ADB:Krèn, Adele

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Artikel „Krèn, Adele“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 767–768, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kr%C3%A8n,_Adele&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 06:13 Uhr UTC)
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Krèn *): Adele K., eine hochtalentirte, leider jedoch früh verblichene Operettensängerin, wurde am 20. October 1860 zu Darmstadt geboren, wo ihr Vater Josef K. Baßbuffo bei der großherzoglichen Oper war. Der Beruf der Eltern, sowie natürliche schauspielerische Anlagen führten schon die Sechsjährige zu erfolgreicher Theilnahme an Kinderkomödien. Im zehnten Jahre begeisterte sie in Mainz beim Benefiz des Vaters das Publicum durch einen schwierigen Soloscherz; im zwölften rettete sie, ohne Soufflirbuch und Noten mit zwei solcher Soloscherze und „Der Pole und sein Kind“ in die Bresche tretend, ein vom Vater veranstaltetes Concert in Bielefeld, das am Ausbleiben [768] der Noten zu scheitern drohte. Mit 141/2 Jahren trat sie ihr erstes festes Engagement für muntere und naive Liebhaberinnen zu Elberfeld an und reiche Gunst des Publicums lohnte das reizende Püppchen für Annaliese, Preciosa, Käthchen von Heilbronn, Fenella u. a. Noch im Herbst 1874 gefiel sie am Wallner-Theater zu Berlin als Therese in G. v. Moser’s „Ultimo“ sehr, ging aber, in ihren Erwartungen auf Beschäftigung enttäuscht, nach Mainz, wo sie sich mit bestem Gelingen als Soubrette versuchte und durch die zufällig übertragene Rolle ihrer Namensschwester Adele in Strauß’ „Fledermaus“ ihr neues Fach siegreich inaugurirte. Die zarte Sopranstimme der vom Vater sorgsamst musikalisch Ausgebildeten gewann in den nächsten Jahren an Kraft und Schmelz. Mit den Eltern nach Zürich gegangen, spielte sie den „Kleinen Richelieu“ und die Marie in „Czar und Zimmermann“. Charles Maurice berief sie an sein Hamburger „Thalia-Theater“, dem sie beim Gastiren am Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater, damals der führenden Operettenbühne Deutschlands, ein Antrag dahin ausspannte. Maurice entband sie großmüthig ihres mehrjährigen Contracts und so gehörte sie denn seit 15. November 1877 dem eben genannten Berliner Ensemble als überaus leistungsfähiges und allbeliebtes Mitglied an. „Ihr frisches Naturell, ihr Humor, der sich in einer allerliebsten Schalkhaftigkeit äußerte, das Feuer ihres Temperaments, brachen schon – beim ersten dortigen Auftreten – als ,Adele‘ (s. o.) durch und man war entzückt von ihrem feinpointirten Coupletvortrag. Sie setzte unter Capellmeister Kleffel’s Leitung in Berlin ihre Gesangsstudien mit Eifer fort und gewann bald eine große Kehlfertigkeit. Die schönste Seite ihrer Begabung enthüllte sich erst in lyrischen Partien“ – so urtheilt ein kundiger Kritiker, Rud. Elcho. In „Graziella“, als Boccaccio in Suppé’s gleichnamiger Operette, als „Kleiner Herzog“ feierte die graziöse und poetische Schauspielerin und höchst innige, süße, gefühlvolle Töne darbietende Sängerin glänzende Triumphe; in diesen und andern von ihr geschaffenen Rollen wie Pulcinella und Fiametta hat keine Nebenbuhlerin und Nachfolgerin sie an Wirkung oder künstlerisch erreicht, geschweige übertroffen. Den „Seekadett“ und „Césarine“ hat die genial begabte Jüngerin der Thalia und Euterpe in nur vier Tagen einstudirt. Seit Sommer 1879, als ihr Ruhm Deutschland zu erfüllen begann, befiel sie die heimtückische Krankheit, welche sie, trotz zweier südlichen Winteraufenthalte, am 22. (29.?) März 1882 zu Meran hinwegraffte. Von Berliner Kunstfreunden und Colleginnen finanziell gestützt, hatte die vom Tode Gezeichnete geklagt: „Ach, nur gesund werden, damit ich wieder singen kann; außer dem Theater kein Glück, kein Leben!“

Schöner warm empfindender gründlicher Nekrolog aus der Feder Rud. Elcho’s im Almanach der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger, hrsg. von E. Gettke, XI (1883), S. 112–14. – Lebens- und Charakterskizze mit Briefen u. s. w. bei Ad. Kohut, Die größten und berühmtesten deutschen Soubretten des 19. Jahrhunderts, S. 120–125. – Erwähnung bei Jos. Kürschner, Jahrbuch für das deutsche Theater II (1879), S. 296. – In allen anderen Bühnenlexicis u. dgl. fehlt sie. – Viele Artikel und Notizen in Berliner u. a. Großstadt-Zeitungen nach dem Tode. – O. G. Flüggen, Biogr. Bühnen-Lex. I (1892), 180.

[767] *) Zu Bd. LI, S. 376.