedepartements, gab aber aus Furcht vor dem allmächtigen Günstling, dem Grafen Flemming, den sächsischen Dienst auf, verkaufte seine Güter in Sachsen, lebte seitdem theils in Schlesien, theils zu Wien und starb am 15. October 1723 zu Ratibor.

Karl Heinrich H., jüngster Bruder des Vorigen, geb. am 18. Juni 1694, wurde, nachdem er seine Jugend größtentheils im Auslande verbracht, obgleich erst 26 Jahr alt, 1720 zum sächsischen Gesandten in Versailles ernannt, für welche Stellung er sich durch bestechendes Aeußere, durch Vorliebe für Pracht und Ueppigkeit, sowie durch einen feingebildeten litterarischen und künstlerischen Geschmack besonders zu eignen schien und die er nicht nur zur Sammlung einer ausgesuchten Bibliothek, sondern auch, während der Law’schen Speculationen, zur Erwerbung eines großen Vermögens benutzte. Im J. 1729 kehrte er nach Sachsen zurück, um als Cabinetsminister das Domestiquedepartement zu übernehmen. Er trug sich mit dem Plane, gestützt auf England, namentlich aber auf Frankreich, Kursachsen neben Oesterreich und Preußen zur dritten Macht im Reiche zu erheben, da er sich aber in Dresden durch seine französischen Gewohnheiten und seine große Exclusivität in geselliger Beziehung viele Feinde gemacht hatte, so gelang es der Gegenpartei, vermuthlich nicht ohne Zuthun des Wiener und des Berliner Cabinets, die sich dabei des Kämmerers v. Brühl bedienten, ihn 1731 zu stürzen. Gefangen gesetzt, aber, da die Untersuchung kein Resultat ergab, wieder frei gelassen, wurde er 1734 zum zweiten Male verhaftet und zur Confiscation seiner Güter und zu ewigem Gefängniß verurtheilt, machte aber am 22. Mai 1736 auf dem Königstein seinem Leben durch eigene Hand ein Ende. Sein von Rigaud 1716 gemaltes Porträt befindet sich im Schloß Lichtewalde.

Vgl. v. Sahr in v. Weber’s Archiv f. sächs. Geschichte, VII. 25 ff.