ADB:Ilten, Jobst Hermann von

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Artikel „Ilten, Jobst Hermann von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 35–36, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ilten,_Jobst_Hermann_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:32 Uhr UTC)
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Ilten: Jobst Hermann von I., kurfürstlich braunschweigisch-lüneburgischer Staatsminister, wurde im J. 1649 auf dem väterlichen Gute Gestorf im Fürstenthume Calenberg geboren und, wiewol lutherisch, aus Sparsamkeitsrücksichten bei den Jesuiten in Hildesheim erzogen. Nachdem er am detmolder Hofe Page gewesen, ging er 1667 in französische Kriegsdienste, machte die Feldzüge von 1672–74 in den Niederlanden mit und kehrte dann, da er wenig Aussicht hatte in Frankreich eine Compagnie zu erhalten, nach Hannover zurück. Er fand als Capitän-Lieutenant im „neuen blauen Regiment“ Anstellung, mußte aber bald flüchten, weil er einen Höfling, mit welchem er Streit bekommen, tödtlich verwundet hatte. Bischof Ernst August von Osnabrück nahm ihn auf. Als dieser 1679 in Hannover zur Regierung kam, kehrte I. mit ihm dahin zurück und fand nun rasche Beförderung, wobei ihm seine Verheirathung mit des vielvermögenden Ministers Otto Grote Schwester wesentlich zu statten kam. Bald wurde er mehr zu administrativen und diplomatischen, als zu militärischen Geschäften verwendet; 1687 ward er nach Zante geschickt, um die Streitigkeiten beizulegen, in welche die Führer der im Solde Venedigs gegen die Türken fechtenden hannoverschen Truppen mit der Republik und unter einander gerathen waren, und im folgenden Jahre leitete er als Marschcommissar den Rückmarsch dieser Truppen von der Adria in die Heimath. Das Geschick, welches er bei diesen Gelegenheiten an den Tag gelegt hatte, veranlaßte seine Ernennung zum Kriegsrath und zum „Inspektor der Truppen“, eine Stellung, in welcher ihm die Sorge für Ergänzung und Unterhalt der letzteren oblag. Als solcher wohnte er den Feldzügen von 1688 und 1689 am Rhein gegen die Franzosen bei. Dann trat er für eine Reihe von Jahren ganz in die Dienste der Diplomatie seines Heimathlandes, deren Hauptstreben damals dahin ging, dem hannoverschen Herzogshause den Kurhut zu verschaffen. Ernst August glaubte, sowol wegen der Machtstellung seines Landes, dessen Vergrößerung durch den Anfall der celleschen Besitzungen bevorstand, als wegen der politischen und militärischen Dienste, die er und seine Familie dem Kaiser geleistet hatten, gegründeten Anspruch darauf zu haben und plante, als man in Wien Schwierigkeiten machte, um einen Druck auszuüben, einen Neutralitätsvertrag mit Brandenburg und Sachsen, welcher [36] den Kaiser für den Krieg mit Frankreich einer sehr wesentlichen Hülfe beraubt haben würde. Um den Kurfürsten von Sachsen für das Projekt zu gewinnen, gingen I. und sein Schwager Grote nach Dresden und als letzterer, nachdem dieser erste Theil des Anschlages geglückt war, nach Wien weiterreiste, wo der Kaiser, aus Furcht die Truppen zu verlieren, sich alsbald willfährig zeigte, blieb Ersterer zurück, um die Anerkennung der neuen Würde seitens des sächsischen Hofes zu betreiben. Er hatte Erfolg: am 28. Septbr. 1692 wurde er als kurfürstlicher Gesandter empfangen. Damit war man aber noch nicht am Ziele, vielmehr hatte I. bis zu Ende seines bis zum J. 1696 dauernden Aufenthaltes in Dresden unausgesetzt mit den Schwierigkeiten zu kämpfen, welche sich der erst 1708 erfolgten Einführung seines Herrn in das Kurfürstencollegium entgegenstellten; er hatte ferner die Verwickelungen zu lösen, die aus dem in der Nacht vom 1. zum 2. Septbr. 1694 zu Hannover stattgehabten Verschwinden Königmark’s, welcher sächsischer General war, hervorgingen und hatte die Verhandlungen um die Erbfolge in Sachsen-Lauenburg zu führen, deren Abschluß das Jahr darauf durch seinen Nachfolger bewirkt wurde. Die Bemühungen in der Kursache hatte er in Berlin weiter zu verfolgen, wo er von 1697–1708 mit verschiedenen Unterbrechungen als Gesandter fungirte; hier bekämpfte er auch mit Glück die Anstrengungen, welche nach Herzog Ernst Augusts im J. 1698 erfolgtem Tode von den nachgeborenen Prinzen des hannoverschen Hauses gemacht wurden, um Brandenburgs Beistand zum Umsturz des Gesetzes der Primogenitur zu erlangen, und wußte, in Uebereinstimmung mit seinem Freunde Paul von Fuchs, während des spanischen Erbfolgekrieges das gute Einvernehmen mit Brandenburg zu erhalten. Ferner schloß er am 7. Novbr. 1699 den Vertrag zu Lenzen ab, durch welchen die Streitigkeiten wegen der Grenze zwischen Lüneburg und der Altmark ausgeglichen wurden und endlich war er bei der im J. 1706 stattfindenden Verlobung der hannoverschen Prinzessin Sophie Dorothea mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm hervorragend thätig. Damit endete seine diplomatische Laufbahn. Auf sein Ansuchen 1708 von Berlin abberufen, nahm er seine Thätigkeit in der Kriegskanzlei, deren Präsident er 1728 wurde, wieder auf, ward 1714, als Kurfürst Georg Ludwig nach England ging, um den britischen Königsthron zu besteigen, zum Staatsminister ernannt und starb zu Hannover am 27. Juni 1730.

Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrgang 1879, Hannover 1879.