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ADB:Hurwitz, Abraham ben Schabtai

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Artikel „Hurwitz, Abraham (b. Schabtai)“ von Adolf Brüll in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 444–446, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hurwitz,_Abraham_ben_Schabtai&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:33 Uhr UTC)
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Hurwitz: Abraham (b. Schabtai) H. aus Prag, der Sprosse einer alten und weitverzweigten jüdischen Familie, aus der viele Rabbiner und Schriftsteller hervorgegangen sind, war ein Schüler des R. Mose Isserls in Krakau und später in Lemberg wohnhaft. Sein Jugendwerk „Berit Abraham“, eine populäre Belehrung über Buße enthaltend, erschien gleichzeitig mit dem später berichtigten Commentare zu Maimuni’s Ethik in Lublin im J. 1577. Im J. 1590 war sein Specialwerk über Benedictionsriten bereits vollendet (gedruckt 1597 in Krakau mit Ergänzungen von seinem jüngeren Sohne Jesaia; mit weiteren Nachträgen Amsterdam 1728). Sein Testament, geschrieben 1598, 1615 von seinem älteren Sohne Jakob, der auch zu ersterem Werke einige Glossen geliefert, mit zahlreichen Erläuterungen herausgegeben, enthält eindringliche durch Belege aus älteren Spruchbüchern unterstützte Ermahnungen zu einer streng moralischen Lebensführung. Er bekennt darin, daß er sich in seinen jüngeren Jahren manchmal im Trunke berauscht, später aber sich immer davor gehütet habe. Seine religionsphilosophischen Untersuchungen, auf die er einmal verweist, sind nicht auf die Nachwelt gekommen. Eine größere Berühmtheit als er hat sein bereits genannter Sohn:

[445] Jesaia b. Abraham H. erlangt, dem oft das Prädicat „Der Heilige“ beigelegt wird. Er war ein Schüler R. Salomo’s von Lublin. Auch Falk Cohen und Meir von Lublin waren seine Lehrer. Mit letzterem, mit Samuel Bacharach und dem Krakauer Rabbiner R. Phöbus stand er in Briefwechsel. Rabbinerstellen hat er nachweislich in Dubno (1600), Ostrog (1603), Frankfurt a. M. (1611) und Prag (1614) bekleidet. Letztere Stadt verließ er im J. 1621 und begab sich in Begleitung seiner zweiten Frau über Venedig, wo Jakob Heilprun und Leo da Modena ihn kennen lernten, nach Palästina, um sich für die Dauer daselbst anzusiedeln. Ein großer Ruf war ihm vorangegangen. Er hatte Tausende von Schülern zurückgelassen und durch seine öffentlichen Lehrvorträge, die von mächtiger Wirkung waren, sich ein hohes und weitverbreitetes Ansehen erworben. In den Gemeinden Syriens und Palästina’s, durch welche ihn sein Weg führte, wurde er mit großen Ehren empfangen; Szafed, damals eine Metropole jüdisch-theologischer Gelehrsamkeit, und Jerusalem wetteiferten um den Vorzug, ihn zu ihren geistlichen Führern zählen zu dürfen. Er entschied sich für Jerusalem. Dortselbst vollendete er (1624) sein Hauptwerk „Schne Luchot ha-Berit“ (nach den Anfangsbuchstaben dieses Titels gewöhnlich Schluh genannt), eine theologische Encyklopädie, die er jedoch nicht zu veröffentlichen gedachte (Ed. princeps Amsterdam 1649) und einen mystagogischen Commentar zu dem jüdischen Gebetscyclus (Amsterdam 1717). Aus seiner früheren Lebensperiode stammt ein Commentar zu dem Ritualcodex des R. Mordechai b. Hillel, dessen erster Theil im Druck erschienen ist (Amst. 1757). Außerdem ist in neuerer Zeit auch ein Reisebrief Hurwitz’ veröffentlicht worden. Er wollte auf die Verinnerlichung des religiösen Lebens hinwirken, hat aber durch die lucianische Kabbala, deren er sich hierzu bediente und der er so zugethan war, daß sie ihm als eine Art Offenbarung galt und er bedauerte, in den früheren Jahren statt mit ihr sich mit talmudischer Dialektik beschäftigt zu haben, nur die Verwirrung, die dieselbe in den Geistern hervorbrachte, für längere Zeit permanent gemacht. Aus Jerusalem flüchtete er, nachdem er in der Verfolgung, von der die Juden daselbst damals betroffen worden, mitgelitten hatte, nach Szafed und starb 1628 in Tiberias. Sein Sohn:

Schabtai b. Jesaia H., der sechs Jahre hindurch Prediger in Prag gewesen, nachher in Fürth, Frankfurt a. M., Posen (1643) und in seinen letzten zwei Lebensjahren (1658–1660) in Wien als Rabbiner gewirkt hat, lieferte einen Anhang zu dem Hauptwerke Jesaia’s. Von größerem Belange ist sein aus seinem Nachlasse veröffentlichter Commentar zum ersten Talmudtractate. Auch sein Testament ist gedruckt.

Jesaia b. Schabtai H., ein Sohn des Vorigen, stand im brieflichen Verkehre mit Jair Chajim Bacharach, der an gediegener Gelehrsamkeit alle seine Genossen überragte und Juda Oettingen in Pfersee, dem f1eißigen Compilator alter Schriften. Er war Rabbiner in Frankfurt a. M. (nachweislich 1678 bis 1685) und Posen, wo er 1689 starb. Sein Sohn:

Abraham b. Jesaia H., hat in dem Gebetbuchscommentare seines Urgroßvaters, den er zuerst edirte und in anderen Schriften seiner Vorfahren, die er von Neuem herausgab, auch verschiedene Bemerkungen seines Vaters mitgetheilt. – Noch sind zu erwähnen:

Schabtai (Scheftl) b. Akiba H., geb. 1566, Arzt in Prag. Sein Hauptwerk „Schefa Tal“ (Hanau 1612, Frankfurt a. M. 1714), ein Doppelcommentar zu der dem Aron Halewi zugeschriebenen Epistel über die mystische Bedeutung der Accente, soll eine Einleitung in das Studium der Kabbala bilden und die Lehren derselben dem gewöhnlichen Menschenverstande zugänglich machen. Eine Ergänzung zu demselben liefert er in der Schrift „Nischmat [446] Schabtai“ (Prag 1616), in der er die in ersterem Werke aufgestellte und von mehreren Seiten beanstandete Theorie, daß die Seele ein essentieller Theil der Gottheit sei, des Näheren erklärt und rechtfertigt. Er sucht die kabbalistischen Lehren philosophisch zu begründen. Das Wesen der Gottheit ist für ihn so erhaben, daß die sämmtlichen Namen, durch die dieselbe bezeichnet wird, ihm nur auf die emanirten Potenzen derselben hinweisen und nur solche allein in den Gebeten angerufen werden.

Jesaia b. Jakob H., Enkel des Jesaia b. Abraham H., machte seine Studien in Brzecz, wo Jakob Schorr, und in Wilna, wo R. Mose, Verf. des Chelkat Mechokek, sein Lehrer war. Er bereiste Italien und starb 1695. Seine Monographie über die Anwendung des talmudischen Rechtsbegriffs Migo ist 1663 in Venedig in Druck erschienen.

Ueber Jesaia b. Abraham H. vgl. außer den bei Grätz, Gesch. d. J. Bd. 10 S. 129 A. 3. verzeichneten Biographien noch Zunz, Litteraturgeschichte d. syn. Poesie S. 428 und Frumkin, Eben Schemuel S. 111–122.