ADB:Karl Wilhelm (Fürst von Anhalt-Zerbst)

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Artikel „Karl Wilhelm, Fürst von Anhalt-Zerbst“ von Ferdinand Siebigk in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 226–227, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karl_Wilhelm_(F%C3%BCrst_von_Anhalt-Zerbst)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 09:58 Uhr UTC)
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Karl Wilhelm, Fürst von Anhalt-Zerbst, der dritte Sohn des Fürsten Johann und seiner Gemahlin Sophie Auguste von Holstein-Gottorp, ward am 26. Octbr. 1652 geboren und erhielt eine gute Erziehung, die er durch weite Reisen vollendete. Nach dem bereits 1667 erfolgten Tode seines Vaters stand er mit seinen Geschwistern unter der Vormundschaft seiner Mutter, sowie des Landgrafen Ludwig von Hessen-Darmstadt und des Fürsten Johann Georg II. von Dessau. Nicht nur die ganze Zeit seiner Unmündigkeit, sondern auch die ersten Jahre seiner Regierung, die er 1674 antrat, waren durch Religionsdifferenzen mit der Stadt Zerbst getrübt, die schon während der Regierung seines Vaters geherrscht und nur mühsam und unzulänglich bisher ihre Beilegung gefunden hatten. Erst 1679 gelang es diese Streitigkeiten unter Gewährleistung der Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen und des Herzogs von Braunschweig durch einen Vergleich mit dem Magistrate unterm 27. September endgültig dahin zu beseitigen, daß die St. Nikolaikirche den Reformirten gänzlich überlassen ward und der Fürst sich verpflichtete, eine neue lutherische Kirche noch zu bauen, zu deren Baukosten der reformirte Theil des Magistrats sich bereit erklärte eine bedeutende Summe herzugeben, sowie den Mitgebrauch der Glocken der reformirten Nicolaikirche beim Gottesdienst in der neuen Kirche zu gestatten. Es begann denn auch der Bau dieser neuen Kirche zu St. Trinitatis 1683 und ward 1696 vollendet. K. W. führte die Regierung des Landes mit anerkennenswerthem Eifer und gelang es ihm, 1676 mit seinen drei Brüdern bezüglich der von seinem Vater schon geplanten Einführung des Erstgeburtsrechts sowie der den erstern zu gewährenden Abfindungen im Frieden sich zu einigen, wonach er alleiniger Besitzer des Landes verblieb. Seine Mutter, die Fürstin Sophie Auguste, bezog 1677 das ihr zum Wittwensitze bestimmte Coswig, wo sie das vorhandene ansehnliche Schloß erbaute und 1680 starb. Ein Vertrag, den K. W. 1681 mit seinen Vettern schloß, regelte die Verhältnisse des in Zerbst bestehenden Gesammtgymnasiums, sowie die Vertheilung der von Fürst Wolfgang gestifteten Stipendien nach Maßgabe des Glaubensbekenntnisses. In demselben Jahre begann auch der Fürst den Neubau des Residenzschlosses in Zerbst, dessen größter Theil bis zum Jahre 1696 so weit vollendet ward, daß es von der fürstlichen Familie bezogen werden konnte. Aber nicht nur Kirchen- und Prachtbauten entstanden unter Fürst K. W., sondern auch [227] manche Schulbauten verdanken ihm ihr Entstehen, so 1691 in Coswig und 1701 das neue Haus der Jungfernschule zu St. Bartholomäi. Verschiedene Streitigkeiten, so im Inlande mit der Komthurei Buro wegen der Theilnahme derselben an den Landeslasten und im Auslande mit der Krone Dänemark wegen seiner Ansprüche an die Herrschaft Jever störten ihn in seinen Bestrebungen für das Wohl seiner Unterthanen, doch gelang ihm die Beseitigung der Differenzen, wenn er auch die mit Dänemark nicht ohne bedeutende Opfer an Land und Geld ermöglichen konnte. K. W. war ein thätiger Fürst, dem Kirche und Schule und überhaupt das Wohl seiner Unterthanen sehr am Herzen lagen, wie manche guten Einrichtungen und Verordnungen beweisen. Er starb, nachdem er noch kurze Zeit das Seniorat des anhaltischen Gesammthauses verwaltet, am 8. November 1718. Von seiner Gemahlin Sophie von Sachsen hinterließ er nur eine Tochter Auguste, die mit dem Herzoge Friedrich von Sachsen-Gotha vermählt war und seinen Nachfolger Johann August (s. d.), mit dessen kinderlosem 1742 erfolgtem Tode die Hauptlinie des Rudolfinischen Fürstenhauses in Zerbst erlosch.