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ADB:Koch, Eduard Emil

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Artikel „Koch, Eduard Emil“ von Carl Bertheau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 373–375, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Koch,_Eduard_Emil&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 08:46 Uhr UTC)
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Koch: Eduard Emil K., wurde geb. am 30. Januar 1809 auf dem Lustschloß Solitude bei Stuttgart, wo sein Vater als Stabsarzt lebte; die Mutter war katholisch, wünschte aber trotzdem dringend, daß ihr einziges Kind, das im lutherischen Glauben des Vaters erzogen ward, Geistlicher werden möchte. Nachdem K. die unteren und mittleren Classen des Stuttgarter Gymnasium illustre durchlaufen, kam er im J. 1822 nach Urach auf das niedere theologische Seminar und im J. 1826 in das Stift zu Tübingen, woselbst er im J. 1830 absolvirte. Beim Abgange von Urach hielt er eine Rede in hebräischer Sprache. In Tübingen nahm er unter seinen Commilitonen eine hervorragende Stellung ein und war eines der thätigsten und flottesten Mitglieder der Burschenschaft; letzteres trug ihm eine zeitweilige Haft auf dem Tübinger Schlosse ein. [374] Nach vollendeten Studien wurde er Vicar in Ehningen bei Böblingen, sodann im J. 1837 Pfarrer in Groß-Aspach bei Marbach und im J. 1847 dritter, hernach zweiter und 1853 erster Stadtpfarrer und Decan zu Heilbronn. In Folge seiner musikalischen Anlagen und Neigungen hatte sich auch sein theologisches Interesse immer mehr der Hymnologie zugewandt. Als im J. 1842 das neue (noch jetzt im Gebrauch befindliche) Gesangbuch in Württemberg eingeführt ward, machte sich K. daran, zu diesem Gesangbuch in ähnlicher Weise einen geschichtlichen Commentar zu liefern, wie Balthasar Haug es im J. 1780 für das damalige Gesangbuch gethan hatte; nur faßte er die Aufgabe bald umfassender und erweiterte sie zu einer Geschichte des evangelischen Kirchenliedes und Kirchengesangs „mit besonderer Rücksicht auf Württemberg“. Das Werk erschien zuerst im J. 1847 in zwei Theilen mit einer Vorrede aus Groß-Aspach vom 18. Oct. 1846. Der erste Theil umfaßte unter dem Titel „Die Dichter und die Sänger“, die Geschichte des Kirchenliedes u. s. f.; der zweite, „Die Lieder und die Weisen“, schloß sich einfach an das württembergische Gesangbuch an. Im J. 1852 erschien von dem Werke schon eine zweite Auflage in vier Theilen; der erste Theil der ersten Auflage war nun schon zu dreien erweitert, und so war auch äußerlich die Geschichte des Kirchenliedes zur Hauptsache geworden. Inzwischen hatte er in seinem amtlichen Wirken schwere Kämpfe zu bestehen; seine mannhafte, energische Natur wollte den neuen unkirchlichen und widerkirchlichen Anschauungen nicht weichen; wie er dadurch in seiner Gemeinde vielen zum Segen geworden, so brachte ihn das in Conflikte mit den städtischen Behörden, z. B. über Sonntagsheiligung, über die Stellung der Schule, wegen des Kirchhofs, in welchen er um seines Gewissens willen nicht nachgeben wollte. Als dann aber das Consistorium einen unter seiner Leitung gefaßten Beschluß des Pfarrgemeinderathes, betreffend Verweigerung einer Kirche zur Aufführung von Haydn’s Schöpfung, cassirte, sehnte sich K. von seiner Heilbronner Stelle fort. Er erhielt in Folge davon im J. 1864 das Pfarramt in Erdmannhausen, Oberamt Marbach, unter Beibehaltung seines Titels und Ranges. Hatte er seit dem J. 1853 seine hymnologischen Studien wegen der Ueberbürdung mit amtlichen Arbeiten ruhen lassen müssen, so gab diese neue Stellung ihm vollauf die erwünschte Muße, sie in umfassender Weise wieder aufzunehmen. Die Frucht derselben ist die dritte Auflage seines Werkes, das er nun „Geschichte des Kirchenliedes und Kirchengesanges der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche“ nannte und vom J. 1866 an neu herausgab. In diesem durch den Titel bezeichneten Umfang sollte das Werk nun so ausgeführt werden, daß es sowohl den praktischen Bedürfnissen der gebildeten Volkskreise, als auch dem wissenschaftlichen Interesse der Gelehrten genügen könne. Es ist nicht dieses Ortes im einzelnen zu zeigen, inwieweit es K. gelungen ist, das Ziel, das ihm vor Augen stand, zu erreichen; jedenfalls kann darüber nur eine Stimme sein, daß diese dritte Auflage seiner Geschichte des Kirchenliedes eine Arbeit des mühsamsten und angestrengtesten Fleißes ist, die „seinen Namen auf lange hin in ehrenvollem Gedächtniß erhalten wird“; in den allgemeinen Uebersichten und den Biographien der einzelnen Dichter erweitert sie sich manchmal fast zu einer Geschichte des geistlichen Lebens; und dem Reichthum dessen gegenüber, was geboten wird, wird es niemand verwundern, daß namentlich unter den unzähligen Einzelangaben sich nicht selten auch irrige eingeschlichen haben; im großen und ganzen muß das Werk als ein wohlgelungenes bezeichnet werden, wie es denn ja auch thatsächlich sich in weiten Kreisen als ein höchst brauchbares erwiesen hat. Der erste Haupttheil, „die Dichter und Sänger“ umfassend, ist in dieser Ausgabe auf sieben Bände erweitert, von welchen K. selbst noch sechs herausgab (bis 1869); den siebenten (abschließenden) hat sein Sohn Adolf Wilhelm, damals Professor am Kantonsgymnasium in Schaffhausen [375] (jetzt Hofprediger zu Sophia in Bulgarien), aus dem Nachlaß seines Vaters vollendet und herausgegeben (1872). In den letzten Lebensjahren nahmen Koch’s Kräfte unter schweren Leiden sichtlich ab; als er während eines Urlaubes in Stuttgart weilte, um sich völlige Enthebung von seinem Amte zu erwirken, starb er daselbst am 27. April 1871 an den Pocken. Den zweiten Haupttheil seines Werkes gab für die dritte Auflage in selbständiger Ueberarbeitung (als achten Band des ganzen) Richard Lauxmann unter dem Titel: „Die Kernlieder unserer Kirche im Schmuck ihrer Geschichte“ heraus (Stuttgart 1876).

Zum Theil nach schriftlichen Mittheilungen. – Ein Nekrolog Koch’s scheint nicht erschienen zu sein: die Grabrede des Helfers Theurer ist gedruckt, Stuttgart bei Schweizerbart, 1871.