Zum Inhalt springen

ADB:Klinggräffen, Joachim Wilhelm von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Klinggräffen, Joachim Wilhelm von“ von Reinhold Koser in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 194–195, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Klinggr%C3%A4ffen,_Joachim_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 02:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Klingler, Anton
Band 16 (1882), S. 194–195 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Joachim Wilhelm von Klinggräff in der Wikipedia
Joachim Wilhelm von Klinggräff in Wikidata
GND-Nummer 136054498
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|194|195|Klinggräffen, Joachim Wilhelm von|Reinhold Koser|ADB:Klinggräffen, Joachim Wilhelm von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136054498}}    

Klinggräffen: Joachim Wilhelm v. K., preußischer Diplomat, gest. am 17. August 1757 im 65. Lebensjahre, stammte aus einem in Mecklenburg, in der Priegnitz und im Hannoverschen begüterten Geschlechte, dessen Adel 1715 durch Kaiser Karl VI. erneuert wurde. Seine Jugend verlebte K. in Holland, wo sein Vater, Elias von K., als hannoverischer Gesandter bei den Generalstaaten 1717 im Haag starb. K. trat Anfang 1740 als geheimer Kriegsrath in den preußischen Staatsdienst und ging alsbald als Gesandter Friedrich Wilhelms I. an den markgräflichen Hof zu Ansbach, mit dem Auftrage, in dem ehelichen Zerwürfnisse der Markgräfin Friederike (Bd. VIII S. 69)[WS 1], Tochter des Königs, mit ihrem Gemahl, dem Markgrafen Karl, eine Vermittelung zu versuchen. Zu Ende des Jahres ernannte ihn Friedrich II. zu seinem Vertreter bei dem Kurfürsten Karl Albert von Baiern, der dem preußischen Gesandten nach dem Abschlusse der preußisch-bairischen Allianz vom 4. Novbr. 1741 sein aufrichtiges Vertrauen schenkte. K. war Zeuge der Krönung Karl Alberts mit der Wenzelskrone zu Prag und seiner Kaiserkrönung zu Frankfurt, aber demnächst auch der Zeuge der Flucht des Kaisers aus seinen bairischen Erblanden. Im Herbst 1743 berief Friedrich II. den Gesandten nach Berlin behufs Entgegennahme persönlicher Weisung für die am kaiserlichen Hofe einzuleitenden neuen Bündnißverhandlungen, in deren Geheimniß selbst das preußische auswärtige Ministerium nicht vollständig eingeweiht wurde, sodaß K. während der nächsten Monate als einer der wenigen Mitwisser der umfassenden politischen Pläne Friedrichs II. erscheint. Am 22. Mai 1744 unterzeichnete K. die Frankfurter Union, am 24. Juli den Frankfurter Compensationsvertrag, in welchem Preußen die Garantie für die bairische Erwerbung von Böhmen übernahm, während Karl VII. die Abtretung dreier böhmischer Kreise an seinen Verbündeten versprach. K. begleitete den Kaiser, als demselben die anfänglichen Erfolge des Herbstfeldzuges von 1744 die Rückkehr in seine Hauptstadt München gestatteten, und blieb nach dem Tode Karls VII. (20. Januar 1745) am Hoflager seines jugendlichen Nachfolgers, des Kurfürsten Maximilian Joseph, ohne mit dem bairischen Minister Graf Preysing und anderen Anhängern der preußischen Allianz den Separatfriedensschluß von Füssen hintertreiben zu können. Anfang 1746 vertauschte K. den Münchener Gesandtschaftsposten mit dem am kursächsischen Hofe. Gelang es ihm auch nicht, während seines Aufenthaltes zu Dresden und Warschau die von dem sächsischen Minister Graf Hennicke während der Dresdener Friedensunterhandlungen angeregte, von Friedrich II. lebhaft gewünschte Allianz zwischen Preußen und Sachsen herzustellen, so verstand er doch trotz der gereizten Stimmung der beiden Cabinete gegeneinander sich das persönliche Vertrauen des sächsischen Hofes zu erwerben. Bei der Anfang 1748 erfolgenden Annäherung zwischen Preußen und England ersah Friedrich II. den bewährten Diplomaten für den in diesem Augenblicke besonders wichtigen Gesandtschaftsposten am Hofe Georgs II.; aber kaum in Hannover angelangt, überzeugte sich K. von der Aussichtslosigkeit der eingeleiteten Allianzverhandlungen, die vornehmlich an dem Wunsche Englands, den Bund auf den Wiener Hof ausgedehnt zu sehen, scheiterten. Ende 1750 übernahm K. die schwierige Stellung eines preußischen Gesandten zu Wien, und sein Vorgänger, Graf Otto Podewils brauchte seitens des österreichischen Hofkanzlers Grafen Ulfeld, der zuvor eine andere für den Wiener Posten in Vorschlag gebrachte Persönlichkeit [195] als mißliebig zurückgewiesen hatte, keinen Widerspruch zu gewärtigen, wenn er K. als einen Diplomaten bezeichnete, der bisher bei allen Höfen sich Liebe und Achtung zu erwerben verstanden habe. Des Rufes nicht unwürdig, der ihm vorausging, verdiente K. auch in Wien sich die Anerkennung, daß er durch conciliantere Haltung sich von seinem Vorgänger vortheilhaft unterscheide, wenn schon der Inhalt seiner der Sitte der Zeit nach in Wien regelmäßig geöffneten Depeschen den kaiserlichen Hof, wie nicht wundern darf, mehrfach verstimmte. Am bekanntesten machte K. seinen Namen, als er im Juli, August und September 1756 im Auftrage seines Gebieters die drei historischen Sommationen übergab, die dem Einmarsch Friedrichs des Großen in Sachsen und Böhmen vorausgingen. Auf seinen Wunsch, in den Niederlanden, wo er erzogen war und wo er dauernd zahlreiche Verbindungen unterhielt, auf dem preußischen Gesandtschaftsposten im Haag seine Tage zu beschließen, war K. von Friedrich schon 1750 abschlägig beschieden worden, mit dem Hinweise auf die gesunkene Machtbedeutung Hollands, die dem Könige verbieten müsse, einen seiner hervorragendsten Diplomaten im Haag zu beglaubigen. K. starb schon im Jahre nach seiner Rückkehr aus Wien am 17. Aug. 1757 zu Berlin am Schlage. Er war nie verheirathet gewesen.

Nach den Acten des königl. Geheimen Staatsarchivs zu Berlin und nach Familiennachrichten. Vgl. Politische Correspondenz Friedrichs des Großen, Berlin 1879, Bd. I ff.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Der Verweis führt auf den Artikel über Friederike Sophie Wilhelmine, die ältere Schwester der hier gemeinten Friederike Luise (1714-1784). Wilhelmine war nach Ansbach-Bayreuth verheiratet.