ADB:Koch, Karl Ludwig
Wilhelm, welcher in demselben Jahre als Arzt nach dem benachbarten Kaiserslautern kam, wandte er sich hauptsächlich dem Studium der Zoologie zu, durchforschte die heimathliche Fauna mit unermüdlichem Eifer und legte den Grund zu seinen später so bedeutenden Sammlungen. Seine ersten kleineren entomologischen [394] Arbeiten erschienen in den entomologischen Heften 1803. Im J. 1805 wurde K. als Revierförster nach Ursberg in Schwaben und 1807 als Oberförster nach Bregenz am Bodensee versetzt. Hier wandte er sich vorzugsweise der Ornithologie zu und begann die Ausarbeitung seines ersten größeren Werkes „System der baierischen Zoologie“, dessen erster von der königlichen Akademie sehr günstig beurtheilter Band 1816 erschien. In seiner neuen Stellung in Burglengenfeld in der Oberpfalz, wohin er 1814 versetzt wurde und später als Kreisforstinspector (1818) und als Forstrath (1826) in Regensburg vollendete er auch die übrigen Bände dieses Werkes, stieß jedoch mit der Herausgabe auf Schwierigkeiten, so daß nur die Amphibien im Auszuge in „Sturm’s Deutschlands Fauna“ 1828 erschienen. Für Panzer’s Fauna unternahm K. einen Theil der Apteren. Im J. 1835 erschien das erste Heft von „Deutschlands Arachniden, Myriapoden und Crustaceen“, welches in der Folge auf 40 Hefte mit zahlreichen Abbildungen heranwuchs. Dem anfänglichen Plane entgegen nahm K. später von den Arachniden nur die Ordnung der Milben auf. Es hatte dies seinen Grund darin, daß er nach Dr. Hahn’s Tode (1836) die Fortsetzung von dessen Arachnidenwerk übernahm (16 Bände mit 1560 Abbildungen). Für die systematische Anordnung der Arachniden veröffentlichte K. ein kleines Werk: „Uebersicht des Arachnidensystems“, Nürnberg 1837–39. Bei seinen Arbeiten über die deutschen Myriapoden hatte K. auch die außerdeutschen Arten mit in Betracht gezogen und hatte er von den verschiedensten Seiten ein so reiches Material erhalten, daß er beschloß die ganze Abtheilung speciell zu behandeln. Es erschien zuerst 1847 eine vorläufige Uebersicht „Das System der Myriapoden“, worin er die Systematik behandelte und zahlreiche neue Arten kurz beschrieb. Das Hauptwerk erschien erst nach seinem Tode 1863. Wegen der geringen Vorarbeiten, auf welche K. sich hatte stützen können, war die Arbeit keineswegs leicht. Trotz des großen Fleißes, den er unleugbar auf die Arbeit verwandt hat, ist es ihm nicht gelungen die mannigfaltigen Schwierigkeiten zu überwinden, so daß diese Arbeit sehr bedeutende Mängel zeigt. Die Abbildungen, auf welche K. hauptsächlich Werth legt, sind auf den ersten Blick allerdings durch saubere Ausführung und hübsches Colorit bestechend, bei näherer Betrachtung erweisen sie sich jedoch vielfach als sehr ungenau und unklar; auch die Diagnosen lassen recht häufig zu wünschen übrig. Im J. 1844 veröffentlichte K. eine kleine Arbeit „Systematische Uebersicht der Zecken“ im Archiv für Naturgeschichte, Jahrgang IV. Darauf wandte er sich den damals noch wenig bekannten Aphiden zu und schrieb darüber ein größeres Werk, welches erst kurz vor seinem Tode veröffentlicht wurde: „Die Pflanzenläuse, Aphiden, getreu nach dem Leben abgebildet und beschrieben“, 9 Hefte mit 42 fein ausgemalten Kupfertafeln, Nürnberg 1843–57. In Folge einer Aufforderung von Berendt in Danzig bearbeitete er um dieselbe Zeit die im Bernstein befindlichen Arachniden, Myriapoden und Crustaceen, welche in dessen Werk: „Die organischen Stoffe im Bernstein“ 1854 erschienen. Die letzte wissenschaftliche Arbeit Koch’s über die Dipteren, welche gegen 200 Arten umfaßt mit ebensoviel von ihm selbst sorgfältig gezeichneten Abbildungen ist unvollendet geblieben. Im J. 1846 ging K. in den Ruhestand, um sich ganz seinen wissenschaftlichen Arbeiten widmen zu können. Doch schon im Herbste desselben Jahres traf den rastlos thätigen Forscher der schwere Schlag, daß sich bei ihm ein Staarleiden ausbildete, welches ihn der gänzlichen Erblindung entgegenführte. Er zog zunächst zu seinem Bruder nach Erlangen und nach dessen Tode (1849) nach Bamberg, um mit Dr. Haupt seine vollendeten Werke über Myriapoden und Aphiden zum Druck völlig vorzubereiten. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er bei seinem Sohne in Nürnberg. K. starb am 23. August 1857.
Koch: Karl Ludwig K., Sohn des Kammerraths K., wurde am 22. September 1778 zu Kusel in der Rheinpfalz geboren. Sein Jugendunterricht war sehr mangelhaft, da in Folge der französischen Revolution die Pfalz von republikanischen Truppen besetzt und am 26. Juli 1794 seine Vaterstadt von denselben niedergebrannt wurde. So blieben seine elementaren Kenntnisse nur lückenhaft und war er gezwungen durch späteres Selbststudium namentlich im Lateinischen und Griechischen diesen Mangel zu ergänzen. Auf den Wunsch seines Onkels, welcher Forstmeister in Kaiserslautern war, widmete sich K. dem Forstfache und wurde 1797 Förster in Mölschbach. Angeregt durch seinen Bruder