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ADB:Johann von Neumarkt

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Artikel „Johann „von Neumarkt““ von Alfons Huber in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 468–469, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_von_Neumarkt&oldid=- (Version vom 12. November 2024, 21:15 Uhr UTC)
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Johann „von Neumarkt“, Bischof von Leitomischl (1353–1364), dann von Olmütz (1364–1380). Johann „von Neumarkt“ oder „Pfarrer von Neumarkt“ erscheint zuerst in einer Urkunde vom 16. October 1347 als Kanzleibeamter und zwar als Notar Kaiser Karls IV.; mit diesem Titel läßt er sich zum letzten Male am 15. November 1351 nachweisen. Vom 19. September 1352 an bis zum 2. Januar 1354 führt er den Titel eines Protonotars oder „obersten Schreibers“. Doch heißt er schon in einzelnen Urkunden seit dem 26. December 1353 „Kanzler“. Die Würde eines Hofkanzlers hat er mit einer kurzen Unterbrechung (im J. 1365) bis in die zweite Hälfte des J. 1374 bekleidet, worauf er diese Stelle niedergelegt zu haben scheint. Unter Karl IV. ist dann dies Amt überhaupt nicht mehr besetzt worden und es wurde die Kanzlei durch den Protonotar geleitet. Daß ein höherer Kanzleibeamter in jener Zeit auch zu einträglichen kirchlichen Würden befördert wurde, verstand sich von selbst. Am 14. Juni 1351 ist des Königs notarius, secretarius et familiaris dilectus Johann von Neumarkt Domherr in Breslau und Olmütz; am 26. Mai 1352 ist derselbe „Erwählter“ von Naumburg. Doch hat er, obwol er noch am 30. März „Erwählter von Naumburg“ heißt, dieses Bisthum nicht erhalten, wogegen ihm Karl IV. noch im nämlichen Jahre jenes von Leitomischl verschaffte. Am 10. November 1353 heißt er „Erwählter“, am 22. December „Bischof“ von Leitomischl. Als am 12. Juli 1364 der Olmützer Bischof Johann Ocko von Wlaschin zum Erzbischof von Prag gewählt wurde, erhielt der Hofkanzler das erledigte Bisthum Olmütz. 1380 wählte ihn das Domkapitel von Breslau zum Bischof, doch ward er durch seinen Tod, der am 20. (24.?) December erfolgte, verhindert, diese Stelle anzutreten. Daß er auf Karl IV., obwol er so lange die Stelle eines Reichskanzlers bekleidete, in politischen Fragen einen bedeutenden Einfluß geübt habe, läßt sich nicht nachweisen. Daß er der Verfasser der goldenen Bulle gewesen sei, ist eine durch nichts begründete Vermuthung, wenn er auch als Kanzler einzelnen Theilen ihre stilistische Fassung gegeben haben mag. Dagegen zeigte er regen Sinn für litterarisches Bestrebungen. Mit Petrarca hat er einen brieflichen Verkehr herbeizuführen gesucht und er hat den gefeierten Dichter und Schriftsteller mit den schmeichelhaftesten Lobeserhebungen überhäuft, welche jener nicht unerwiedert läßt, obwol Johanns Stil schwülstig und mit Bildern so überhäuft ist, daß seine Briefe manchmal fast unverständlich sind. Er selbst dichtete Lieder zu Ehren Mariens ohne Zweifel in lateinischer Sprache. Auch die Gestalten der deutschen Heldensage sind ihm vertraut; wiederholt bezeichnet er die Margaretha Maultasch von Tirol als Krimhilde. Um einem böhmischen Bischofe, welcher der „edeln deutschen Sprache“ offenbar nicht ganz mächtig war, das Verständniß eines Gedichtes des „Meister Johann, genannt Frauenlob“ von der Verbannung der Gerechtigkeit zu ermöglichen, verfertigte er eine lateinische Uebersetzung desselben und schickte ihm diese mit einem erklärenden Schreiben. Ueberhaupt war er als Uebersetzer thätig. Manches, was ihm zugeschrieben wird, rührt vielleicht nicht von ihm her. Aber zwei umfangreichere Stücke sind sicher von ihm, die Uebersetzung der Soliloquien des heil. Augustin, die er auf Wunsch des Kaisers als Bischof von Leitomischl, und eine freie Uebersetzung des Lebens des heil. Hieronymus (zu dessen Ehren er auch ein lateinisches Gedicht verfaßte), die er auf Veranlassung der Markgräfin Elisabeth von Mähren, [469] der dritten Gemahlin des Markgrafen Johann Heinrich, in seinen letzten Lebensjahren als Bischof von Olmütz veranstaltete. Letztere Uebersetzung scheint sich, nach der großen Zahl der vorhandenen Handschriften zu schließen, einer großen Beliebtheit erfreut zu haben. Dagegen finden sich nur vereinzelt sein „liber viaticus“ (ein „Reisebrevier“) und sein „liber pontificalis“. Mit seiner Stellung als Kanzler hing es zusammen, daß er aus Urkunden und Briefen Karls IV. und Anderer Formelsammlungen als Stilmuster zusammengestellt oder ihre Zusammenstellung veranlaßt hat. Daß ihm auch Interesse für die Kunst nicht fehlte, darf man vielleicht aus einem Empfehlungsschreiben schließen, das er zu Gunsten eines Malers an den Kaiser gerichtet hat.

Friedjung, K. Karl IV. und sein Antheil am geistigen Leben seiner Zeit (Wien 1876), S. 108–114, 311–330. Böhmer-Huber, Die Regesten des Kaiserreichs unter K. Karl IV., S. XLII-XLVIII und LVIII. Das Leben des heil. Hieronymus in der Uebersetzung des Bischofs Johann VIII. von Olmütz, herausgeg. v. Anton Benedict, Prag 1880 (Bibliothek der mittelhochdeutschen Litteratur in Böhmen, 3. Bd.), Einleitung.