ADB:Hügel, Clemens Freiherr von

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Artikel „Hügel, Clemens Wenzel Freiherr von“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 306–308, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%BCgel,_Clemens_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:09 Uhr UTC)
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Hügel: Clemens Wenzel Freiherr v. H., wurde geboren zu Koblenz im J. 1792 als Sohn des Johann Alois Josef Freiherrn v. H. († 1826). Der Gönner seines Vaters, der Kurfürst Clemens Wenzel von Trier, war sein Pathe. Nachdem er in früher Jugend – (wie er selbst erzählt) – „auswandernd die Revolutionskriege bis zu dem Luneviller Frieden und zu dem ihm folgenden letzten Reichsdeputations-Schluß in der Familie mitgefühlt, die ersten Kaiserkriege auf der Schule mitempfunden, den Papst vor seiner Wegführung von Rom 1808 im Quirinal eingesperrt gesehen, Messe lesen und sprechen gehört“, Neapel besucht und „den Krieg von 1809 unter den Vorbereitenden kommen [307] gesehen“ hatte, nahm er „nach dessen Ende die Mappe und Hoffnungen eines deutschen Studenten wieder rüstig in die Hand“ und oblag seinen Studien in Heidelberg und Göttingen. Unter der Leitung seines Vaters, der ihn aushilfsweise in der Gesandtschaftskanzlei zu Frankfurt verwendete, erhielt er seine Ausbildung für die diplomatische Laufbahn. Zu Ende des J. 1812 wurde er als zweiter Botschaftscommis in Paris angestellt, im nächsten Jahre dem Hauptquartiere der österreichischen Armee in Italien zugetheilt und in der Kanzlei des Feldmarschalls Grafen Bellegarde zur Expedition der politischen Correspondenzen verwendet. Nun sah er den Krieg in Italien, den Fall dieses Königreichs, die Herstellung Toskana’s, die Rückkehr des Papstes Pius VII. nach Rom aus der Nähe mit an, wohnte dem Congresse in Wien bei und begab sich von da nach Paris. Zum Botschaftssecretär am spanischen Hofe ernannt, kam er Ende 1815 nach Madrid. Dem österreichischen Botschafter Grafen Eltz zugetheilt, begleitete er die Erzherzogin Leopoldine auf ihrer Reise nach Brasilien zur Vermählung mit dem Kaiser Dom Pedro. Im J. 1818 zurückberufen, begab er sich nach Madrid und Gibraltar und bereiste längs der Südküste die ihm bisher unbekannt gebliebenen südlichen Provinzen Spaniens. Hier fand er den „Umsturz der Regierung zu Madrid in den Befehlen von dort, in der Art, wie sie aufgenommen und eingeführt wurden, geschrieben. Wie man ein neues Land der Revolution gibt, hatte ich in Brasilien gesehen, wie man ein altes in der Revolution weiter führt, zeigte mir Spanien.“ Auf der Insel Leon ereilte ihn die Nachricht von dem Ausbruche des Aufstandes in Spanien, 1820. Aufgefordert, seine Ansicht über denselben darzulegen, „ehe daß die Cortes ihr Beglückungswerk übernehmen könnten“, schrieb er „Spanien und die Revolution“. (Vollendet am 1. August 1820. – Eine zweite unveränderte Auflage erschien 1848, Wien). – Im J. 1821 wurde er nach Berlin gesandt, 1823 nach Wien einberufen, 1826 zum Legationsrathe im Haag vorgeschlagen, 1828 zum zweiten Legationsrathe in Paris ernannt. Das J. 1840 brachte seine Ernennung zum Hofrathe bei der Staatskanzlei in Wien mit besonderer Verwendung zunächst der Person des Haus-, Hof- und Staatskanzlers. Im J. 1846 erfolgte seine Ernennung zum Director des k. k. geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Im folgenden Jahre veröffentlichte er: „Ueber Denk-, Rede-, Schrift- und Preßfreiheit“ (Wien 1847). Am 26. Mai 1848 wurde er von Anhängern der Bewegungspartei in Berchtoldsdorf (bei Wien) verhaftet, aber bald wieder freigegeben und begab sich zum Kurgebrauche nach Karlsbad. Kränker, als er hin gekommen, verließ er es und kam Ende September nach Wien. Die Kunde von der Greuelthat des 6. Octobers übte den zerstörendsten Einfluß auf seinen schon verdüsterten Geist. Er sah sich stets bedroht, verfolgt, dazu gesellten sich religiöse Wahnvorstellungen, es kamen Augenblicke völliger Verzweiflung. Ende Mai 1849 besuchte ihn seine Schwester Franziska, die Gemahlin des Grafen Anton Hardenberg. Sie nahm ihn mit sich auf ihre Herrschaft Rettkau in Preußisch-Schlesien. Zerrüttet an Geist und Körper starb er dort am 3. Juli 1849. – Ein treuer Freund des Metternich’schen Hauses, war er ein unbedingt ergebener Anhänger der Grundsätze, auf denen das Metternich’sche System beruhte. Er besaß regen Sinn für Kunst und Wissenschaft und war vielseitig gebildet. In den J. 1845–47 stellte er ein Questionnaire für topographisch-historische Zwecke zusammen und vertheilte es an persönliche Freunde, bei denen er Interesse für österreichische Archäologie und Landeskunde vermuthete. Mit Cuvier eng befreundet, stand er mit vielen Gelehrten in häufigem Briefwechsel. Seine litterarischen Diner’s, die er allwöchentlich zu geben pflegte, waren eine Specialität des vormärzlichen Wien. Mitglieder dieser litterarischen Tafelrunde schildern ihn als geistreichen, in vielen Gebieten [308] des Wissens wohlbewanderten Mann, als stets bereiten, wohlwollenden Gönner und Förderer geistig strebender jüngerer Kräfte.

Wurzbach, Biogr. Lex., IX. (Wien 1863), S. 400–401. – Helfert, Jos. Alex. Freiherr v., Oesterreichische Kunst-Topographie (Wien 1881), S. 6. (Separatabdruck aus dem VII. Bande der Mittheilungen N. F. der k. k. Centralcommission für Kunst- und historische Denkmale).