ADB:Hugo von Lerchenfeld
Lerchenfeld: Hugo v. L., vermuthlich seit 1178 Domherr zu Regensburg, † ungefähr um das J. 1217, aus der zum Uradel Baierns gehörigen, noch heute in Grafen- bezw. Freiherrnstand blühenden Familie, deren Stammsitz das zwischen Straubing und Regensburg gelegene Lerchenfeld ist. Nach den Forschungen des Frhrn. Otto v. L. soll um das J. 1050 Ledung von Haydau den Namen L. angenommen haben, unter welchem sein Sohn Pernhart 1070 zum erstenmal urkundlich auftritt. Bis zur Veräußerung ihres Stammsitzes zu Ende des 13. Jahrhunderts erscheinen die Lerchenfeld unter den Edelgeschlechtern der Grafschaft Haydau, als Ministerialen der Grafen von Bogen, sowie als Lehensleute der Herzoge von Baiern in deren Eigenschaft als Burggrafen von Regensburg. Denn auch dieser Reichsstadt gehörten sie seit 1180 als Vollbürger an; die letzte Regensburgische Linie erlosch 1681. Ein anderer Zweig zählte seit Beginn des 15. Jahrhunderts zum Patriciat der baierischen Landstadt Straubing; sechs Mitglieder der Familie waren zwischen 1424–1603 Kämmerer oder Bürgermeister der Stadt. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts theilte sich die Familie in vier Hauptlinien, von welchen drei wieder landsässig wurden, die vierte aber im Patriciat von Regensburg und von Straubing verblieb. Die ersten drei Linien wurden 1653 in den Reichsfreiherrnstand erhoben, in welchem die Ammerlander-Ahamer Linie mit ihrem jüngeren Zweige auf Heinersreuth zur Zeit noch steht, während die Köferinger 1698 und die Oberprennberger Linie 1770 in den Reichsgrafenstand erhöht wurde.
Hugo v. L., der Urenkel des oben genannten Pernhart und der Großvater mütterlicher Seite des bekannten päpstlichen Legaten Albert Behaim v. Kager genannt Albertus Bohemus (Bd. I. S. 208), ist der Verfasser der „Annales Ratisbonenses (ed. Wattenbach, Mon. Germ., Scriptores, 17. Bd., 577–590); er machte nämlich Auszüge aus älteren Regensburgischen Aufzeichnungen und fügte eine selbständige Fortsetzung für die J. 1174–97 hinzu. Außer diesen Annalen trug der offenbar vielseitig gebildete Domherr in ein heute in der Münchener Bibliothek verwahrtes Pergamentbüchlein Allerlei zusammen, was ihm gerade bemerkenswerth erschien, geistliche Betrachtungen, Abhandlungen über Sonnen- und Mondfinsternisse, sowie über Witterungskunde, geographische, chronologische und historische [423] Notizen aller Art. Insbesondere verdient hervorgehoben zu werden, daß in dieser Handschrift zum erstenmal die arabischen Zahlzeichen praktisch angewendet sind, denn die älteren, im Archiv 7, 364 nachgebildeten Zahlzeichen einer Züricher Handschrift sind nach Böhmer’s Ansicht nur als Rarität gleich den Runenalphabeten mitgetheilt. L. scheint erst nach Ableben seiner Hausfrau, Bertha v. Bärbing, in den geistlichen Stand getreten zu sein; unter den Mitgliedern des Regensburgischen Domcapitels erscheint er zum letzten Male in einer Urkunde vom 28. Juli 1216.
- Böhmer, Fontes rerum Germanicarum, III, Einleitung, 54. – Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen, 4. Aufl., II. 291. – Otto Freiherr v. Lerchenfeld, Albert Behaim v. Kager, in den histor.-polit. Blättern, 74. Bd., 352. – Von O. Frhrn. v. Lerchenfeld zur Verfügung gestelltes handschriftliches Material.