Zum Inhalt springen

ADB:Kleich, Wenzel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kleich, Wenzel“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 77–78, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kleich,_Wenzel&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 08:54 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Klein, Anton von
Band 16 (1882), S. 77–78 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Januar 2019, suchen)
Wenzel Kleich in Wikidata
GND-Nummer 135988276
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|77|78|Kleich, Wenzel|Jakob Franck|ADB:Kleich, Wenzel}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135988276}}    

Kleich: Wenzel K., Buchhändler zu Zittau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Geb. 1678 (Tag und Monat sind nicht bekannt) zu Luschan (böhmisch Luzan) im Chrudimer Kreise auf der Herrschaft Litomischel in Böhmen, besaß er allda ein ansehnliches Bauerngut. Da er stets ein großer Liebhaber und Verehrer der hl. Schrift war, so erwarb er nicht nur diese, sondern auch einige Schriften Luther’s, sowie andere evangelische Schriften, welche er aber nur des Nachts und sehr verborgen lesen konnte. So behutsam er sich aber hierbei benahm, so wurde er dennoch der papistischen Clerisei verrathen und da er nun zu befürchten hatte, daß man ihn nach der damaligen intoleranten Verfassung und harten Verfolgungsart mit Gefängniß und lieblosen Behandlungen beschweren werde, so entschloß er sich auszuwandern und kam 1705 nach Zittau, wo er anfänglich sehr kümmerlich leben mußte, ja als Tagelöhner zu arbeiten sich gezwungen sah. In der Folge pachtete er vor dem Weberthore einen Garten und sammelte nach und nach durch Fleiß und Sparsamkeit einiges Geld. Auch wurde er mit einigen ausgewiesenen Geistlichen bekannt, von denen er Aufträge bekam, ihnen evangelische Bücher zu besorgen, die er ihnen auch dienstwillig übersandte und zum Theil nach beschwerlichen Reisen jährlich selbst überbrachte. Die äußerst strenge Censur in den kaiserlichen Staaten veranlaßte die Prediger in Ungarn, ihre nothwendigen Religionsbücher im Auslande drucken zu lassen, und so entstand denn in Zittau der größte böhmische Buchhandel, welchen K. nach Schlesien, ja bis nach Ungarn, so lange er lebte, glücklich betrieb. In Teschen hatte er bei dem dortigen böhmischen Prediger seine große Bücherniederlage und von dort wußte er den beträchtlichsten Theil nach Ungarn zu bringen, auch war er so glücklich, ein kaiserl. Decret über freien Verkauf seiner Verlagsbücher in Teschen zu erhalten. Endlich wurde er in Netzpal, einem Marktflecken in Ungarn, von einem tödtlichen Fleckfieber überfallen und starb daselbst 1737. Die Zahl der böhmischen Bücher, welche sämmtlich ohne Anzeige des Druckorts und des Druckers, sowie des Herausgebers K. entweder selbst verlegte oder in Zittau in den Druck gab, beläuft sich auf 12, darunter das Neue Testament, eine Kirchenagende, die in Schlesien und Ungarn allgemein eingeführt war und noch jetzt an vielen Orten gebraucht wird, mehrere Katechismen und die Augsburgische Confession. Nach seinem Tode blieb der böhmische Buchhandel in Zittau völlig liegen, bis ihn sein Schwiegersohn Martin Berger wieder aufnahm und fortsetzte. Dieser, dessen eigentlicher böhmischer Name „Horak“ war, wurde 1728 zu Schleb bei Tschaslau geboren, wo sein Vater ein Verwalter war. Anfänglich versah er das Geschäft eines Wirthschaftsschreibers in Böhmen, wanderte aber 1752 aus, begab sich nach Zittau und fing 1768 an, den böhmischen Buchhandel zu betreiben. Im J. 1771 unternahm er einen eigenen Verlag von Schriften, welche sämmtlich in Lauban und deren Mehrzahl in sehr ansehnlichen, ja manche zu 5–6000 Auflagen, jedoch eben so wie die seines Schwiegervaters ohne Angabe von Ort und Drucker hergestellt wurden. Da nach dem Tode des Berger, welcher 1798 erfolgte, die österreichische Censur nicht mehr so scharf gehandhabt wurde, so ging seitdem dieser böhmische Buchhandel ein. Unter seinen Verlagsartikeln sind bemerkenswerth [78] die in 24° gedruckten Gebetbüchlein, welche, weil sie die Form von Klötzchen haben, von dem Volke „Spaletschki“ genannt wurden und deren erste Auflage sich auf 2000 belief, sowie Ph. Kegel’s 12 Betrachtungen, welche schon 1669 zu Zilina in Ungarn gedruckt und dann 1715, 1745 und mehrmals aufgelegt wurden.

Otto, Lexikon der Oberlausitz. Schriftsteller und Künstler, II, 278, III, 617.