ADB:Kern, Vincenz Ritter von
Mederer Edlen v. Wuthwehr) in Graz, gerieth jedoch bald auf Abwege und gab sich dem Leichtsinn hin. Indessen faßte er noch zu rechter Zeit, nachdem inzwischen sein Vater gestorben war, den Entschluß, den Schauplatz seiner Verirrungen zu verlassen; er kehrte 1779 Graz den Rücken, kam aus der Wanderschaft nach Zeiring und Judenburg und widmete sich nunmehr mit Ernst der Chirurgie, indem er in Salzburg, Triest, Venedig in Condition trat. Auf sich selbst beschränkt, gewann er an Selbstvertrauen, wendete sich mit rastlosem Eifer den Wissenschaften zu, ging nie aus, ohne ein wissenschaftliches Buch mit sich zu führen, wurde so sein eigener Lehrer und erwarb sich durch seinen Aufenthalt in Italien die Kenntniß der italienischen und französischen Sprache. Nachdem er mit Mühe eine kleine Summe erspart hatte, mit deren Hülfe er die chirurgische Magisterwürde zu erlangen gedachte, reiste er im Herbst 1783 nach Wien, wo er unter der Leitung guter Lehrer im St. Marxer Hospital seine Fähigkeiten zu entwickeln begann. Die kleine Baarschaft war aber bald aufgezehrt, [637] der drückendste Mangel stellte sich ein. Wochenlang lebte K. von trockenem Brote, indessen Alles ertrug er mit stoischem Gleichmuth und erlangte, daß er am 23. Juni 1784 zum Magister der Chirurgie und am 27. August auch zum Geburtshelfer promovirt wurde. Seinem Lehrer der Chirurgie, Leber, waren Kern’s Talente jedoch nicht entgangen und auf dessen Empfehlung erhielt er als Leibchirurg des regierenden Herzogs von Sachsen-Hildburghausen eine Anstellung, die ihm ein sorgenfreies Auskommen gewährte und ihm Gelegenheit gab, mancherlei Erfahrungen zu machen, die später für ihn von Bedeutung werden sollten; so unter Anderem die Behandlung von Wunden und Geschwüren mit einfachem Wasser, statt der bis dahin allgemein üblichen complicirten Behandlung. Als nach zwei Jahren der Herzog starb und K. wieder ohne Anstellung war, faßte er den Entschluß, sich auf Reisen weiter auszubilden, bereiste Deutschland, Italien und einen Theil Frankreichs, besuchte die dortigen Universitäten und Spitäler und knüpfte mit mehreren Gelehrten seines Faches Verbindungen an, und als er im J. 1786 nach Wien kam, benutzte er die 300 Gulden, die er bei seinem Abschiede in Hildburghausen erhalten hatte, um ein neues und gründlicheres, alle vorbereitenden Fächer mit umfassendes Studium der Medicin und Chirurgie zu beginnen. Als auch jetzt neue pecuniäre Verlegenheiten im J. 1788 an K. herantraten, verhalf ihm sein Wohlthäter Leber wieder zu einigem Verdienste, indem er ihm Nachtwachen bei seinen Operirten und den Privatunterricht der chirurgischen Schüler übertrug und ihn dem Staats- und Conferenzminister Grafen von Hatzfeld als Hauschirurgen empfahl. Hierdurch wurde es K. möglich, am 12. April 1790 die chirurgische Doctorwürde zu erwerben. Einen Ruf, den die Erzherzogin Maria Anna in Prag an ihn richtete, ihr Hauschirurg zu werden, lehnte K. ab, indem er sich von dem kränklichen Grafen v. Hatzfeld nicht trennen wollte und diese treue Anhänglichkeit bestimmte den Letzteren, K. eine lebenslängliche Pension zu sichern. Nach dem Tode des Ministers begann K. die Ausübung der chirurgischen Praxis in Wien und verheirathete sich bald darauf mit der Tochter des dortigen Handelsmannes Passy, mit der er in den glücklichsten Verhältnissen lebte. Im J. 1795 wurde K. in Folge seiner thätigen Fürsorge für die Gesundheit der Zöglinge des Taubstummeninstitus als Wundarzt desselben angestellt, 1797 erhielt er die mit 475 Gulden Gehalt dotirte Professur der Chirurgie und Geburtshülfe am k. k. Lyceum zu Laibach, welcher Lehranstalt er acht Jahre lang zur Zierde gereichte. Er führte in Krain zuerst die Impfung der natürlichen und später der Schutzpocken ein, indem er für dieselbe durch Wort und That eintrat; Ersteres durch mehrere, auf Veranlassung der Landstände geschriebene und von diesen in großer Menge vertheilte Schriften („Erinnerungen über die Einführung der Blattern-Einimpfung im Herzogthum Krain“, 1798; „Aufruf an die Bewohner Krains zur allgemeinen Annahme der Kuhpockeneinimpfung“, 1798, 2. Aufl. 1804), Letzteres, indem er seinen einzigen Sohn dem damals noch gefährlichen Versuche der Pockenimpfung unterwarf und mehrere Gegenden Krains und Kärnthens bereiste, die dortigen Aerzte und Chirurgen mit der Impfung vertraut machte, sie über den regelmäßigen Verlauf der Schutzpocken belehrte und mit dem erforderlichen Impfstoffe versah. Trotzdem mußte er den Schmerz erleben, daß er seinen hoffnungsvollen Knaben schon 1801 an den Pocken verlor, und obgleich ihm als Ersatz im folgenden Jahre eine Tochter geboren wurde, traf ihn im August 1802 ein neuer Schlag dadurch, daß seine Gattin in der Blüthe ihrer Jahre an den Folgen eines Nervenfiebers verstarb und zwar ohne daß er bei ihrem Tode zugegen war, da er sich gerade in Wien befand, um seine Versetzung auf einen der zu Innsbruck, Pest und Krakau erledigten Lehrstühle zu erlangen. Der sonst so rüstige Mann erlag fast dem Schmerze, erkrankte in Wien bedenklich und nur der liebevollen Pflege seiner [638] dortigen Freunde war die Rettung seines Lebens zu danken. Einzig in der Wissenschaft suchte er jetzt seinen Trost und nachdem er bereits 1799, nach ehrenvoll bestandenen Prüfungen, auch die medicinische Doctorwürde erlangt und später einige kleine Schriften („Bemerkungen über den Gebrauch der Bäder“, 1802; „Lehrsätze aus dem manuellen Theile der Heilkunde. Zum Gebrauche bei Vorlesungen“, 1803) verfaßt hatte, reiste er 1803 nach Venedig, um von dem dortigen Professor Pajola seine Methode des Steinschnittes zu erlernen; er besuchte dabei die daselbst befindlichen Spitäler sowie die von Padua und Triest. – Das Jahr 1805 war für K. das entscheidendste seines Lebens; denn in diesem wurde er mit einem jährlichen Gehalte von 1000 Gulden zum Professor der praktischen Chirurgie und Klinik an die Wiener Universität berufen, der er viele Jahre lang zur Zierde gereicht und deren verödete und verwaiste chirurgische Klinik er zu großem Glanze gebracht hat. Am 18. April 1805 hielt er im klinischen Hörsaale der Universität seine Antrittsrede, die darauf von seinen Freunden herausgegeben wurde. Schon im zweiten Jahre nach Uebernahme der Klinik begründete K. für die chirurgisch-klinische Schule eine Büchersammlung, die durch die Uneigennützigkeit ihres Begründers und anderweitige Beiträge bei dem Tode desselben bereits mehrere Tausend Bände zählte. Im J. 1807 wurde auch, auf Kern’s uneigennützigen Antrag, durch den späteren Geheimen Staats- und Conferenzrath Freiherrn v. Stifft, dem die Medicinalanstalten Oesterreichs viel zu danken haben, das noch heute in voller Wirksamkeit stehende chirurgische Operationsinstitut begründet, dessen Zöglingen K. 17 Jahre lang, bis zu seinem Austritt aus dem Lehramte, einen theoretisch-praktischen Unterricht mit rastlosem Eifer unentgeltlich ertheilte. In demselben Jahre 1807 gab K. bereits den ersten Band (der zweite folgte 1809) seiner klinischen Berichte unter dem Titel „Annalen der chirurgischen Klinik an der hohen Schule in Wien“ heraus, die er in der Vorrede mit den charakteristischen Worten eröffnete: „Ich halte es für die Pflicht eines öffentlichen Lehrers der Heilkunst, seinen Mitkünstlern eine Art von Rechenschaft zu geben, ob die Kunst durch ihn gewonnen.“ Diese Berichte bestehen in ganz schlicht erzählten Krankengeschichten, mit daran geknüpften Bemerkungen; im zweiten Bande finden sich auch nähere Angaben, in welch’ zweckmäßiger Weise von K. der klinische Unterricht ertheilt wurde. – Die Kämpfe Oesterreichs im J. 1809, die auch nach Wien eine große Menge von Verwundeten führten, gaben K. Anlaß, in einer französisch geschriebenen und dadurch auch den französischen Militärärzten zugänglichen, das Motto „Démontrer une erreur, c’est plus que découvrir une vérité“ tragenden Brochüre („Avis aux chirurgiens pour les engager, à accepter, et d’introduire une méthode plus simple, plus naturelle et moins dispendieuse dans le pansement des blessés“, 1809, 2. édit. 1826) in kurzen prägnanten Sätzen seine seit 10 Jahren erprobt gefundene, einfache und zarte Behandlungsweise der Wunden, die sehr erheblich mit der anderweitig üblichen contrastirte, zur Behandlung der Kriegsverwundeten dringend zu empfehlen. Begreiflicherweise fand Kern’s Brechen mit dem hergebrachten Schlendrian viele Widersacher und zog ihm mancherlei Angriffe und Schmähungen in medicinischen Zeitschriften zu; allein er nahm von denselben keine Notiz, getreu seinem Wahlspruch: „Ist, was Du verkündest, Wahrheit, so wird es bleiben, und es bedarf Deiner Vertheidigung nicht; ist es Irrthum, so mag es fallen, es ist sogar gut, daß es als solcher erkannt werde, und alle Macht der Welt kann ihn nicht vertheidigen.“ Die weitere Entwickelung der Chirurgie hat gezeigt, daß Kern’s Ansichten über Wundbehandlung die richtigen und daß die gegen dieselben gerichteten Angriffe ungerecht und unberechtigt waren. – Auch eine fünf Jahre später, zum Theil wol noch unter dem Eindruck der Kriegsereignisse geschriebene Schrift über Amputationen („Ueber die Handlungsweise bei Absetzung der Glieder“, [639] 1814, 2. Aufl. 1826) beschreibt das von ihm benutzte einfache Verfahren mit einfachen, leicht transportablen Instrumenten und einer einfachen Nachbehandlung. – Große Aufmerksamkeit von jeher hatte K. der Steinkrankheit und ihrer Behandlung zugewendet. Bereits 1803 sahen wir ihn nach Venedig reisen, um daselbst das Verfahren von Pajola (der zu jener Zeit schon 558 Mal mit nur neun Todesfällen den Steinschnitt gemacht hatte) kennen zu lernen; am Ende seines Lebens berichtete K. in einem großen Werke („Die Steinbeschwerden der Harnblase, ihre verwandten Uebel und der Blasenschnitt bei beiden Geschlechtern“, 1828, 4°, mit 9 Tafeln) über seine gemachten Erfahrungen, die er dahin zusammenfassen konnte, daß er den Steinschnitt bei beiden Geschlechtern, vom zarten Kinde bis zum hohen Greisenalter, 334 Mal verrichtet und von diesen Operirten nur einige 30 und darunter nicht den dritten Theil an den unmittelbaren Folgen der Operation verloren habe. Es war daher erklärlich, daß er sich für die damals neu entdeckte Steinzertrümmerung (Lithotripsie), die zu jener Zeit mittelst einer sehr umständlicben, schwierigen, einen unhandlichen Instrumentenapparat erfordernden Methode ausgeübt wurde, nicht sehr begeistern konnte, wie eine kleine, einige Jahre vor der großen erschienene Schrift („Bemerkungen über die neue, von Civiale und le Roy verübte Methode, die Steine in der Harnblase zu zermalmen und auszuziehen“, 1826) beweist. – Es fielen überhaupt in Kern’s letzte Lebensjahre, nachdem er im J. 1824 auf sein Verlangen von dem Lehramte der praktischen Chirurgie zu dem der theoretischen übergetreten war, seine bedeutendsten litterarischen Leistungen; so, außer den eben genannten Schriften, allein aus dem J. 1828: „Ueber die Anwendung des Glüheisens bei verschiedenen Krankheiten“, dem besonderen Verehrer jenes Heilmittels, dem Berliner Chirurgen Rust, einem geborenen Oesterreicher, gewidmet; ferner „Die Leistungen der chirurgischen Klinik an der hohen Schule zu Wien vom 18. April 1805 bis dahin 1824“, eine Rückschau auf seine gesammte klinische Thätigkeit, mit Darlegung der Grundsätze, die er bei derselben verfolgt und der Erfahrungen, die er dabei gemacht hat; sodann „Beobachtungen und Bemerkungen aus dem Gebiete der praktischen Chirurgie“, gewidmet 72 seiner ehemaligen Zöglinge des chirurgischen Operateurinstituts, die zum Theil selbst schon berühmte klinische Lehrer oder Operateurs in allen Ländern des österreichischen Kaiserstaates geworden waren. Es liegt in dieser Schrift eine Fortsetzung seiner früheren klinischen Berichte vor. Im J. 1829 endlich, dem Todesjahre von K., erschien noch: „Abhandlung über die Verletzungen am Kopfe und die Durchbohrung der Hirnschale“, in welcher er am Schlusse der Vorrede folgende, den ganzen Mann charakterisirende Worte anführt: „Indessen können wir unsere Kunstgenossen versichern, daß in dieser Schrift nichts gesagt, was nicht in und an der kranken Natur selbst geschaut, reflectirt und beobachtet worden ist, und somit dieselbe kein Wort, welchem nicht das Siegel reiner Wahrheit aufgedrückt sei, enthalte.“ Auch in dieser Schrift, welche vorzugsweise mit der Lösung der Frage sich beschäftigt, welche Stellung die Trepanation bei den Schädelverletzungen einzunehmen habe, hält K. sehr verständig in der Mitte zwischen den eifrigen Verfechtern der möglichst oft und frühzeitig vorzunehmenden Operation und den sich fast ganz ablehnend gegen dieselbe verhaltenden Gegnern derselben. – Ehe wir auf eine Gesammtcharakteristik der Leistungen Kern’s in der Chirurgie eingehen, haben wir aus seinen äußeren Lebensumständen noch Verschiedenes nachzutragen. Als Beweis, welcher Anerkennung sich Kern’s Verdienste sehr bald zu erfreuen hatten, ist anzuführen, daß schon 1807, also zwei Jahre nachdem er die Wiener Professur übernommen hatte, sein bisheriges Gehalt von 1000 auf 2000 Gulden erhöht und ihm später auch noch eine persönliche Zulage von 500 Gulden gewährt wurde. 1815 wurde ihm der Titel und Charakter eines k. k. Rathes verliehen [640] und wurde K. 1817, nachdem er von einer schweren, in seinem Berufe erhaltenen Krankheit kaum genesen war, vom Kaiser zu seinem wirklichen Leibwundarzte ernannt. Als K., der noch in den Jahren 1821 und 1822 gelehrte Reisen nach Deutschland, Frankreich, Oberitalien, Rom und Neapel gemacht hatte, 1824 sein klinisches Lehramt niederlegte, beließ ihm der Kaiser nicht nur seine sämmtlichen Bezüge, sondern verlieh ihm auch die Insignien des Leopoldordens und damit die Ritterwürde, sowie als K. im folgenden Jahre, 1825, wegen zerrütteter Gesundheit ein Ruhestandsgesuch einreichte, wurde ihm dasselbe mit Beibehaltung seines ganzen Gehaltes bewilligt. Ein neuer Beweis kaiserlicher Huld wurde K. noch in seinem letzten Lebensjahre zu Theil, indem er, ohne sein Verlangen, zum Vicedirector des medicinisch-chirurgischen und des thierärztlichen Studiums an der Wiener Hochschule ernannt wurde. – Auch das Ausland erkannte Kern’s Verdienste an; die bedeutendsten wissenschaftlichen Gesellschaften Europa’s zählten ihn zu ihrem Mitgliede; von den russischen Kaisern Alexander und Nicolaus und von dem Könige von Dänemark erhielt er kostbare Brillantringe, vom Könige von Baiern eine goldene Dose, vom Könige von Preußen eine dem Verdienste geweihte Denkmünze. – Am 15. April 1829 wurde K. auf einer Spazierfahrt mit seiner Tochter von einem Schlaganfalle getroffen, der am 16. das tödtliche Ende herbeiführte; am 18. April, dem Tage, an welchem er vor 24 Jahren sein Lehramt in Wien angetreten hatte, fand die Todtenfeier im Stephans-Dome statt.
Kern: Vincenz Ritter v. K., k. k. Rath und wirklicher Leibchirurg, Vicedirector des medicinisch-chirurgischen und thierärztlichen Studiums, Professor der praktischen Chirurgie und Klinik an der Universität zu Wien, Director des dortigen k. k. Operationsinstitutes, war am 20. Januar 1760 zu Graz geboren, wo sein Vater, ein überaus rechtlicher und verständiger Mann, als Kassirer bei dem Grafen Schaffgotsch in sehr drückenden Vermögensverhältnissen lebte. Den ersten Unterricht erhielt K. von seinem Vater, besuchte darauf die öffentliche Schule, wo er bald die Augen seiner Lehrer so auf sich zog, daß diese seinen Vater bestimmten, ihn das Gymnasium von Graz besuchen zu lassen. Von seinem Vater für die Chirurgie bestimmt, für welche K. aber keine besondere Lust zeigte, kam er zu dem Wundarzte Elias Mederer (dem Bruder des späteren österreichischen Ober-FeldarztesTief und wahr, bieder und offen, freundlich und theilnehmend erschloß K. seinen Schülern die Schätze seines Wissens und seiner Erfahrung; klar und einfach war er in Wort und Schrift, alles Gesuchte vermeidend. Sein Geradsinn, seine Festigkeit, sein Ernst, seine Sicherheit, sein praktischer Tact, seine Humanität am Krankenbette waren Musterbilder für seine Schüler. Im gewöhnlichen Leben ernst, zuweilen abstoßend, besaß er ein mildes Herz und wirkte viel Gutes in der Stille; aber auch dem Humor war er nicht verschlossen, ohne daß derselbe etwas Herbes oder Verletzendes an sich trug. – Kern’s wissenschaftliche Bedeutung ist zu seinen Lebzeiten, namentlich im Anfange seiner Laufbahn, vielfach unterschätzt worden. Erst allmählich haben, selbst in Deutschland, die Grundsätze, die er namentlich in der Behandlung der Wunden aufstellte, sich Geltung verschafft. Er war einer der Wenigen, die in einer Zeit, wo phantastische Systeme die ganze Medicin beherrschten, sich frei davon zu halten verstand und der in der einzigen richtigen Quelle der Erkenntniß, der genauen Beobachtung der Natur, allein das Heil der Wissenschaft suchte. Erst die Epigonen haben seine Verdienste erkennen und würdigen gelernt.
- Vgl. R. F. Hussian in Hormayr’s Neuem Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Litteratur und Kunst, 1829, Nr. 64 ff., auch in: Vorlesungen aus der praktischen Chirurgie von V. Ritter v. Kern. Nach dem Tode des Verf. herausgeg. v. R. F. Hussian, Bd. I, Wien 1831, S. XI. – Neuer Nekrolog der Deutschen, Jahrg. VII, 1829, Thl. I, S. 341 etc. – K.’s litterarische Leistungen s. auch in Callisen’s Medicin. Schriftsteller-Lexikon, Bd. XXIX, 1841, S. 228.