ADB:Konrad von Waldhausen

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Artikel „Waldhauser, Konrad“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 700, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_von_Waldhausen&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 11:32 Uhr UTC)
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Waldhauser: Konrad W. (von Waldhausen), berühmter Prediger in Böhmen, † zu Prag am 8. December 1369. Er war zu Waldhausen in Oberösterreich geboren, gehörte dem Orden der regulirten Chorherren des h. Augustinus an, wurde 1349 zum Priester geweiht und war mehrere Jahre als Lehrer und Prediger in Oesterreich thätig. 1360 oder 1362 wurde er von Karl IV. nach Böhmen berufen, erhielt die Pfarrpfründe zu Leitmeritz und wirkte in der St. Gallikirche zu Prag als Prediger, bis er 1364 zum Pfarrer an der Teynkirche in Prag ernannt wurde. Er predigte unter großem Zulauf und mit großem Erfolge (deutsch und lateinisch, nicht böhmisch) gegen den Hochmuth, die Habsucht und Ueppigkeit der Prager, auch gegen die Sünden der Geistlichen und der Bettelmönche. 1364 wurde er von den Dominicanern wegen zweier ketzerischer Artikel, die er gelehrt haben sollte, bei dem Erzbischof Arnest von Pardubitz verklagt. Er vertheidigte sich schriftlich. Zu dem von dem Erzbischof angesetzten Termine für eine öffentliche Disputation erschienen die Ankläger nicht. Bei der Anwesenheit des Erzherzogs Rudolf von Oesterreich in Prag wollte W. seinen Streit mit den Bettelmönchen zum Gegenstand einer Predigt machen, ließ sich aber von seinen geistlichen Obern bestimmen, davon abzustehen. Die Einladung des Erzherzogs, nach Oesterreich zurückzukehren, lehnte er ab. Als Vorläufer von Johannes Hus kann W. nur wegen seiner scharfen Bußpredigten und wegen seines Auftretens gegen die Bettelmönche bezeichnet werden. Die dogmatischen Anschauungen von Hus finden sich bei ihm nicht. Gedruckt ist von ihm (bei Höfler, Geschichtschreiber der hussitischen Bewegung im 2. Bande der Fontes rerum austriacarum, 1865) seine Verantwortung gegen die Anklagepunkte der Mönche. Als handschriftlich vorhanden werden verzeichnet: „Postilla studentium Pragensium“ (2 Folianten), „Prothemata sermonum, Accusationes mendicantium“. – Daß W. in Böhmen auch Stiekna genannt worden sei, beruht auf einem Irrthum: in dem Briefe des Andreas von Broda an Hus vom Jahre 1414 heißt es: ab antiquis temporibus Milicius, Conradus, Sczekna et alii quamplurimi contra clericos praedicaverunt. Hier darf das Komma hinter Conradus nicht fehlen. Johann von Stiekna war ein Cistercienser, der später als W. in ähnlichem Sinne als Prediger wirkte.

Palacky, Geschichte v. Böhmen. Prag 1845, 2. Bd., 4. Abth., S. 161, 182. – Jordan, Die Vorläufer des Husitenthums. Lpz. 1846. – Krummel, Geschichte der böhmischen Reformation. Gotha 1866. S. 228. – Czarwenka, Geschichte der evangelischen Kirche in Böhmen. 1869. – Lechler, Joh. v. Wiclif. Lpz. 1873, Bd. 2, S. 116. – Hefele, Conciliengeschichte VII, 29. – Vgl. Freiburger Kirchenlexikon XI, 791.