ADB:Kindermann, Dominik

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Artikel „Kindermann, Dominik“ von Rudolf Müller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 756–758, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kindermann,_Dominik&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 06:12 Uhr UTC)
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Kindermann: Dominik K., Maler, geb. 1746 zu Schluckenau im Norden von Böhmen, † in Schönlinde am 9. Juni 1817, zeigte unter den ähnlichen localen Verhältnissen wie Leop. Friese und Jak. Ginzel von Haus aus den gleich ursprünglichen, durch nichts zu bändigenden Malertrieb und auch die damit parallel laufende Abneigung gegen den im Vaterhause erbsässigen Gewerbebetrieb. Gleicherweise widerspenstig gegen die Schulbank, gab es schließlich zur Herstellung des Friedens nur mehr noch das Mittel des in die Lehre thuns bei fremden Leuten. Diese hatte sich der unruhige Junge selbst ersehen und zwar in Böhmisch-Kamnitz bei einem Vergolder, in dessen Schaufenster ihn einige Gemälde gar so verlockend angeblickt hatten. Allerdings der Meinung, daß er sofort auch solche Bilder malen lerne, blieb es aber jahrein, jahraus beim Bereiten von Kreidegrund, [757] Anstreichen und Vergolden von Rahmen, für welche überdies die Gemälde aus Prag bezogen wurden. Getäuscht sonach in seiner Erwartung, hatte K. darüber endlich doch die Fährte für sein Ziel entdeckt. Als solches galt ihm jetzt die Landeshauptstadt mit dem zu Hause oft genannten „Onkel Klein“, einem ehrsamen Bildhauer. Nach Kurzem bei diesem vorsprechend, gab derselbe dem Anliegen Kindermann’s, Maler werden zu wollen, insofern Folge, als er ihn dem jener Zeit in großem Ansehen stehenden Jesuitenmaler Ign. Raab zuführte. Ueber das große Talent wol bald im Klaren, erkannte der vielbeschäftigte Raab indeß doch auch, K. bedürfe zur Sicherung seiner Zukunft des Anschlusses an eine seine Gesammtbildung umfassende Kunstschule und veranlaßte darum 1763 dessen Uebertritt an die Wiener Akademie. Gleichzeitig empfahl er ihn dem Patronatsherrn von Schluckenau, Grafen Ferdinand Harrach. Der Kunstlauf Kindermann’s war nun ein ziemlich glanzvoller, denn rascher Entwickelung ein fertiger Maler geworden, wozu die Aneiferung des Grafen Harrach durch Bestellung von Copien nach Gemälden vorzüglicher Meister nicht wenig beitrug, entsendete ihn dieser behufs der letzten Weihe schon 1769 mit entsprechender Unterstützung nach Italien. In Rom dann zu Mengs in gute Beziehung gekommen, übertrug ihm dieser die Ausführung eines großen Altargemäldes, St. Pius vorstellend, durch welches sich K. zugleich die Anerkennung aller in Rom weilenden deutschen Künstler erwarb. – Aus einem während seiner Reisezeit geführten Skizzenbuche (im Besitze des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen) ergibt sich, daß K. 6 Jahre in Rom verbrachte und im Sinne Mengs besonders die Vorbilder der Eklektiker studirte; auf Wunsch des Grafen Harrach zeitlang auch im Königreich beider Sicilien dem Studium der in Herculanum und Pompeji entdeckten Wandmalereien oblag und 1777 nach Wien zurückkehrte. – Sein erstes hier in Angriff genommenes Gemälde war das lebensgroße Bildniß seines Protectors, Grafen Ferdinand Harrach, das später ins Schloß Namiest in Mähren überging. An dieses reihten sich viele andere Familienporträts und mehrere Altargemälde für Patronatskirchen. – Ein prüfender Blick über die Werke der Folgezeit läßt freilich wahrnehmen, daß die von K. nach der Romfahrt gehegten Erwartungen so wenig als die seitens der Kunstfreunde gestellten Anforderungen vollkommene Befriedigung fanden. Namentlich steht sein Schaffen nach Außen in keinem normalen Verhältnisse zu der noch in Wien verlebten Zeit – von 1777–1803. Läßt sich ein Theil unfruchtbar verbrachter Zeit auch schon in Zusammenhang bringen mit der jene Periode von der Friedensarbeit abhaltenden politischen Bewegung, so läßt sich dafür andererseits kaum übersehen, daß das Domesticitätsverhältniß, in welchem die von adelichen Protectoren abhängigen Künstler damals noch gehalten wurden, den weitaus größeren Theil daran hatte. Offenbar schon eingelebt in dieses Verhältniß, vermochte es K. nicht mehr über sich zu gewinnen in voller Selbständigkeit vorzutreten und sich auf der Höhe der Zeit zu behaupten: die „Hausobliegenheiten“ absorbirten und lähmten eben seine Schaffenskraft. In diesem Lichte wird auch nur verständlich, was Alex. Vinc. Parschischek an Dlabacz schrieb: „daß es Schade sei, daß diesem Künstler jenes bessere Geschick bisher – 1799 – noch nicht so zu Theil wurde, wie er es in Ansehung seines Talentes sowol als Fleißes allerdings verdient hätte; und dann würde man auch von ihm noch mehrere und namhaftere Gemälde haben.“ – In Rückwirkung des endlich erkannten Mißverhältnisses dürfte es wol auch geschehen sein, daß K. 1803 Wien verließ und sich weiterhin in Nähe seiner Heimath, im freundlichen Schönlinde niederließ, dort auch als Hauptarbeit für die Pfarrkirche das Hochaltarbild „St. Magdalena – vor Christus und den Pharisäern“ – und das Seitenbild „St. Johann von Nepomuk“ malte. Bekannt und werth gehaltene Gemälde Kindermann’s in Böhmen sind noch: „Aeneas, [758] die Sybille und Charon am Ufer des Styx“ – bis 1842 in der Galerie patriot. Kunstfreunde in Prag; „Die Marter des heil. Laurentius“, in der Pfarrkirche zu Starkenbach; „Die Geburt Christi“ und „Der sterbende heil. Joseph“ in der Kirche zu Ehrenberg; „Die Enthauptung des heil. Jakobus“ in der Decanalkirche zu Böhm.-Kamnitz; die Hauptaltarbilder in den Kirchen zu Georgswalde und Zeidler. – In Mähren: sämmtliche Altarbilder (5) in der Pfarrkirche zu Tobitschau. In Ungarn: „Das Martyrium der Apostel Simon und Judas Thaddeus“, Altarbild in der Kathedrale zu Schawnik im Zipser Comitat. – Die Malweise Kindermann’s schließt sich im Allgemeinen der von Mengs an; er colorirte klar und harmonisch, in seinen besten Bildern auch in wirksamen Gegensätzen von Licht- und Schattenmassen. In der Zeichnung zeigt sich das Bestreben nach Anschluß an die Naturformen, allerdings nicht mit gleichmäßiger Strenge, sondern mehr in jener flotten, idealistischen Richtung, die uns als talentvolle Handfertigkeit erscheint und nur in seltenen Fällen noch mit der Bildidee genau übereinstimmt.

Dlabacz u. Meusel’s Künstlerlexikon. Handschriftliche Nachrichten.