Zum Inhalt springen

ADB:Knaack, Wilhelm

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Knaack, Wilhelm“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 247–248, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knaack,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 06:59 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Klussmann, Ernst
Nächster>>>
Knabl, Richard
Band 51 (1906), S. 247–248 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Wilhelm Knaack in der Wikipedia
Wilhelm Knaack in Wikidata
GND-Nummer 116243252
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|51|247|248|Knaack, Wilhelm|Hermann Arthur Lier|ADB:Knaack, Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116243252}}    

Knaack: Wilhelm K., Schauspieler, geboren am 13. Februar 1829 in Rostock, † am 29. October 1894 in Wien. K., der seine Eltern und Großeltern schon als Kind verlor, verlebte eine kümmerliche Jugend in mißlichen Verhältnissen. Seine Neigung für die Bühne, die sich schon sehr früh bei ihm herausstellte, fand bei seinen Pflegeeltern keine Billigung. Um sich Geld zu verdienen, schrieb er Rollen und Acten ab und that allerhand Botengänge, was ihm so viel abwarf, daß er heimlich dramatischen Unterricht nehmen konnte. Bei einer Wohlthätigkeitsvorstellung, die am 5. Mai 1846 in seiner Vaterstadt arrangirt wurde, trat er als Elias Quodlibet in einer Soloscene von Kotzebue zum ersten Male öffentlich auf. In den Jahren von 1848 bis 1849 wird sein Name in den Theateralmanachen als Mitglied des Chores und als Vertreter kleiner komischer Rollen an der Rostocker Bühne erwähnt. Darauf folgten mehrere Wanderjahre, die ihn nach Stralsund, Greifswald, Güstrow, Lübeck und Danzig sowie in zahlreiche kleinere norddeutsche Städte führten. Im J. 1852 fand er eine Anstellung am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin, wo sich sein komisches Talent immermehr Bahn brach. Er trat damals in Rollen wie Ippelberger in Görner’s Lustspiel „Englisch“, Piepenbrink in Freytag’s „Journalisten“ und Mayer in F. Jünger’s nach dem Französischen bearbeiteten Lustspiele „Man sucht einen Erzieher“ mit großem Erfolge auf. Auf Laube’s Empfehlung an dem Landestheater in Prag engagirt und mit Beifall bei seinem Auftreten überschüttet, hielt er jedoch in Prag nur ein Jahr lang aus (1856–1857), da ihn Nestroy für das Wiener Karltheater zu gewinnen wußte, an dem er sich von 1857–1882 neben Karl [248] Blasel und Josef Matras, also fünfundzwanzig Jahre lang, als Komiker zu behaupten wußte, obwol er als Norddeutscher anfangs mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden hatte. Seine Komik war durchaus grotesker Natur. Sehr groß und schlank, war er gelenkig wie ein Clown; er spielte mit seinem ganzen Körper, den er vollständig in der Gewalt hatte. Namentlich wußte er seine Hand und seine unglaublich langen Finger auf das drastischste zu verwerthen. Die Rolle, die für seine Art am meisten bezeichnend war, den Schneider Fips in Kotzebue’s gleichnamiger Posse, spielte er mit einer unwiderstehlicher Komik, die überall, wo er in ihr auftrat, wahrhaft schallende Heiterkeit hervorrief. Später trat er auch in Operettenrollen auf und machte sich namentlich durch seine Darstellung des Sparadrap in der „Prinzessin von Trapezunt“ bekannt, in welcher Rolle der Hauptspaß auf einem fortwährend wiederholten Versprechen beruht. Im J. 1882 betheiligte er sich an einer amerikanischen Tournee, die ihm viel Beifall eintrug. Nach Wien zurückgekehrt, wurde er kurze Zeit Mitglied des Wiener Stadttheaters. Dann ging er wieder auf Gastspielreisen und trat an allen möglichen größeren und kleineren Bühnen Deutschlands auf. Als sein College Blasel im J. 1888 die Leitung des Wiener Karltheaters übernahm, ließ er sich aufs neue für dieses verpflichten. Er spielte unermüdlich bis an sein Ende; noch am Vorabend vor seinem Tode trat er in einer tollen Posse als grotesker Ballettänzer auf.

Neuer Theater-Almanach. Hrsg. von der Genossensch. Deutscher Bühnen-Angehöriger. 7. Jahrg., Berlin 1896, S. 156. – L. Eisenberg, Großes Biogr. Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig 1903, S. 515, 516. – O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters. 3. Theil, Prag 1888, S. 442, 443, 479. – R. Tyrolt, Chronik des Wiener Stadttheaters 1872–1884. Wien 1889 (Reg.). – Conimor (= Moritz Cohn), Ein Ritt durch Wien auf dramatischem Felde. Leipzig 1876, S. 84.