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ADB:Keller, Heinrich (Kartograph)

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Artikel „Keller, Heinrich“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 580–581, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Keller,_Heinrich_(Kartograph)&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 17:06 Uhr UTC)
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Band 15 (1882), S. 580–581 (Quelle).
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Keller: Heinrich K., Geograph, Karten- und Panoramenzeichner, geb. zu Zürich am 11. Octbr. 1778, gest. daselbst am 18. Septbr. 1862. Aus sehr einfachen bürgerlichen Verhältnissen hervorgegangen, hatte K. als zarter Knabe das Unglück, durch den Stoß eines Mitschülers und den dadurch verursachten Sturz eine Ausweichung des rechten Oberschenkels zu erleiden und so einem langwierigen Schmerzenslager anheimzufallen, das ihm aber durch die liebevolle Fürsorge der Seinigen erleichtert wurde. Gerade diese Hemmung wies ihn auf seinen künftigen Lebensweg hin. Emsig begann er zu zeichnen; als der Vater 1794 die Zollerstelle zu Eglisau erhielt, gewann der originelle Landvogt Salomon Landolt (vgl. Bd. XII, 276) einen förderlichen Einfluß auf den Knaben, und 1797 kam K. zu dem Zürcher Kunsthändler und Maler Joh. Heinrich Füßli (vgl. Bd. VIII, 260) in die Lehre. Die Gesundheit des Gelähmten hatte sich bis zu einem gewissen Grade gekräftigt, so daß er, obschon hinkend, Reisen beginnen konnte, um nach der Natur Aufnahmen zu machen, nachdem noch zu Eglisau ein erster zwar noch etwas mißglückter Versuch nicht ohne Beifall und Erfolg geblieben war. 1804 zuerst bestieg er den Rigi, der 1816 auf seine Anregung hin auf dem Culm die erste Herberge, einfachster Art, gewann, und bis 1854 folgten dann noch 31 Besteigungen durch den nur mühsam an der Krücke sich vorwärts Bewegenden. Aber auch sonst dehnte K. den Kreis seiner Studien und Aufnahmen immer weiter aus. 1812 reiste er durch Graubünden an den Lago Maggiore, nachher durch Oberwallis und über den Brünig zurück, überall mit unermüdlichem Fleiße zeichnend, sich unterrichtend. 1813 erschien dann seine erste „Reisekarte der Schweiz“, jener vorzüglich gelungene Versuch, auf Grundlage der besten vorhandenen Karten – voran des durch den Aarauer Joh. Rudolf Meyer (vgl. d. Art.) veranlaßten seit 1796 erschienenen Weiß’schen Atlas – und eigener sorgfältig gesammelter Beobachtungen ein klares, lesbares, abgekürztes Bild den die Schweiz Bereisenden zu bieten. Daß davon in unerwarteter Weise durch die Neutralitätsverletzung und den Durchzug der Schwarzenberg’schen Armee nach Frankreich 300 Exemplare an österreichische Offiziere abgesetzt wurden, ließ den kindlich frommen Sinn des Kartenzeichners ein Walten göttlicher Güte erkennen. „Der Herr sei gelobt für seinen Segen bei meiner ersten Unternehmung“, schrieb K. in sein Tagebuch. Aber erst 1815 [581] machte er sich von Füßli gänzlich los und arbeitete nur noch auf eigene Rechnung. Zwar erlitt der Unternehmer durch Imitationen Concurrenz; aber seine Karte, emsigst nachgebessert, blieb doch in stets neuen Aufnahmen bis nahe an die Gegenwart, wo durch die Fortschritte der Technik formal vorzüglichere und genauere Kartenbilder leichter in weiten Kreisen zu erwerben sind, ein treuer Begleiter und Rathgeber. Daneben war auch 1828 die sehr zierliche Arbeit über den Kanton Zürich mit Plänchen und Einzeichnungen der wichtigsten Gebäulichkeiten, in erster Ausgabe hinzugekommen, und weiterhin folgten Pläne von Zürich, Basel, von Zürich auch ein historischer Plan für das Jahr 1504, sowie zahlreiche halb malerische Vogelperspectivansichten kleinerer Ortschaften. Zum Zwecke des Schulunterrichtes wurden weiter höchst zweckmäßige Schülerkarten, ein ganzer Schulatlas, große auf trefflicher Auswahl beruhende Wandkarten, ein das Wissenswürdigste der ganzen Erdoberfläche sammelndes „Zonengemälde“ geschaffen. Aber die bleibendsten und – bei der Erwägung des elenden Körpers des unermüdlich fleißigen Mannes[WS 1] – rührendsten Denkmale bleiben für K. seine ausgezeichneten Panoramen. Ein jüngerer Nachfolger auf diesem Gebiete, Albert Heim, Professor der Geologie, äußert sich: „So klein K. zeichnete, vermittelst des Umrisses und etwa noch einer einzelnen kurzen Linie, wußte er einem Gipfel seinen ächten Charakter beizulegen, daß derselbe, auch einzeln gesehen, auf den ersten Blick erkannt werden kann“. Voran steht da der Rigi, der K. seine Berühmtheit recht eigentlich in weiteren Kreisen verdankt. Von 1804 und 1805 datirt ein Aussichtsbild in 4 Blättern zu dem gesammten Werke: „Der Rigi in Zeichnungen nach der Natur“ von Heinr. Füßli und H. K., mit Text von Joh. Heinr. Meyer (Zürich 1807); dann folgen die Aussichtsbilder in gewohnter Form, für deren Bezeichnung ein in Anfrage gestellter Gelehrter K. geradezu den Ausdruck „Panorama“ zuerst anrieth. Unter den staunenswürdig zahlreichen, oft sehr großen Publicationen der Art ragten besonders noch die Aussichten vom Mailänder Dom, vom Weißenstein bei Solothurn, vom Uetliberg bei Zürich, von dem Freudenberg bei St. Gallen, von Schloß Heiligenberg bei Ueberlingen, von Höhenschwand bei Waldshut hervor. K. hat die Bahn gebrochen, und er ist wol in der liebevollen Vertiefung in die Aufgabe auch von im Uebrigen sehr glücklichen und eifrigen jüngeren Kräften noch nicht übertroffen. Dabei war er freilich auch von trefflichen Stechern, Scheurmann, Vater und Sohn, unterstützt. Aber auch er selbst wieder förderte den auf ähnlichem Felde arbeitenden Friedr. Wilh. Delkeskamp (1794–1872), einen Westfalen, der auf seine mit Recht hochgeschätzten Panoramen von Rhein und Mosel mit unübertrefflichem Fleiße und großem Geschmacke ausgeführte, verhältnißmäßig recht genaue Aufnahmen aus den Alpen, besonders (1830–1835) sein „Malerisches Relief des klassischen Bodens der Schweiz“ folgen ließ, K. selbst hatte die Freude, in seinem 1829 geborenen gleichnamigen Sohne einen verständnißvollen und befähigten Gehülfen und Fortsetzer der eigenen Arbeiten sich zu erziehen. Der kindlich bescheidene, unablässig fleißige, ächt religiöse Mann erreichte ein bis fast zu den letzten Tagen geistig frisches Alter von nahezu 84 Jahren.

Vgl. das sehr unterrichtende Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1865 (von J. Heß verfaßt), sowie Wolf, Geschichte der Vermessungen in der Schweiz (1879), S. 204 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Mannnes