ADB:Imhoff, Andreas Lazarus

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Artikel „Imhoff, Andreas Lazarus von“ von Johann August Ritter von Eisenhart in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 42–44, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Imhoff,_Andreas_Lazarus&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 00:15 Uhr UTC)
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Imhof: Andreas Lazarus von I., Historiker, geb. am 12. Januar 1656 zu Nürnberg, † am 11. Septbr. 1704 zu Sulzbach. – Sein Vater war Hans Hieronymus I. von Lonerstatt auf Mörlach und Solar, geb. zu Nürnberg am [43] 20. Juni 1624, † daselbst am 5. Oct. 1705, ein gründlich gebildeter Mann, der seine Kenntnisse durch größere Reisen erweiterte und nach Niederlegung seiner Richterstelle (1654) längere Zeit ganz den Wissenschaften lebte. 1675 wurde er katholisch, im folgenden Jahre bambergischer Pfleger zu Vilseck und geheimer Rath, 1698 pfalzneuburgischer Regierungsrath, 1705 in Folge käuflichen Erwerbes des Gutes Mörlach „der unmittelbaren reichsfreien Ritterschaft Landes zu Franken löblichen Cantons Gebürg“ Mitglied, nachdem ihm Kaiser Leopold 1703 Adelsbestätigung und Wappenmehrung ertheilt hatte. Hans Hieron. ist der Verfasser mehrerer Zeit- und Streitschriften politischen und publicistischen Inhaltes. Von größeren Arbeiten sind zu erwähnen: „Singularia politica, quae XXV capitibus sub nomine rationum status (raisons d’état) ea, quae a principe et republica in salutem status observanda sund, monent.“ Nor. 1653. 12°, eine 2. vermehrte Auflage wurde 1657 gleichfalls in Nürnberg ausgegeben. – Dann „Discursus historico-politicus, von der deutschen Nation Anfang, Propagation und Fortgang bis auf den heutigen Tag“, in zwölf Kapitel eingetheilt. – Ein Verzeichniß sämmtlicher Schriften nebst kurzem Lebensabrisse in Will’s Nürnb. Gel. Lex. Thl. II. S. 237. Thl. VII. S. 171–73.

Der Sohn Andreas Lazarus von I. wurde nach zurückgelegten Universitätsstudien Kammerjunker am pfalz-sulzbachischen Hofe, später geheimer Rath, Kanzleidirector, Lehnpropst und Pfleger zu Floß in der Oberpfalz. 1704 erging an ihn der Ruf als braunschweig-wolfenbüttelscher wirklicher geheimer Rath, welchen Ruf er annahm, vor seinem Umzuge aber in seiner bisherigen Stellung eine Dienstreise antrat. Auf dieser erkrankte er in Gostenhof bei Nürnberg und starb nach wenigen Tagen in Sulzbach. Er ist Stifter der angesehenen braunschweigischen Linie und war zweimal verheirathet. Das erste Mal 1689 mit Esther, einer Tochter des stolberg’schen Landeshauptmanns von Woytta, zum anderen Male 1698 mit Louise Susanna, einer Schwester der Vorgenannten, aus welcher Ehe der braunschweigische Feldmarschall-Lieutenant Philipp Ernst Joachim v. I. (geb. 1702, † 1768) hervorging (s. d.). I. ist der Verfasser des seiner Zeit berühmten und weitverbreiteten „Historischen Bildersaales“, den er in höherem Auftrage für den österreichischen Erzherzog und nachmaligen deutschen Kaiser Joseph I. fertigte. Der volle Titel des Werkes lautet: „Neu eröffneter historischer Bildersaal, das ist: Kurtze, deutliche und unpassionirte Beschreibung der historiae universalis, vom Anfang der Welt bis auf unsere Zeiten etc.“, und bestand das Werk ursprünglich aus fünf Theilen, dessen letzter mit dem Ende des 17. Jahrhunderts abschloß. Nach dem Titelblatt werden „die Begebenheiten in mehr als 900 Kupfer-Stücken gar kenntlich fürgestellt“; allein diese „Kupfer-Stücke“ gereichen wegen mangelhafter Zeichnung und Composition zu zweifelhafter Zierde und Belehrung. Der Bildersaal ist der „lehrbegierigen Jugend zu sonderbarem Nutzen und Erleichterung“ gewidmet; fand jedoch so allgemeinen Beifall, daß er rasch ein beliebtes Hand- und Unterhaltungsbuch der gebildeten Stände wurde, welches in keiner eleganten Bibliothek fehlen durfte. Auf diese Weise kam es, daß einzelne Theile des Bildersaales (deren erste drei 1692–94 in Sulzbach, die beiden letzten 1697 und 1701 in Nürnberg erschienen) mehrfache Auflagen erlebten. Wie lange aber das Werk sein Ansehen bewährte, geht daraus hervor, daß noch im J. 1765 eine neue Ausgabe des 5. Bandes veranstaltet wurde. Die hohe Geltung, welche das Werk genoß, war auch der Grund, warum es für den Geschichtsunterricht des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm ins Französische übertragen wurde. Es erschien unter dem Titel: „Le grand Théatre historique ou nouvelle histoire universelle tant sacré que profane dépuis la création du monde jusqu’au commencement du 18. siècle“, V Tomes 1703 zu Leyden in zwei Foliobänden mit Stichen von Merian, [44] welche weit besser sind, als jene der deutschen Ausgabe, und wurde nach der französischen Bearbeitung auch eine italienische (Gran theatro storico o sia storia universale etc., 1738) ausgegeben. Der Bildersaal war ein zeitgemäßes Unternehmen, welches einem in unserer Litteratur bestandenen Bedürfnisse Rechnung trug und von den Fachmännern mit großem Lobe aufgenommen wurde. Nach deren Urtheile ist das Werk ebenso „besonnen als sorgfältig und ausführlich“ geschrieben, und der Altdorfer Geschichtsprofessor Dr. Wagenseil meint, daß wenn ein junger Mann, der Geschichte kennen lernen wolle „kein Geld zum Ankauf des Buches habe, er ersteres eher zusammenbetteln sollte, als dieses mit so großem Verstande und nicht sattsam zu preisender Deutlichkeit geschriebene Buch zu entbehren“. – Trotz solch’ rühmender Anerkennung vermag „der Bildersaal“ heutigen Anforderungen nicht mehr zu genügen. Die Sprache ist schwerfällig und reich an Gallicismen, die Schreibweise mahnt an die Schnörkel des Zopfstils, der Stoff ist ohne jede wissenschaftliche Kritik aus mehreren Büchern zusammengetragen, und wird dem Leser leicht- und aber-gläubisch manche Wundergeschichte erzählt. – Da nach Imhof’s Ableben (1704) die Nachfragen nach dem Buche fortdauerten, veranlaßte der Verleger einige Altdorfer Professoren zu dessen Fortsetzung. Es erschienen allmählich von 1710 an zwölf weitere Theile (einzelne derselben in wiederholten Auflagen) und umfaßt daß Gesammtwerk 17 Theile, von denen der letzte die Aufschrift führt: „Allgemeine Weltgeschichte v. J. 1776 bis 1780 unter Kaiser Joseph II. und dessen glorreicher Regierung aufrichtig und unparteiisch beschrieben“, Nürnberg. Obwol I. den Ruhm des Werkes begründete – seine litterarischen Nachfolger übten nicht die Rücksicht, in den Vorreden oder sonstwo seiner zu gedenken, und da I. selbst die ersten 5 Theile anonym veröffentlicht hatte, so blieb er Vielen als Verfasser des Bildersaales unbekannt, während andere dessen Vetter, den Genealogen Jak. Wilh. dafür hielten. Die späteren Theile sind ungemein weitläufig gehalten und bergen deshalb sehr reichhaltigen Stoff; so beschäftigt sich beispielsweise der sechste, aus 784 Seiten bestehende Theil lediglich mit der Periode 1700–1704. – Trotz dieser Weitläufigkeit sind die späteren Theile nicht mit jenem Fleiße und jener Genauigkeit durchgearbeitet, wie die von I. selbst gefertigten. Außer dem Bildersaale besitzen wir von ihm eine „Gallia titubans“ betitelte Flugschrift, die 1709 an die Oeffentlichkeit trat.

Will, Nürnb. Gel. Lex. II. S. 24 u. ff. Bd. VII, 174. – Hirsching, Bd. 3, Abth. 2. S. 51. – Röser b. Ersch und Gruber Sect. II. Thl. 16. – Kemerich, Neu eröffnete Akad. d. Wissensch. I. 356. – Meusel, Biblioth. hist. Vol. 1. P. 1. p. 109 (woselbst auch die Verf. des 6. bis 17. Bandes genannt sind).