Zum Inhalt springen

ADB:Hug, Arnold

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hug, Arnold“ von Hugo Blümner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 503–504, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hug,_Arnold&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 18:21 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hüffer, Franz
Nächster>>>
Hugo, Karl
Band 50 (1905), S. 503–504 (Quelle).
Arnold Hug bei Wikisource
Arnold Hug in der Wikipedia
Arnold Hug in Wikidata
GND-Nummer 117054380
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|503|504|Hug, Arnold|Hugo Blümner|ADB:Hug, Arnold}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117054380}}    

Hug: Arnold H., namhafter classischer Philologe, wurde am 26. Mai 1832 zu Buch am Irchel (Kt. Zürich) geboren, wo sein Vater Pfarrer war. Durch den Vater selbst vorbereitet, besuchte er die Secundarschule und von 1846–1850 das Züricher Gymnasium. Von Ostern 1850 bis Herbst 1853 studirte H. an der Universität Zürich Theologie und classische Philologie; bei der von Köchly geleiteten „philologischen Gesellschaft“ war er ein eifriger Theilnehmer, und eine damals von ihm verfaßte Abhandlung „Ueber das gegenseitige Verhältniß der Symposien des Xenophon und Plato“ fand sogar Aufnahme im VII. Jahrgang des Philologus (1852). Nachdem H. im Sommer 1853 sein theologisches Staatsexamen bestanden, und damit den Wünschen des Vaters Genüge gethan, beschloß er, sich ganz der Philologie zu widmen, und ging, um seinen Studien darin einen würdigen Abschluß zu geben, noch auf drei Semester nach Bonn, wo er bis 1855 besonders Ritschl und Welcker hörte. Im März 1855 bestand er sein Doctorexamen mit der Dissertation „Observationes in Cassium Dionem“, eine Woche später das Staatsexamen „pro facultate docendi“, und bereits Ostern desselben Jahres trat er als Hilfslehrer am städtischen Mariengymnasium in Stettin ein. Aber schon Ostern 1856 rief ihn die Heimath zurück, und H. folgte gern dem Rufe, die obere philologische Lehrstelle am Progymnasium in Winterthur zu übernehmen.

Von 1856–1869 ist H. hier thätig gewesen, seit 1862, wo das Progymnasium in ein Gymnasium umgewandelt wurde, zugleich die Stelle des Prorectors bekleidend: als gewissenhafter und gründlicher Lehrer bei seinen Schülern sehr beliebt und von den Behörden hochgeschätzt. Trotz starker Inanspruchnahme durch ca. 25 Wochenstunden und Beaufsichtigung von Pensionären fand er die, freilich nicht selten dem Nachtschlaf abgerungene Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten, und da ihm, trotzdem er gern unterrichtete, doch die akademische Laufbahn als das höhere und ihm freiere Bahnen eröffnende Ziel vorschwebte, so habilitirte er sich Anfang 1867 an der Universität Zürich als Privatdocent für classische Philologie. Es war ihm beschieden, die dornenvolle Doppelexistenz des Gymnasiallehrers und Privatdocenten nur kurze Zeit durchmachen zu müssen: als Bursian 1869 von Zürich nach Jena berufen wurde, erhielt H. als sein Nachfolger die ordentliche Professur für classische Philologie, während gleichzeitig Benndorf als Vertreter für Archäologie berufen wurde und Schweizer-Sidler, der schon seit 1841 an der Universität wirkte und Hug’s Lehrer gewesen war, die grammatische Seite und die Sprachvergleichung vertrat. H. hatte vornehmlich griechische und römische Litteraturgeschichte und Staatsalterthümer zu behandeln, ferner von systematischen Vorlesungen Geschichte der Philologie und Epigraphik; der Numismatik war er schon in Winterthur durch seine freundschaftlichen Beziehungen zu Imhoof-Blumer nahegetreten, der ihm die Benutzung seiner schönen Sammlung für numismatische Vorlesungen in liberaler Weise verstattete. Auch zahlreiche exegetische Vorlesungen nahm H. in seinen Vorlesungscyklus auf, namentlich über griechische Autoren, zu denen er sich überhaupt mehr hingezogen fühlte, obschon er die Römer darüber keineswegs vernachlässigte. Denn H. nahm es mit seiner Lehrthätigkeit ungemein streng und gewissenhaft; wie er neben den alten immer wieder neue Vorlesungen ausarbeitete, so brachte er auch die alten stets durch [504] umfassende Heranziehung der neuen Forschungen auf die Höhe der Wissenschaft und scheute, um überall auf dem Laufenden zu bleiben, auch vor kostspieligen Bücheranschaffungen für seine musterhaft angelegte Privatbibliothek nicht zurück.

Neben der akademischen Thätigkeit und den mancherlei Aufgaben, die diese, abgesehen von den Vorlesungen, durch die Lectüre der Seminararbeiten und Doctordissertationen mit sich brachte, neben allerlei Amtsgeschäften, die H. als Vorsitzender der Maturitätsprüfungs-Commission, als Mitglied der Aufsichtscommission des Gymnasiums oder in den akademischen Würden des Decans und Rectors zu leisten hatte, fand er aber noch reichlich Zeit zu litterarischen Arbeiten, bei denen er sich mit Vorliebe den griechischen Schriftstellern und Staatsalterthümern zuwandte. Seine beste Arbeit ist wol die 1876 (in zweiter Auflage 1884) erschienene Ausgabe des Platonischen Gastmahls, mit umfangreicher Einleitung und ausgezeichnetem, Sachliches wie Sprachliches eingehend berücksichtigenden Commentar. Die 1874 erschienene Textausgabe des Aeneas von Stymphalos, des Kriegsschriftstellers, dem H. auch mehrere, als Universitätsschriften erschienene Abhandlungen gewidmet hat, stieß vielfach wegen der Kühnheit der Kritik auf Widerspruch; allgemeine Anerkennung aber fanden seine Ausgaben von Xenophon’s Anabasis (1878) und Kyropaedie (1883), für die er den Pariser Codex 1640 in umfassender Weise heranzog, zumal in mühevollster Untersuchung der an Rasuren und von zweiter Hand herrührenden Correcturen reichen Handschrift. Dieselbe peinliche Akribie, mit der er hier bei der Constituirung des Texte zu Werke ging, ist auch der Hauptvorzug seiner zahlreichen Einzeluntersuchungen, mögen dieselben grammatische Fragen, wie die Consecutio temporum bei Caesar, oder antiquarische, wie die doppelte Lesung in der athenischen Ekklesie, oder selbst ein ganz actuelles Thema betreffen, wie die Frequenzverhältnisse der Hochschule Zürich. Einige solche Abhandlungen sind unter dem Titel „Studien aus dem classischen Alterthum“ 1881 bei Mohr in Freiburg i. Br. erschienen. In voller Rüstigkeit des Körpers wie des Geistes übernahm H., als die Verlagsbuchhandlung der C. F. Hermannschen Alterthümer eine neue Auflage dieser Handbücher plante, die schwierige Aufgabe, die neue Ausgabe der Staatsalterthümer zu besorgen, eine Aufgabe, zu der ihn seine genaue Kenntniß der griechischen Inschriften besonders befähigt erscheinen ließ. Mit Eifer machte er sich an die Arbeit.

Da zeigten sich im Frühjahr 1885 beunruhigende, auf ein drohendes Gehirnleiden deutende Erscheinungen, die ihn zur Einstellung der Arbeit zwangen und ihm schließlich den Entschluß, der ihm schwer genug fiel, abrangen, den übernommenen Auftrag wieder in die Hände der Redaction zurückzulegen. Ein Jahr lang schwankte seine Gesundheit zwischen vorübergehender Besserung und beängstigenden Rückfällen; am 10. April 1886 aber traf ihn ein schwerer Schlaganfall, der alle Hoffnung auf dauernde Genesung nahm. Zwar erholte er sich langsam; aber weder körperlich noch geistig erlangte er die frühere Frische wieder. Noch volle neun Jahre hat er so, meist ans Zimmer gebannt, gelebt, bis ihn am 17. Juni 1895 ein schneller und sanfter Tod erlöste.

Vgl. 26. Jahresheft des Vereins schweizerischer Gymnasiallehrer (Aarau 1896), S. 82 ff. – Bursian-Müller’s Jahresber. über d. Fortschr. d. class. Alterthumswissenschaft f. 1896, Bd. IV, S. 95 ff.