Zum Inhalt springen

ADB:Karl Leopold

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Karl Leopold, Herzog von Mecklenburg-Schwerin“ von Ludwig Fromm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 308–310, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_Leopold&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 11:18 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 15 (1882), S. 308–310 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Leopold (Mecklenburg) in der Wikipedia
Karl Leopold in Wikidata
GND-Nummer 101509758
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|15|308|310|Karl Leopold, Herzog von Mecklenburg-Schwerin|Ludwig Fromm|ADB:Karl Leopold}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101509758}}    

Karl Leopold, Herzog von Mecklenburg-Schwerin, geb. am 26. November 1679, † am 28. November 1747, succedirte seinem Bruder, dem Herzoge Friedrich Wilhelm, am 31. Juli 1713. Er hatte, nach Beendigung einer größeren [309] Tour durch Deutschland, England, Holland und Frankreich, sich im J. 1706 zu Karl XII. von Schweden begeben und diesen auf seinen polnischen Feldzügen begleitet. Zur Regierung gelangt, erbte er seines Bruder Streitigkeiten mit der durch den nordischen Krieg sehr verarmten Ritterschaft und mit den Strelitzer Fürsten über den Steuermodus der Stände und die Theilnahme an den Landtagen, sowie über die Bildung einer stehenden Kriegsmacht. K. L. versuchte den Ständen gewaltsam entgegen zu treten, indem er Contributionsschreiben ohne ihre Bewilligung erließ, das Militär zu vermehren suchte und überhaupt die Beschränkungen, welche die Stände ihm entgegensetzten, zu beseitigen strebte. Um die erforderlichen Mittel zu erhalten, machte er 1715 den Versuch, einen Theil der Domänen zu vererbpachten, was ihm aber, da es dabei eben nur auf Geld abgesehen war, nicht gelang. – Als nun am 23. April 1716 die Stadt Wismar capitulirt hatte und von dänischen, preußischen und hannoverschen Truppen besetzt war, hatte sich K. L. eben, am 19. April, mit Peters des Großen Nichte Katharina Iwanowna vermählt, und dies gab Peter d. Gr. willkommenen Anlaß, 9000 Russen in Mecklenburg einrücken zu lassen, welche wieder für das Streben des Herzogs eine Stütze wurden. Er versuchte die Landräthe, Landmarschälle und den engeren Ausschuß der Ritterschaft mit Hülfe dieser Russen in seine Gewalt zu bekommen, jedoch entgingen sie ihm zum größten Theil und der engere Ausschuß flüchtete nach Ratzeburg, wo er sich unter den Schutz des Kurfürsten von Hannover (Georg I. von England) stellte, was diesen zu einer Flottendemonstration gegen die Russen veranlaßte. Zugleich beschwerten sich die Landstände wiederholt beim Kaiser, welcher den Kurfürsten Georg von Hannover und den Herzog August Wilhelm von Braunschweig im J. 1717 aufforderte, jene Beschwerden eventuell mit Waffengewalt abzustellen. Inmittelst waren die Russen bis auf 3300 Mann, welche K. L. in seinen Dienst nahm, aus Mecklenburg abgezogen und hatten das Land verarmt und am Rande einer Hungersnoth stehend verlassen; viele adliche Familien waren geflüchtet. – Im J. 1718 hatte der Herzog ein Heer von 11,550 Mann gesammelt und erklärte den engeren Ausschuß der Ritterschaft für Rebellen, zog zugleich einen Theil der Güter seiner Mitglieder ein. Auch die mit der Execution beauftragten Fürsten hatten indessen gerüstet; im December 1718 setzten sich 12–14,000 Mann Hannoveraner und Braunschweiger unter dem General v. Bülow in Bewegung und überschritten im Februar die Elbe. Die Mecklenburger unter dem Generalmajor Curt von Schwerin traten ihnen bei Walsmühlen an der Sude entgegen und brachten ihnen eine kleine Schlappe bei, zogen sich dann aber, von den Executionstruppen gefolgt, ins östliche Mecklenburg zurück; am 22. Juni 1719 zog die kaiserliche Commission in Rostock ein. K. L. war nach Berlin geflüchtet und ging im September 1719 nach Dömitz, im December 1721 nach Danzig. – Für das Land folgte nun eine Zeit der Anarchie, des Raubens und Mordens, da die Städte, das Landvolk und die Geistlichkeit auf Seiten des Herzogs standen; alle Ordnung hörte auf. Am 11. Mai 1728 wurde K. L. durch den Reichshofrath völlig von der Regierung suspendirt, die Commission wurde aufgehoben und die Administration des Landes dem Herzoge Christian Ludwig unter dem Schutze des Königs von Preußen übertragen. Hiergegen protestirten außer dem Herzoge aber auch Georg II. von England und Hannover, der Herzog von Braunschweig und andere Reichsfürsten; auch die mecklenburgische Ritterschaft war unzufrieden, da die eigentliche Ursache aller Streitigkeiten unerledigt geblieben war. Deshalb wurde 1732 die Administration aufgehoben und eine neue Commission unter dem Herzoge Christian Ludwig eingesetzt. – Inzwischen war K. L. im J. 1730 von Danzig nach Schwerin zurückgekehrt und hatte hier aufs Neue zu werben und zu rüsten begonnen. Am 7. September 1733 erließ er ein allgemeines Aufgebot [310] an alle Männer von 16–60 Jahren. Bürger und Bauern liefen ihm in Menge zu; General Tilly erhielt den Befehl über sie. Nachdem aber 8000 Hannoveraner eingerückt waren, mußte Tilly nach verschiedenen kleinen Gefechten am 1. October 1733 bei der Lewitzniederung die Waffen strecken. Hierauf ließ auch der König von Preußen am 19. October zwei Regimenter Cavallerie und ein Regiment Infanterie unter dem General Curt von Schwerin einrücken. Es begannen jetzt Verhandlungen, die zu der Abmachung führten, daß Christian Ludwig das Commissorium fortführen und selbst eine Truppe in Sold nehmen sollte, worauf die fremden Truppen 1735 abzogen, nachdem den Hannoveranern acht und den Preußen vier mecklenburgische Aemter für ihre aufgewandten Executionskosten pfandweise übergeben waren. – K. L. war von Schwerin nach der seit 1721 den Schweden zurückgegebenen Stadt Wismar geflüchtet, von wo aus er noch verschiedene, vergebliche Versuche zur Wiedergewinnung der Herrschaft machte; 1741 ging er nach Dömitz, lebte hier ganz zurückgezogen und starb am 28. November 1747.