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ADB:Keyßler, Johann Georg

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Artikel „Keyßler, Johann Georg“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 702–703, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Key%C3%9Fler,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 19:11 Uhr UTC)
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Keyßler: Johann Georg K., Reiseschriftsteller, geb. zu Thurnau im Giechischen am 13. April 1693 (nach Anderen 1689, irrthümlich ist Formey’s Angabe: 1683), empfing seinen Unterricht in seinem Heimathsort, dann in Greiz und Coburg, studirte in Halle, wurde 1713 Hofmeister zweier Grafen von Giech, mit welchen er Reisen in Deutschland, Holland und Frankreich machte, reiste 1716 mit den Enkeln des Grafen Bernstorff nach England, wo er sich mehrere Jahre aufhielt, reiste 1727 mit denselben in Deutschland, der Schweiz und Italien, später wiederholt in Frankreich und Holland sowie in Dänemark, und starb den 21. Juni 1743 auf dem Bernstorffischen Gute Stintenburg im Lauenburgischen, wo er die letzten Jahre ausschließlich der Verwaltung der gräflichen Sammlungen, Bibliothek etc. und seinen eigenen wissenschaftlichen Arbeiten gelebt hatte. Außer einigen Jugendarbeiten über nordische und keltische Alterthümer und Götterlehre veröffentlichte K. 1740 „Neueste Reisen durch Teutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweitz, Italien und Lothringen, worinn der Zustand und daß Merkwürdigste dieser Länder beschrieben und vermittelst der natürlichen, gelehrten und politischen Geschichte, der Mechanik, Maler-, Bau- und Bildhauerkunst, Müntzen und Alterthümer, wie auch mit verschiedenen Kupfern erläutert wird“. 1741 folgte diesen eine „Fortsetzung der Neuesten Reisen“. Beide wurden von der hannöverschen Censur stark verstümmelt. Mehrere Ausgaben und Auszüge erschienen im Laufe des 18. Jahrhunderts in Deutschland, außerdem Uebersetzungen ins Englische und Holländische. Die von Keyßler’s Freund Schütz in Altona 1752 besorgte ist mit zahlreichen Anmerkungen und einer ausführlichen Lebensbeschreibung des Verfassers ausgestattet. Keyßler’s Reisebeschreibungen sind in Form von weitläufigen Briefen abgefaßt, welche am ausführlichsten über Dinge der Gelehrsamkeit, Denkmale, Museen, Curiositäten der Kunst und Natur sich verbreiten, daneben aber auch manche schätzenswerthe Bemerkungen über politische und wirthschaftliche Verhältnisse mit einfließen lassen, und im Geiste jener Zeit auch den Klatsch, vorzüglich über die Verhältnisse an den Höfen, nicht verschmähen. Wohlthuend ist der Freimuth und die bei solchen polyhistorischen Köpfen sonst seltene patriotische Gesinnung, welche trotz der Censurscheere noch an manchen Stellen zu Tage tritt, eher störend dagegen die oft gar plauderhaft [703] sich aufdrängende Aufgeklärtheit. Ueber die Schätzung Keyßler’s bei seinen Zeitgenossen vgl. Formey, Éloges des Académiciens, 1757. II.

Einleitung zu der von Schütz 1752 besorgten großen Ausgabe von Keyßler’s Reisen. Götting. Gel. Zeitung 1743.