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ADB:Kanold, Johann

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Artikel „Kanold, Johann“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 80–81, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kanold,_Johann&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 17:13 Uhr UTC)
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Kanold: Johann K., Arzt, ist den 15. December 1679 in Breslau geboren. Er hatte in Halle Medicin studirt, sich hier vorzugsweise zu Stahl, dessen Lehre er auch bis zum letzten Augenblicke seines Lebens treu geblieben ist, hingezogen gefühlt und unter dem Präsidium dieses seines Lehrers im J. 1704 seine Inauguraldissertation „De abortu et foetu mortuo“ vertheidigt. Nach seiner Promotion kehrte er in die Heimath zurück, wo er als hochgeschätzter Arzt bis zu seinem am 15. November 1729 durch ein bösartiges Fieber herbeigeführten Tod gelebt hat. – Kanold’s praktische Thätigkeit fällt in die Zeit der schweren Pestseuchen, von welchen die eine in den Jahren 1707 u. flg. vom Osten her einen großen Theil Deutschlands überzogen, die andere in den Jahren 1720–22 die südlichen Küstengebiete Frankreichs heimgesucht hatte. Dies Ereigniß fesselte das Interesse Kanold’s in hervorragendem Grade; er hatte sich mit Aerzten in den von der Seuche ergriffen gewesenen Gegenden in schriftlichen Verkehr gesetzt, gab die Berichte derselben commentirt, bez. in deutscher Uebersetzung heraus, wandte seine Aufmerksamkeit aber auch anderen zur Zeit vorherrschenden Volkskrankheiten zu, zog über dieselben von zahlreichen Punkten Europa’s Nachrichten ein, welche er in einer von ihm zum Theil für diesen Zweck begründeten Zeitschrift veröffentlichte, und so hat er sich um die wissenschaftliche Bearbeitung der bis dahin wenig berücksichtigten Epidemiographie ein großes Verdienst erworben. – Seine Mittheilungen über die genannten beiden Pestepidemieen sind in zwei Schriften: „Einiger Medicorum Sendschreiben von der Pest in Preußen 1708, [81] in Danzig 1709 … grassireten Pest etc.“ 1711 (1713) und „Einiger Marsilianischen Medicorum Sendschreiben von der Pest in Marsilien etc.“ 1721 niedergelegt; ein größeres Werk über die Pest unter dem Titel „Annales de ortu, progressu et exitu magnae hominum pestilentiae ab anno 1701 ad annum 1716“, welches er noch vor seinem Tode vollendet hatte, ist nicht in den Druck gekommen. – Von der von ihm begründeten, für die Seuchengeschichte jener Zeit wichtigen Zeitschrift „Sammlung von Natur- und Medicin-, wie auch dazu gehörigen Kunst- und Litteraturgeschichten etc.“, bei deren Redaction ihn Anfangs seine Collegen Kundmann, Klaunig und Buschwitz unterstützt hatten, sind in den Jahren 1717–1729 38 Versuche oder Theile mit 4 Supplementbänden erschienen; dieselbe ist nach seinem Tode von Büchner unter dem Titel „Miscellanea physico-medico-mathematica“ fortgesetzt worden. – Von geringerer Bedeutung als die oben genannten literarischen Leistungen Kanold’s sind einige von ihm, als Mitglied der Leopoldinischen Akademie, in den Akten dieser gelehrten Gesellschaft mitgetheilte medicinische Beobachtungen und zwei Schriften über die Rinderpest: „Historische Relation von der Pestilentz des Hornviehes“ etc., 1713, und „Kurze Historie von der Seuche des Hornviehes von 1701–1717“ etc., 1720 (1721), in welchen er die Seuche für nicht-ansteckend erklärt. – Außerdem hat er „Untersuchungen des Tanhausischen Gesundheitsbrunnens“ veröffentlicht und eine vermehrte Ausgabe von Jenckel’s „Museographia oder Anleitung zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum“ besorgt.

Ueber sein Leben vgl. Medicorum Silesiacorum Satyrae Spec. II. p. 95 und Kestner, Med. Gelehrtenlexikon, Jena 1740 S. 439.