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ADB:Kohl, Ditmar

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Artikel „Kohl, Ditmar“ von Werner von Melle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 422–423, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kohl,_Ditmar&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:36 Uhr UTC)
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Kohl: Ditmar K., Hamburgischer Bürgermeister und Seeheld, geb. gegen Ende des 15. Jahrhunderts, war nach dem Ausspruche eines alten Chronisten „schon ehe er zu Rath gewählt ward in dem Credit, daß er zu wichtigen Unternehmungen nützlich gebraucht werden könnte“. 1525 nahm er in sehr rühmlicher Weise Theil an dem Kriegszuge der Hamburger gegen den Seeräuber Claus Kniphoff. Er führte damals einen der 4 zweimastigen Kraffeln, welche der Rath unter dem Oberbefehl des Admirals Simon Parseval ausgesandt hatte, um den verwegenen Piraten in offenem Kampfe zu begegnen. Als man diesen glücklich in den Gewässern der Osterems angetroffen hatte, fiel K. die schwierige Aufgabe zu, von seinem Kraffel aus das weit größere Hauptschiff der Feinde, die Gallion zu entern und im Sturme zu nehmen. Er vollbrachte dies am 7. October 1525 mit großer Umsicht und Bravour und entschied dadurch das Treffen, welches mit der völligen Niederlage Kniphoff’s endigte. 8 Stunden dauerte der Kampf, in dem K. und seine Leute wie Helden fochten. Im Angriff so kühn als besonnen, im Streite fest und stark, keinen Schritt zurückweichend, – vorwärts dringend oder todt niedersinkend, rechtfertigten diese Tapferen wohl die späteren Worte ihres Feindes Kniphoff: „Ich hätte nicht gedacht, daß solche Männer in solchen grauen Wämsern stecken; sie fielen zu mir ins Schiff nicht wie Menschen sondern wie die leibhaftigen Teufel“. K. hatte außerdem noch die Genugthuung, daß von einem seiner Untergebenen Kniphoff selbst gefangen und ihm überliefert wurde, und daß er dann den gefürchteten Seeräuber auf seinem Kraffel lebendig nach Hamburg bringen konnte. Nachdem er seiner Heldenthaten wegen viel Preis und Ehre bei Rath und Bürgerschaft und auch wohl einen guten Theil an der ehrlichen Kriegsbeute davon getragen hatte, wurde er 2 Jahre darauf, 1527 zum Rathsherrn gewählt. Als solcher beförderte er zunächst die Kirchenreformation, an deren friedlicher Durchführung in Hamburg seine Vermittelungsgabe großen Antheil hatte. 1536 versuchte er sich wieder im Waffenwerk als Admiral der Hamburger Schiffe auf der Unterelbe und wehrte erfolgreich den Uebergang der Truppen des Pfalzgrafen Friedrich ab, welche von Hadeln aus in Holstein einfallen wollten. 1542 verwaltete er das Amt Bergedorf und veranlaßte daselbst die Abfassung einer neuen Kirchenordnung. [423] Seit 1548 zur Bürgermeisterwürde erhoben, leitete er 1559 die Vertheidigung der Elbinsel Moorburg gegen die Angriffe Herzog Otto’s von Lüneburg-Harburg. Nachdem er noch 1562 mit 2 seiner Rathskollegen in diplomatischer Mission nach Kopenhagen gegangen war und dort einen Streit seiner Stadt mit dem König von Dänemark glücklich beigelegt hatte, starb er in Hamburg am 22. September 1563. Seine Vaterstadt verlor in ihm einen ihrer hervorragendsten und wackersten Söhne, einen Mann, der ihr Jahrzehnte hindurch in Kriegs- wie Friedenszeiten mit klugem Rath und kühner That rühmlich zur Seite gestanden hatte. Ein bescheidenes Denkmal wurde ihm dadurch gesetzt, daß eine der großen Hamburger Seetonnen, welche das Fahrwasser an der Elbmündung bezeichnen, seinen Namen erhielt. Doch auch dieses unbedeutende Erinnerungszeichen, die Ditmar Kohl’s Tonne ist leider im Laufe der Zeit, vielleicht bei einer späteren Veränderung des Fahrwassers, abhanden gekommen.

N. Wilckens, Hamb. Ehren-Tempel, Hamburg 1770, S. 14 ff. O. Beneke, Hamb. Geschichten und Sagen, 2. Aufl., Hamburg 1854, S. 172 ff. und die dort S. 382 aufgeführten Quellen.