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ADB:Knoblecher, Ignaz

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Artikel „Knoblecher, Ignaz“ von Franz Stanonik in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 308–313, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Knoblecher,_Ignaz&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 13:45 Uhr UTC)
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Knoblecher: Ignaz K., apostolischer Provicar der katholischen Mission in Centralafrika, wurde am 6. Juli 1819 zu St. Canzian bei Gutenwerth in Unterkrain geboren, wo seine Eltern ein mäßiges Bauerngut besaßen. Schon als Gymnasiast zu Rudolfswerth hatte er eine dunkle Ahnung seines künftigen Berufes, der ihn denn auch vom J. 1836 an als der herrlichste erschien, nachdem er seinen berühmten Landsmann Baraga, Missionär und späteren Bischof bei den Indianern Nord-Amerika’s in Laibach gesehen und dessen Berichte gelesen hatte. Von diesem Gedanken erfüllt, trat er im Herbste 1837 in das Lyceum von Laibach und zwei Jahre später in das dortige theologische Seminar. Ohne die obligaten Lehrgegenstände zu vernachlässigen, widmete er sich mit Vorliebe dem Studium der neueren Sprachen und in der Theologie auch der Erlernung des Hebräischen, Arabischen, Syrischen und Chaldäischen. Während des zweiten theologischen Jahrganges wandte er sich mit seiner Herzensangelegenheit an den päpstlichen Nuntius in Wien und nachdem er von ihm eine aufmunternde Antwort erhalten, reiste er nach Beendigung des Schuljahres (1841) nach Rom in der Hoffnung, in der Propaganda Aufnahme zu finden. Allein diese wurde ihm auf unbestimmte Zeit verweigert und nur der Besuch der Jesuitenkollegien wie auch die Sprachstudien in der Propaganda wurden ihm gestattet. So mußte er denn mehrere Monate lang mit drückender Noth kämpfen. Mittlerweile hatte ihm ein Freund eine Stelle als Hauslehrer bei der Familie Thorwaldsen’s ermittelt. Er begleitete dieselbe im Sommer 1842 durch Deutschland nach Kopenhagen, kehrte jedoch im October über Hamburg und Frankreich nach Rom zurück, um mit dem Beginn des Schuljahres (November) seine Studien fortzusetzen. [309] Im J. 1843 wurde er unter die Zöglinge der Propaganda aufgenommen und gelobte nach herkömmlicher Weise als unerläßliche Bedingung am St. Petersfeste 1844 feierlich, den Vorstehern derselben pünktlich zu gehorchen und ihnen aus den europäischen Missionen jedes Jahr, aus denen in anderen Welttheilen jedes zweite Jahr über das Gedeihen seiner Mission Bericht zu erstatten. Nachdem er im J. 1845 die h. Weihen erhalten und seine Studien beendigt hatte, wurde er dem von Gregor XVI. eben damals (3. April 1846) errichteten apostolischen Vicariate von Central-Afrika zugewiesen, als dessen Aufgabe die Bekehrung der Neger, die Verhinderung des Sklavenhandels und die Seelsorge der einzelnen in jenen Gegenden zerstreuten Katholiken bezeichnet wurde. Da die Vorbereitungen zur Abreise der Missionskarawane noch geraume Zeit erforderten, so verließ K. am 3. Juli 1846 Rom, nachdem er noch vorher das Doctorat der Theologie erlangt hatte, und reiste vor Antritt seiner Mission nach Gazir auf dem Libanon zu den Maroniten, um sich mit der Lebensart der dortigen Christen und den Gebräuchen der orientalischen Kirche vertraut zu machen. Der Aufenthalt dauerte 8 Monate, während welcher Zeit er auch Jerusalem und die heiligen Stätten besuchte. Im Frühjahre 1847 fanden sich die Missionäre, sechs an der Zahl in Alexandrien zusammen. Die Ausrüstung zur Fahrt, die Einholung der nöthigen Geleitsbriefe nahmen ein halbes Jahr hin. Ende September reiste die Missionsgesellschaft von Cairo ab und langte theils wegen der natürlichen Beschwerlichkeit des Weges, theils wegen der Kränklichkeit ihres Führers, des P. Ryllo nach fünfthalb Monaten am 11. Februar 1848 in Chartum an. Den ursprünglichen Gedanken eines sofortigen Vordringens ins Innere Afrika’s mußte man in Folge der großen Erschöpfung vorläufig aufgeben. Bald überzeugte man sich von der Zweckmäßigkeit der Gründung einer Missionsstation in Chartum selbst. Denn zahlreiche Carawanen aus Inner-Afrika ziehen hier durch und bieten die Möglichkeit, einige Kenntniß über weiter entlegene Länderstrecken zu erwerben, und andererseits besteht zwischen Chartum und Cairo eine regelmäßige Postverbindung, ein wichtiger Umstand für die auf europäische Hülfe angewiesenen Missionäre. Hier nun eröffneten sie zu Pfingsten 1848 eine Schule, in welcher einige von den Missionären auf dem Sklavenmarkte losgekaufte Knaben in der Religion und in jenen einfachen Kenntnissen (Lesen, Schreiben, Rechnen, Musik und Gesang) unterrichtet wurden, welche ihnen nach ihrer Freilassung und Rückkehr in die Heimath von Nutzen sein konnten. Diese Kinder sollten die erste christliche Gemeinde Central-Afrika’s bilden, und auf sicheren Wegen zu ihren Landsleuten zurückgesendet, dort die Apostel dieser letzteren und die wirksamsten Helfer der Missionäre werden. Andererseits wurden die Missionäre wieder Schüler ihrer kleinen Zöglinge. Sie suchten nach Möglichkeit die Sprache der verschiedenen Stämme zu lernen und Nachrichten über die religiösen Ansichten, Sitten und Gebräuche derselben zu sammeln. Noch reichlicher wurden ihre Bemühungen bei den in Chartum stationirten Negersoldaten belohnt, so daß K. schon damals eine Art von Wörterbuch über verschiedene im Innern des Welttheils gesprochene Sprachen zusammen zu stellen begann. Am 17. Juni 1848 starb P. Ryllo, nachdem er seine Vollmachten an K. übertragen, dessen von den Arabern in „Abuna Soliman“ veränderter Name in kurzer Zeit vom Delta bis zum 4. Breitengrade mit Ehrfurcht genannt wurde. K. war unter den schwierigsten Verhältnissen an die Spitze des Unternehmens getreten. Die Unterstützungen aus Europa blieben in Folge der Ereignisse des J. 1848 aus und die Missionare konnten nur durch die größte Sparsamkeit und durch Anleihen ihre Schule erhalten und sich die Wege für weiteres Vordringen ebenen. Im Herbste 1849 schloß K. sich der Expedition an, welche die ägyptische Regierung jährlich ins Innere abschickte, um von den [310] Eingeborenen Elfenbein gegen Glasperlen einzutauschen. Doch drang er dann selbständig weiter gegen Süden vor und das Missionsschiff ankerte nach 64tägiger Fahrt auf dem weißen Flusse im Lande der Bari (4° 9’). Eine Niederlassung schien diesmal nicht thunlich, obwol der Häuptling Nighila und die Bewohner es sehnlich wünschten. Die Missionäre versprachen jedoch, bald wieder zu kommen. Im März 1850 waren diese wieder in Chartum. Jetzt, nachdem K. einen geeigneten Stützpunkt für die eigentliche Aufgabe des Unternehmens gefunden zu haben glaubte, entschloß er sich, um sowol die nöthige Zahl Mitarbeiter, als auch die entsprechende materielle Unterstützung zu suchen, in seine österreichische Heimath zurückzureisen. Im Herbste 1850 kam er nach Wien. Seine lebendige Schilderung des bisher ganz unbekannten Landes fand die günstigste Aufnahme. Der Kaiser selbst war der Erste, welcher die fruchtbare Bedeutung dieses Missionswerkes nach mancherlei Beziehung klar durchschaute. Er stellte die Mission unter den Schutz seiner Regierung, was in der Folge zur Erhöhung ihres Ansehens und zur Ueberwindung mannigfacher Hindernisse nicht wenig beigetragen hat. Der Kaiser, die Glieder des kaiserlichen Hauses, die verschiedenen Ministerien und die Großen Wiens betheiligten sich durch bedeutende Gaben für den Zweck der Mission. Kirchensammlungen im ganzen Reiche wurden gestattet und lieferten ein ansehnliches Ergebnis. Der österreichische Lloyd sicherte kostenfreie Ueberfahrt des Personals und der Geräthschaften der Mission nach Alexandria zu. Es wurde ein eigener Verein (der Marienverein) zur fortwährenden Unterstützung des Unternehmens ins Leben gerufen. Dazu kamen Beiträge des Ludwigs-Missionsvereins in München. Auch erklärten sich mehrere Geistliche und Laien zur persönlichen Mitwirkung bei der Angelegenheit bereit. Nur diesen großen Erfolgen in Oesterreich hatte es K. zu verdanken, daß es ihm gelang, zu Rom, wohin er sich im Juli 1851 begab, den bereits unterzeichneten Beschluß der Aufhebung seiner Mission rückgängig zu machen. Die Propaganda erklärte sich nämlich in Folge der Unfälle vom J. 1849 für unfähig, dieselbe fernerhin zu unterstützen, und ein Missionär, den das heiße Klima nach Europa zurückgetrieben hatte, erhob gegen jede Möglichkeit eines Erfolges die lautesten Zweifel. Nachdem auch diese Schwierigkeit behoben war, schiffte sich K. am 28. August 1851 mit fünf Priestern und einigen Laien zu Triest ein. Nach Ueberwindung vielfacher Schwierigkeiten, welche ihm die ägyptische Verwaltung in den Weg legte, trat er am 18. Octbr. auf einem eigens für Missionszwecke gekauften und eingerichteten Nilschiffe die Reise nach Cairo nilaufwärts an und erreichte, von Korosko an den kürzeren Weg durch die Wüste wählend, mit dem größeren Theile der Gesellschaft am 17. Decbr. Chartum, wo auch das Schiff Ende März 1852 anlangte. Die dortige Schule zählte damals 40 Knaben, von denen ungefähr die Hälfte im Institute lebte, die übrigen in der Stadt weilten, mitunter auch schismatischen Kopten angehörten. Die Zahl der internen Zöglinge stieg 1854 auf 25, 1855 auf 28 und der Vortheil des Unterrichts ward den Einwohnern von Chartum nachgerade so einleuchtend, daß aus mehreren Häusern Sklaven-Knaben und -Mädchen von ihren Herren in die Schule und vorzüglich in die Christenlehre geschickt wurden. Der neue Pascha von Chartum äußerte: „Seht, wir haben alle Regierungsgewalt, wir sind schon so viele Jahre da, und wir haben noch keine Schule zu Stande gebracht. Da kommt ein armer Priester aus Europa, gründet eine Schule, und die Kinder können lesen, schreiben, singen, sind gekleidet und gehen paarweise einher.“ So nahm die günstige Stimmung der Bevölkerung für die Mission immer mehr zu. Nur über europäische Kaufleute, welche (ehrenvolle Ausnahmen abgerechnet) aus naheliegenden Gründen die weitaussehenden Pläne der Missionäre für die Cultivirung der weiter im Innern wohnenden Stämme mit Mißtrauen betrachteten, [311] müssen die Missionsberichte häufig Klagen führen. Nachdem K. die Angelegenheiten der Mission in Chartum geordnet, segelte er im December 1852 mit drei Missionären weiter südwärts zu den Bari, deren Gebiet er nach Monatsfrist erreichte. Die freundliche Aufnahme, die relativ gesunde Lage und die Meinung, daß die Bevölkerung von Chartum, unablässig von den niedrigsten Krämerinteressen beherrscht, für das Wirken der Missionäre wenig Frucht versprach, bewog dann K., hier bei den Bari eine ständige Niederlassung zu gründen. Er kaufte im Beisein von mehr als 12 Häuptlingen ein Grundstück in Gondocoro, worauf in kürzester Zeit ein Gebäude errichtet und eine Schule eröffnet wurde. Doch bald riefen den K. wichtige Geschäfte nach Alexandrien. Ein Häuptling der Beri (östlich von den Bari), Namens Mogha, der den Missionar inständig gebeten, unter seiner Leitung Menschen und Städte sehen und seine Neugierde befriedigen zu dürfen, machte die Reise mit. Als er von dort gegen Neujahr 1854 mit einigen aus Europa neu angekommenen Missionären nach Chartum zurückkam, waren zwei seiner früheren Mitarbeiter in Chartum und zwei andere am weißen Flusse bereits vom Fieber dahingerafft worden. Im März 1854 wurde besonders auf Betreiben der österreichischen Regierung der Sklavenhandel von der ägyptischen Regierung für den ganzen Umfang ihrer Herrschaft verboten. Nur europäische Kaufleute glaubten, dieses Verbot könne sie nicht binden, so daß durch Dazwischenkunft des österreichischen Consuls das Verbot ausdrücklich auf sie ausgedehnt werden mußte. Da die Kaufleute wußten, daß auch die Missionäre moralische Miturheber dieser Maßregel waren, so steigerte sich ihr Haß gegen dieselben. Sie hatten schon früher geklagt: die Missionäre verderben den ganzen Handel, sie verschenken die Glasperlen und andere Sachen! Wiederholt wurden ohne alle Veranlassung von Handelsschiffen aus Anwohner des weißen Flußes durch Flintenschüsse verwundet und so die Rache gegen alle Fremden herausgefordert. Doch glückte es jedesmal den Missionären, die Neger von ihrer Unschuld zu überzeugen. Ja die Sorgfalt, mit welcher sie die Verwundeten pflegten, steigerte noch ihr Vertrauen. So wurde denn 1854 unter dem 6. Grade n. Br. zu Angweyn im Gebiete der Kyk-Neger (vom großen Stamme der Dinka) eine dritte Niederlassung (von den Missionären „Heiligenkreuz“ genannt) gegründet. Im J. 1855 befanden sich daselbst 30 Negerkinder unter der Obsorge der Missionäre. Gleichzeitig zählte die christliche Gemeinde zu Gondocoro 31 Seelen. Während so der Wirkungkreis der Missionäre sich in erfreulicher Weise erweiterte und ihnen auch von Europa aus jährlich ein neuer Zuzug von Priestern und Handwerkern zu Hülfe kam, zeigte sich doch in Folge des mörderischen Klima’s von Jahr zu Jahr deutlicher die Unmöglichkeit mit blos ausländischen Missionären das Feld auf die Dauer zu behaupten. So starb z. B. von den 4 Priestern, welche 1855 aus Aegypten nilaufwärts fuhren, einer schon unterwegs, ein zweiter mußte auf Anordnung des Arztes sofort zurückkehren, damit ihn nicht das gleiche Loos ereile, der dritte erlag wenige Tage nach seiner Ankunft in Heiligenkreuz! Man faßte daher den Entschluß, gut geartete und begabte Negerknaben an europäischen Anstalten auszubilden und sie dann als Priester in ihre Heimath zurückzuschicken. 1856 wurden 8 solche Knaben nach Europa gebracht und sollten theils in Rom, theils in Verona und Laibach erzogen werden. Allein ihnen sagte das europäische Klima nicht zu. In kurzer Zeit wurden fünf das Opfer desselben. Nachdem K. 1857 mehrere neue Gehülfen aus Europa erhalten und alle drei Stationen persönlich besucht hatte, entschloß er sich gegen Ende des Jahres wieder einmal nach Europa zu reisen, um theils in Angelegenheiten der Mission mit der Propaganda in Rom sich zu besprechen, theils um Anordnungen in Bezug auf ihre Zukunft zu treffen, dann zur Herstellung seiner durch die vielfachen Reisen und die geistigen und [312] körperlichen Anstrengungen angegriffenen Gesundheit. Aber schon in Cairo äußerte der Temperaturwechsel einen nachtheiligen Einfluß auf seine Gesundheit, so daß er fast ununterbrochen das Zimmer hüten mußte. Leidend kam er Mitte Januar 1858 in Neapel an. Die Vermittlung des päpstlichen Nuntius und des österreichischen Gesandten verschaffte ihm die sorgsamste ärztliche und sonstige Pflege im Kloster der unbeschuhten Augustiner. Deßungeachtet verschlimmerte sich seine Krankheit zu heftigem Husten, zu Fieber und Brustbeschwerden. Dabei quälte ihn unablässig die Sorge für seine Mission. Doch auch hierin ergab er sich in den Willen der Vorsehung und starb nach längeren rührenden Vorbereitungen am 13. April 1858. Mit königlicher Erlaubniß wurde er in der Gruft der Augustinerkirche begraben. Mit ihm schien auch sein Lebenswerk untergehen zu wollen. Als man in Rom erfuhr, daß kurz vorher auch der Missionär in Gondocoro und drei Tage nach K. sein Stellvertreter zu Chartum gestorben sei, erklärte der Präfect der Propaganda, Cardinal Barnabo: „Nach so großen Verlusten (im Laufe von 7 Jahren waren von 24 nach Afrika abgegangenen Priestern 16 gestorben!), so großen Opfern und so geringen Erfolgen müsse man die Mission aufheben“. So weit kam es zwar nicht, doch man mußte schon 1861 die beiden südlich gelegenen Stationen, auf welche K. die größten Hoffnungen gesetzt hatte, auflassen.

Um die Bedeutung Knoblecher’s allseitig zu würdigen, müssen wir noch auf seine Verdienste um die Wissenschaft kurz hinweisen. Die „Jahresberichte des Marienvereins zur Beförderung der katholischen Mission von Central-Afrika“, welche vom J. 1852 angefangen in Wien erschienen, sind nicht blos in religiöser Beziehung interessant, sondern sie enthalten auch eine Menge ethno- und geographischer, cultur- und naturhistorischer Mittheilungen. Schon die Hinauffahrt von Cairo nach Chartum und noch mehr die Reise auf dem weißen Nil wurde zur Aufzeichnung der Sonnenhöhe, des Barometer- und Thermometerstandes und zur Erforschung des Nilgrundes benutzt. Die Gegenden südlich von den Bari bis zum Aequator wurden von einem der ersten Gefährten Knoblecher’s Angelo Vinco zwölf Tagereisen weit besucht und die dort wohnenden, noch völlig unbekannten Negerstämme verzeichnet. K. selbst segelte 1854 mit der Stella matutina von Gondocoro südwärts, soweit es nur die Beschaffenheit des Flusses gestattete und nahm an der äußersten Grenze seiner Fahrt bei den Inseln Lumutut und Kirigwerl nach dem Compasse den Plan der Umgebung auf, indem er von den Eingeborenen die Namen der im Gesichtskreise liegenden Berge erfragte. Sehr sehenswerth ist eine von ihm dem Landesmuseum zu Laibach geschenkte Sammlung von Waffen, Haus- und Ackerbaugeräthen, die fast das ganze häusliche Leben, die Lieblingsbeschäftigungen der verschiedenen von ihm besuchten Negerstämme daheim und im Felde anschaulich darstellt. Hieran schließt sich eine numismatische und ornithologische Sammlung an. Seine wissenschaftlichen Aufzeichnungen, die er der Propaganda vermacht hat, sind mehrfach für die Bereicherung der Geographie, der Botanik und Zoologie von Werthe. Wiederholt hat er seltene Gewächse, wie auch Samen und Zwiebeln von Tropenpflanzen nach Wien geschickt, um damit das kaiserliche Naturaliencabinet und den dortigen botanischen Garten zu bereichern. Seine Sammlungen für die Sprachenkunde (der Dinka und Bari) wurden von der Propaganda der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien überlassen. Umgekehrt suchte K. auch die Wilden mit den Künsten und Vortheilen der Civilisation bekannt zu machen und sie vor Allem an eine anständige Bekleidung und an den Bau haltbarer Wohnungen zu gewöhnen. Im J. 1852 ersuchte er das Marienvereins-Comité zu Wien um Uebersendung von mehr als 200 Gattungen Stoffe, Industrieerzeugnisse, Instrumente u. dgl. und ein Jahr später schleppten die Kameele Tischler-, Schlosser-, [313] Schmiede- und Uhrmacherwerkzeuge durch die Wüste. Eine Druckerei, eine Physharmonika und drei Glocken kamen in jenen Gegenden durch die Missionäre zum ersten Male zur Verwendung.

Vgl. die 7 ersten Jahresberichte des Marien-Vereins (Wien 1852–58), besonders VII, 7 ff. J. C. Mitterrutzner, Dr. Ignaz Knoblecher, apostolischer Provicar der kath. Miss. in Central-Afrika, Brixen 1869. Wurzbach, Biogr. Lex. XII, 154 ff. (mit reicher Litteraturangabe). Histor.-polit. Blätter (München) XXXIX, 589 ff., 653 ff. XXVIII, 372 ff. Moroni, Dizionario di erudizione storico-eccles. XCVIII, 280 ff.